Aus Sicht der SPD ist die schwarz-rote Koalition nach dem angekündigten Rückzug von CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer nicht in Gefahr. Ein Problem für die Sozialdemokraten wäre aber ein Rechtsruck der CDU – und ein vorzeitiger Abschied von Kanzlerin Merkel.

Berlin - Wenige Minuten nachdem die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer offiziell ihren Verzicht auf Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz erklärt hat, zuckt Saskia Esken nur mit den Schultern und bekommt kein Wort heraus. Der SPD-Vorsitzenden hat allerdings nicht die Entscheidung Kramp-Karrenbauers die Sprache verschlagen. Esken ist heiser, ihr Ko-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans übernimmt es für beide, vor Kameras die Lage des Regierungsbündnisses zu kommentieren. „Die Vorgänge an der Spitze der CDU sind besorgniserregend“, sagte er am Montag nach einer Sitzung des SPD-Präsidiums. „Die CDU befindet sich in einem Richtungsstreit und sie ist seit längerem erkennbar führungslos.“ Auch beim Krisentreffen der Koalitionäre am Samstag zur Lage in Thüringen sei es so gewesen, dass Kanzlerin Angela Merkel für die CDU agiert habe, „weil sonst niemand dazu in der Lage war“, schilderte die heisere Esken unserer Zeitung per SMS ihren Eindruck.