Die Polizei im Kreis Ludwigsburg hatte in diesem Jahr viel zu tun: Massenschlägereien, brutale Messerattacken und ein randalierender Stadtrat beschäftigten die Beamten. Teilweise mussten sie auch in den eigenen Reihen ermitteln.

Ludwigsburg - Mit Schüssen der etwas anderen Art beginnt das Jahr in Großbottwar: Ein 76-Jähriger feuert in der Neujahrsnacht mit einer Luftpistole zwei Stahlkugeln auf seine Nachbarn und verletzt sie. Der Senior meint, er sei von dem Ehepaar provoziert worden – sie hätten Feuerwerk in Richtung seines Hauses abgeschossen. „Es war wie Notwehr.“

 

Noch brutaler ist die Attacke einer 42-Jährigen am 11. Januar in einem Pleidelsheimer Friseursalon. Mit einem Messer sticht sie auf ihre Tochter und deren Freundin ein. Zunächst vermuten die Ermittler, die Frau handelte aus religiösen Motiven, weil ihr der Lebensstil der Tochter nicht passte. Im Oktober entscheidet das Stuttgarter Landgericht: Es war Verzweiflung über die Lebenssituation, die die Mutter trieb. Sie muss vier Jahre ins Gefängnis.

Lebenslange Haft in zwei Fällen

Statt ausgelassener Faschingsstimmung herrscht Anfang Februar bei den Neckarweihinger Narren blankes Entsetzen: Nach dem Umzug durch den Ludwigsburger Stadtteil liefern sich mehrere Betrunkene eine Keilerei vor dem Gerätehaus der Feuerwehr. Die Polizei muss mit einem Großaufgebot anrücken und den Platz räumen. Fünf Beamte werden verletzt, neun Männer vorläufig festgenommen. Als Vorwürfe laut werden, die Staatsmacht hätte selbst zur Eskalation beigetragen, setzt das Präsidium eine Ermittlungsgruppe ein, die in den folgenden Wochen 80 Zeugen befragt und Bilder auswertet. Ende März kommt das Ergebnis: Die Beamten verhielten sich korrekt, der Krawall ging wohl von betrunkenen Fußballfans aus.

Einen raschen Fahndungserfolg feiert das Revier in Ditzingen Anfang März: Die Täter melden sich freiwillig. Sie geben zu, einen zehn Meter hohen und 30 Jahre alten Nussbaum im Stadtteil Heimerdingen umgesägt und abtransportiert zu haben. Dafür, so stellt sich heraus, bekamen die Männer auch noch Geld – arbeiten sie doch beim städtischen Bauhof. Der Stamm war schadhaft, weshalb der Trupp ihn fällte. Anrainer hatten eine Straftat befürchtet.

Verdächtige melden sich selbst bei der Polizei

Vier Tote und ein Großbrand mitten in der Markgröninger Altstadt: für dieses Verbrechen muss sich von Anfang April an ein 68-Jähriger vor Gericht verantworten. Er gesteht schon zu Prozessbeginn, doch schnell stellt sich heraus, dass noch mehr Brände auf seine Rechnung gehen. Er wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Weil er als notorischer Feuerteufel bekannt ist, stellen die Richter eine besondere Schwere der Schuld fest.

Auch den Mörder von Katharina K., einer jungen Frau aus Backnang-Strümpfelbach, ereilt dieser schwerste Schuldspruch, den das deutsche Strafrecht kennt. Er wird im Dezember vom Stuttgarter Landgericht verurteilt, weil er die 22-Jährige getötet und ihre Leiche in einem Komposthaufen in Asperg abgelegt hat.

Mehrere Missbrauchsfälle beschäftigen in 2018 Ermittler, Eltern und Verantwortliche. Im April wird bekannt, dass ein 21-Jähriger Azubi sich in einer Schwieberdinger Kindertagesstätte an seinen Schützlingen vergangen hat. Sieben Kinder in der privaten Einrichtung für Bosch-Mitarbeiter waren wohl betroffen. Er muss fünfeinhalb Jahre in Haft. Im August wird ein Fußballtrainer aus Remseck verhaftet, weil er in verschiedenen Sportvereinen Jungen missbraucht haben soll. Die Stadt Asperg entlässt im Juli einen Erzieher, der zwei Jungen angefasst haben soll.

Der Gotthard-Raser muss in Haft

Die Rauchsäule ist weithin zu sehen, als Mitte Juli die Montagehalle eines Rems-ecker Autoverwerters in Flammen aufgeht. Mehr als 200 Wehrleute kämpfen gegen das Feuer. Später stellt sich heraus: Schon länger war das Unternehmen den Behörden negativ bekannt. Einen Wiederaufbau will die Stadt verhindern.

Ein Randalierer der bekannteren Sorte verursacht im September, dass der Ludwigsburger Akademiehof geräumt werden muss. Der Stadtrat Oliver Kube (Ökolinx) soll einen städtischen Sicherheitsmann beleidigt und nach ihm geschlagen haben. Kube muss in der Arrestzelle übernachten – und macht der Polizei schwere Vorwürfe.

Lange hat er sich gewehrt, im Oktober muss er doch ins Gefängnis: Ein als Gotthard-Raser bekannt gewordener Ditzinger wird verhaftet. Er war in der Schweiz zu 30 Monaten Haft verurteilt worden, weil er viel zu schnell gefahren war. Dieses Urteil kann auch in Deutschland vollstreckt werden, entscheidet das Stuttgarter Oberlandesgericht nach langem Hin und Her. Das Auto des Rasers wird versteigert.