Wie in jedem Jahr widmet sich die StZ ausführlich den Zuschriften, die es aus Platz- und sonstigen Gründen übers Jahr nicht ins Blatt geschafft haben. Hier eine Auswahl der besten Leserbriefe.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Wenn es einen Originalitätswettbewerb für Leserbriefe gäbe, hätte Thomas S. erstklassige Chancen auf die Goldene Schwertgosch in Salzsäure mit Stechapfellaub und Kettensägen. Denn, so Herr S. in seiner E-Mail, „wenn es einen Verhunzungswettbewerb für die deutsche Sprache gäbe“, hätte eine bestimmte Kollegin „erstklassige Chancen auf die Eiserne Zibebe in Senfsauce: Wahllos aneinander gereihte Namen, unerklärte Sachverhalte, diffuse Metaphern, verzweifelt inszenierte Banalitäten, beleidigende Zitate, unsinnige Assoziationen, wirrer Satzbau“, findet S., der damit noch lange nicht fertig ist: „Geschmacklos, ärgerlich, dumm. Als es noch gelernte Schreiber gab, hätte man ,gequirlte Kacke‘ gesagt.“ Aber für den „hochgradig unprofessionellen Seich“, den die Dame „in ihrer biblischen Ahnungslosigkeit“ abgeliefert habe, gebe es nur Dreierlei: „Lebenslanges Schreibverbot oder eine Zwangs-WG mit Dieter Bohlen oder beides.“

 

Damit bewegt sich Herr S. freilich in Richtung seelische Grausamkeit, weshalb wir lange überlegt haben, ob wir die Bohlen-Passage überhaupt veröffentlichen sollen. Zum Glück hat der Mann aber die Kurve dann doch noch gekriegt und ist innerhalb der Grenzen des guten Geschmacks geblieben: „Ich hatte den Artikel ausgeschnitten, um mir eine Spucktüte daraus zu falten. Allein – sie war zu klein.“

Mit Liebe und Umsicht verfasst

Sie sehen, liebe Leser, es lohnt sich schon, wenn man seinen Brief mit etwas Liebe und Umsicht verfasst. Das erhöht unbedingt die Chancen auf einen Abdruck. Wobei natürlich so ziemlich alles, was uns in den vergangenen zwölf Monaten auf den Schreibtisch gekommen ist, gegen Herrn S. nur zweiter Sieger sein kann. Packen wir es trotzdem an (alle Zitate sind in der Originalschreibweise wiedergegeben):

Unser Leser Mario K. etwa ist durchaus bemüht, in die höhere Liga des gepflegten Redaktionsdissens vorzustoßen, allein, er wirft mehr Fragen auf als er beantwortet: „Bitte denkt nicht ihr wärt besser als Adolf Hitler den er wollte auch nur die Osterweiterung richtig ? Not think better you Adolf Hitler dont Kill German man.“

Unhabilitierte Professoren! Igitt!

Da loben wir uns eine Akademikerin, die ihren „Dr.-Titel seriös erworben hat und nicht an einer der modernen Hochschulen, an denen unhabilitierte Leute unterrichten“. Igitt! Unhabilititiert! Da könnten diese Professores ja gleich für die StZ schreiben, die, wie Dr. Dorothea W. findet, auch kein Niveau hat. Außerdem berichte das Blatt „nahezu immer über mir völlig unbekannte Leute. Auch von einem Herrn Blattner (Fußball) habe ich erst in den letzten Wochen gehhört, weil der Name ständig in den Medien wird.“

Doch Ernst beiseite . . .

Überhaupt scheint der Name des vormaligen Fifa-Scheffes den Buchstaben „n“ anzuziehen wie der Weltverband den Schummelvorwurf, wenn auch nicht immer absichtslos: „Die Welt leidet am Fußball-Fieber, den (Korruptions-Sepp) Blattern. FIFA = Fuck It Football Ass (Scheiß drauf Fußball am Arsch),“ meint Roland K., der uns damit immerhin die tröstliche Erkenntnis vermittelt, dass nicht nur die Zeitung hier und da in der Kritik steht. Wobei wir natürlich jede gedankliche Nähe zum Weltfußballverband von uns weisen würden. Die Brüder haben einfach ein paar Millionen mehr auf dem Konto.

Andererseits: „Millionen, Milliarden – für den einfachen Leser sind das doch spanische Dörfer“, wie ein längst verstorbener Lokalredakteur einst in völliger Verkennung von Kommastellen und gebräuchlichen Redewendungen schrieb. Völlig recht hingegen hat natürlich Rudolf S., der über die Behauptung gestolpert ist, es sei „Öl für eine Billion Dollar geflossen. Das ist nicht nur falsch, das kann auch gar nicht sein. Vielleicht rechnen Sie mal nach. Das englische billion ist im Deutschen eine Milliarde“. Auch Günter H. hat uns – nostra culpa – auf einen ziemlichen Hund im Zahlenwerk aufmerksam gemacht, weil wir eine 200-Kilogramm-Bombe im selben Text auf 20 Zentner aufgeblasen haben. „Haben Sie denn niemanden“, schreibt Herr H., „in Ihrer Redaktion der Abitur hat oder selbst jemanden kennt ,der Abitur hat ?“ Am besten vielleicht noch jemanden, der auch noch in Geografie immer schön aufgepasst hat, denn dann hätte Bernd Z. sich auch die Mühe seiner E-Mail sparen können: „Vielen Dank für die indirekte Information, dass Prag die Hauptstadt Ungarns ist!“

