Bar statt Burger, Food Truck statt Restaurant und Konzentration auf Catering und gehobene Küche: Das Unternehmen Schräglage stellt sich neu auf. In Bezug auf das Vereinsheim von Eintracht Stuttgart habe man laut Geschäftsführer Heiko Grelle Lehrgeld zahlen müssen.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Als der weiße Rauch verflogen war, war kein neuer Papst gewählt, sondern eine Küche im Eimer. Genauer gesagt die Küche des Vereinsheims von Eintracht Stuttgart auf der Waldau. Eine Fritteuse hatte Ende September gebrannt und das Herzstück des Lokals unbrauchbar gemacht just zu dem Zeitpunkt, als die Pächter, die Schräglage Gastronomie-Gruppe, einen Nachfolger gefunden hatte.

 

Die Schräglage stellt sich nämlich derzeit neu auf. Aus dem Restaurant am Wilhelmsplatz wird wie berichtet eine Bar. Das neue Projekt wird gemeinsam mit den Betreibern des Clubs Freund und Kupferstecher umgesetzt. Die Burger der Schräglage gibt es künftig bei unterschiedlichen Anlässen aus dem Foodtruck Asphaltsurfer, der von Adam Leddy betrieben wird. Den meisten Wirbel verursachte aber vor wenigen Wochen die Nachricht, dass die Schräglage das Vereinsheim von Eintracht Stuttgart abgibt. Und dann brannte es dort auch noch!

Glück im Unglück: der neue Pächter bekommt eine nagelneue Küche

Prompt hieß es, die Schräglage habe die Küche selbst angezündet, um das nicht sonderlich lukrative Vereinsheim-Geschäft auf besonders heiße Weise loszuwerden. „Alles Quatsch“, sagt Eckehardt Fritz, seit 40 Jahren Präsident von Eintracht Stuttgart, seit 50 Jahren der Hauptkassier des Vereins. „Das war ein reines Missgeschick und zu 100 Prozent nicht beabsichtigt.“ Überhaupt sei der Brand im Nachhinein in der Rubrik „Glück im Unglück“ einzuordnen: „Der neue Pächter bekommt jetzt eine komplett neue Küche, ganz nach seinen Vorstellungen gestaltet“, sagt Fritz.

Heiko Grelle, Geschäftsführer der Schräglage, die ursprünglich aus der Textilwirtschaft kommt und innerhalb weniger Jahre zum Gastronomie-Betrieb mit eigenem Club, Catering-Unternehmen – unter anderem für die Stuttgarter Kickers – und Betreiber des gehobenen Lokals Joyce in der Spielbank geworden ist, bezeichnet den Ausstieg aus dem Vereinsheim als wirtschaftliche Entscheidung, die einen logistischen Hintergrund hat.

Die Eintracht war als Küche für die Stuttgarter Kickers nicht mehr nötig

„Das hat nichts mit dem Abstieg der Kickers zu tun, dass wir nun kleinere Brötchen backen müssen“, so Grelle, und weiter: „Als wir als Caterer den Zuschlag für das Gazi-Stadion bekommen hatten, hatten wir noch keine Catering-Infrastruktur. Da hielten wir es für das beste, das Vereinsheim in unmittelbare Nähe zu nutzen“, erklärt Grelle. Durch die Aufwertung der Küche bei den Kickers sei die Eintracht als Brückenkopf aber nicht mehr nötig gewesen.

Dazu kämen die Besonderheiten der Vereinsheim-Bewirtung. „In der Praxis haben wir schnell feststellen müssen, dass wir keine Vereinsheimmacher sind. Das kann nur eine Wirtsfamilie mit Leib und Seele machen und kein Unternehmen, das ein Vereinsheim an Stelle sieben wirtschaftlich begleitet“, so Grelle weiter.

Der Nachfolger bleibt trotz Küchenbrand an Bord

Eintracht-Präsident Eckehardt Fritz sieht das ganz genauso: „Da muss man sich komplett darauf konzentrieren.“ Er sei über die Pläne der Schräglage frühzeitig informiert gewesen. „Wir hatten den Eintracht-Verantwortlichen unsere Gründe frühzeitig erläutert und ihnen versprochen, dass wir so lange weitermachen, bis wir gemeinsam einen neuen Pächter gefunden haben“, sagt Heiko Grelle. An die Nachricht vom Brand erinnert sich der Schräglage-Geschäftsführer ungern: „Ich konnte es zuerst nicht glauben, weil wir endlich einen Nachfolger gefunden hatten. Ich war mir sicher, dass der nach dem Brand wieder aussteigen würde.“ Dem ist nicht so, der Nachfolger ist an Bord geblieben. Im neuen Jahr soll eine griechisch-deutsche Familie im Vereinsheim kochen. Ab wann genau, ist laut Eintracht-Präsident Fritz noch nicht klar, da die Reparaturarbeiten in der Küche noch längst nicht abgeschlossen seien.

Ein bisschen traurig ist der Vereinschef noch immer: „Wir waren nicht froh, als die Schräglage uns ihren Entschluss mitgeteilt hat, gerade weil wir mit ihnen immer zufrieden waren.“ Als Nachbar im Gazi-Stadion bleibt die Schräglage der Eintracht aber zumindest erhalten.