Die Stadt Schorndorf will den scheidenden technischen Amtschef Andreas Stanicki nicht ersetzen und die bisher von ihm verantworteten Dezernate völlig neu zuordnen. Profitieren werden die Stadtwerke sowie ein neu formiertes Finanzdezernat.

Schorndorf - Gerade 14 Monate nach der letzten Umorganisation steht der Schorndorfer Stadtverwaltung erneut eine neue Struktur ins Haus. Der Anlass ist diesmal der Rückzug des Baubürgermeisters Andreas Stanicki, der nach internen Widerständen innerhalb der Stadtverwaltung erklärt hatte, nicht mehr zur Wahl antreten zu wollen.

 

Der mit Hilfe von externen Beratern erstellte Neuentwurf sieht vor, keinen Baubürgermeister mehr einzustellen und die technischen Referate innerhalb der Dezernate komplett neu zuzuordnen. Die Tiefbauer sollen laut der neuen Konzeption den Stadtwerken zugeschlagen werden, das Friedhofswesen kommt zum Bürgerservice. Die für die Stadtentwicklung zuständigen Verwaltungsleute werden in Oberbürgermeister Matthias Klopfers eigenes Dezernat versetzt und durch einen neu einzustellenden Stadtplaner verstärkt.

Das Gebäudemanagement, früher Hochbau genannt, kommt unter die Hoheit des Finanzdezernats. Dessen neuer Chef wird per Ausschreibung und Wahl neu bestimmt – allerdings mit einem Wunschkandidaten, nämlich dem jetzigen Kämmerer Thorsten Englert. Es solle, wie Klopfer sagte, bereits in der Stellenausschreibung vermerkt werden, dass sich der jetzige Finanzdezernent für diese Stelle bewerbe. Auch sämtliche Fraktionen des Gemeinderats stellten beim Pressegespräch in Aussicht, Englerts Kandidatur im Zweifelsfall unterstützen zu wollen.

Die Mitarbeiter seien zu Beginn dieser Woche informiert worden, auch der Personalrat wisse Bescheid, sagte Klopfer. Er setze, so der OB, damit einen Auftrag des Gemeinderats um, die Zuständigkeiten neu zu ordnen. Am 18. Februar muss der Gemeinderat über die neue Struktur entscheiden. Klopfer sagte, man setze auf diese Weise auch Sparvorgaben um, die sich die Verwaltung bei der Verabschiedung des letzten Etats selbst auferlegt habe. Eingespart werde künftig der bisherige Baubürgermeister und seine Referentin, was laut Klopfer mit jährlich 200 000 Euro zu Buche schlage. „Diese Stellen sind nicht ganz günstig “, sagte der OB.

Keiner der vier Schorndorfer Gemeinderatsfraktionsvorsitzenden stellte den Sinn dieser Neuorganisation der Verwaltungsspitze in Frage. Ihm sei es wichtig gewesen, „eine Lösung zu finden, die langfristig trägt“, sagte der CDU-Fraktionschef Hermann Beutel. Künftig müsse aber auch „der Sachverstand aus der zweiten Reihe gewürdigt werden.“

„Die SPD sieht die Neuorganisation als Chance für die Stadt“, sagte deren Fraktionschef Karl-Otto Völker. Dass es gegen eine solche Veränderung Widerstände aus der Verwaltung gebe, nannte Völker „normal“. Für den FDP/Freie Wähler-Chef Peter Erdmann ist die Veränderung „ein gangbarer Weg“, den seine Fraktion mittrage – „auch wenn es bei uns kritische Stimmen gibt“. Und der Schorndorfer Grünen-Fraktionssprecher Werner Neher lobte, dass die Verwaltung, ihre Strukturen verändere „und mehr zu einem Dienstleistungsunternehmen wird“.

Bei der letzten Umorganisation hatte es vereinzelte Misstöne aus der Verwaltung gegeben – unter anderem den Kritikpunkt, es würden seit langem bestehende Strukturen zerschlagen, was der Effektivität nicht nutze. Matthias Härer, ein Mitglied der CDU-Fraktion, hatte in der Diskussion im November 2014 hinsichtlich des Oberbürgermeisters das Bonmot geprägt, „dass der König sich ein neues Reich baut“. Der OB hatte das zurückgewiesen, er sei „extrem teamorientiert“.

Wenn der Schorndorfer Gemeinderat am 18. Februar zustimmt und tatsächlich alle technische Referate umgesiedelt werden, dann stellt sich zudem die Frage, was mit deren bisherigen Büros geschieht. Zwei Gebäude nehmen die technischen Referate bisher in der Schorndorfer Johann-Philipp-Palm-Straße sowie am Archivplatz in Anspruch. Das gäbe der Diskussion um eine Markthalle neuen Schwung, hieß es unter anderem bei dem Pressegespräch zur Umorganisation der Verwaltung.