Homerische Heiterkeit

Doch Ernst beiseite, es gibt natürlich auch Korrespondenzen von nachgerade homerischer Heiterkeit: „das Problem ist nicht die Broschdiduzion,noi des sen ihr billige Schreiberlinge!!!!!“, analysiert Rainer T. Und Heidi M. war regelrecht zufrieden mit uns: „vilen Dank für den sehr informativen und mit Fakten spickten Artikel“. Und weil es so schön ist, gleich noch die Mail von Mariusz B. aus Oldenburg: „Ich bin schon lange ein Fan Ihrer Zeitung“, schreibt er. „Ich habe auch schon vielen Freunden, Familien Verwandten und Bekannten über Ihre interessanten Berichte erzählt.“ So was geht uns runter wie Öl, so dankbar sollten unsere schwäbischen Landsleute auch mal sein. Wie? Die Mail geht noch weiter? „Ich würde Sie gerne fragen, ob es Ihnen möglich wäre, mir kostenlose Werbeartikel zukommen zu lassen.“

Aber verlassen wir diese trapsende Nachtigall und wenden uns wieder denjenigen zu, die schreiben, ohne deshalb gleich eine materielle Gegenleistung einzufordern. Thomas S. etwa dürfte nicht in der Stimmung für ein StZ-Kugelschreiberle sein: „Ihre Sportredaktion ist die destruktivste und Inkompetenzlastigste Deutschlands“, findet er. Und Suzan M. hat nachgerade ein Memento mori für die Zeit, wenn alles Materielle wertlos geworden ist: „wenn sie mit dem thema bestattungen berührungsängste haben sollten sie keinen kommentar abgeben! aber seien sie sicher, auch sie werden irgendwann davon betroffen sein . . .“ Aber wie sagte schon Ralf M.? „Mir scheint, die Meinung der Leser ist Ihrer Redaktion schietegol.“

Schlussworte aus der Lostrommel

Das dann doch nicht. Aber wir können eben nicht alles abdrucken, nicht mal an Silvester. Deshalb haben wir die drei traditionellen Schlussworte nahezu willkürlich aus einer großen Lostrommel ziehen müssen: „Ihr Artikel ist links krimineller geistiger Giftmüll“ (Reinhard L.), „Gell ^ ^Ihr seid journalistisches feiges Dreckpack“ (Martin A.) und „Ihr seid eine ganz beschißene Zeitung. Lügenpresse.“ (Elvis S.).

PS: Nicht verschwiegen werden soll zum guten Schluss, dass die eingangs von Thomas S. geschumpfene Kollegin so professionell wie damenhaft reagierte. Sie hat herzlich gelacht.

Und was sonst noch so einlief . . .

Dipl. Ing. (FH) Heinz G.
„Man mag sich nicht vorstellen, was die Redakteure der StZ beim Adolf geschrieben hätten.“

Reinhard L. „(…) Wann wird Euer Dreckblatt endlich im Verfassungsschutzbericht erwähnt?“

Märit S. „Kann sich einer, nur weil er regelmäßig eine Kolumne in der StZ veröffentlichen darf, denn alle Unverschämtheiten erlauben?“

Johann K. „Sie manipulieren! Das nennen andere dann Lügen-Presse. Und irgendetwas ist dran“

Martin S. „(…) ihr Schreiberling mit Profilneurose sollte doch lieber seine Fähigkeiten woanders einsetzen z.B. Müllabfuhr, Steinbruch (…)“

Günther K. „Als Ruheständler und ehemaliger Verkaufsleiter Osteuropa kann man mich nur noch mit Dialektik, Naivität und ersichtlicher Dummheit ärgern.“

Hans-Dietmar N. „Der Kommentar ist so ziemlich das niveauloseste, verlogenste und perfideste, das es in einer überregionalen Tageszeitung mit journalistischem Anspruch bis auf die Seite 1 gebracht hat.“

Dr. Dieter H. „Welcher Teufel reitet die von mir hoch geachtete Stuttgarter Zeitung, so einen Scheiß zu veröffentlichen?“

Gerhard B. „Ich lese seit 40 Jahren die Stuttgarter Zeitung im Abo. Jetzt hab ich davon Tinitus- im Auge. Wo ich in der Zeitung hinschau nur PFEIFEN.....“

Jakob H. „Woooooooooooooooooo in diesem Sachzusammenhang sind mahnende Worte der StZ ?“

Maria B. „Was für ein herrlicher Artikel, so richtig aus dem Herzen geschrieben.“

Richard H. „Ich klage sie an, schon wieder rauchend Personen abzubilden. Die Tabakmafia wird sich jedenfalls erkenntlich zeigen!“

Gerhard B. „Was für ein verkommenes Scheiß-Blatt“

Hans A. „Dass sich arrogante und oberflächliche Journalistendeppen in Unkenntnis dieser Tatsachen über Feiertage Russlands lustig machen, zeigt in welcher charakterlicher Liga diese Schmutzfinken spielen. Do Swidania StZ Schämen Sie sich !!“

Rainer B. „Zur Info: Für einen kollektiven Würgreflex am Frühstückstisch sorgte bei uns Ihr ausführlicher Artikel über Body Modification. Herzlichen Dank dafür.“