Der Mäzen stellt für sein angekündigtes Millionengeschenk zur Sanierung der Stadthalle überraschend weitreichende Bedingungen.

Heidelberg - Die imposante Stadthalle am Heidelberger Neckarufer gilt als das bürgerliche Gegenstück des Schlosses. Zum letzten Mal vor knapp 40 Jahren generalsaniert, soll in dem Bau demnächst die Technik auf den neuesten Stand gebracht werden. Zudem ist geplant, einen Säulengang zum Fluss hin zu verglasen, jüngere Einbauten zu entfernen sowie Bühne und Sitzreihen mit Hubpodien zu versehen.

 

Wie all das einmal genau aussehen soll, ist – jedenfalls öffentlich – noch nicht klar. Die Kosten werden auf 28 Millionen Euro veranschlagt. Auch, wer den Löwenanteil davon tragen soll, ist bekannt: Der Heidelberger Pharmaunternehmer Wolfgang Marguerre, dessen Firma Octapharma ihren Hauptsitz in der Schweiz hat, hat eine Großspende in Aussicht gestellt. Die Stadthalle sei für ihn ein „Herzensprojekt“, hatte der Mäzen bereits im Oktober 2017 verraten. „Wieso können wir daraus nicht etwas richtig Schönes machen“, habe er den Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) gefragt, zitierte ihn die „Rhein-Neckar-Zeitung“. Von einer Großspende von 22 Millionen Euro war die Rede. Würzner überreichte Marguerre als Dank einen Heidelberg-Stich aus dem Jahr 1730. „Heidelberg kann sich glücklich schätzen, solch engagierte Bürger zu haben“, befand er.

Die Bekanntgabe wurde kurzfristig abgesagt

Ein Jahr später, im vergangenen Dezember, sollte die Spendensumme offiziell publik gemacht werden: „Es sind final 25 Millionen Euro von Herrn Marguerre zugesagt worden, dazu kommen noch einmal rund drei Millionen von weiteren privaten Spendern. Die Stadt ist damit in der Lage, ihre gute Stube ausschließlich mit Spendengeldern zu einem Kultur- und Konzertsaal umbauen zu können.“ Das teilte das Rathaus in einer Einladung an die Presse mit. Auch Marguerre werde bei dem Termin anwesend sein „und etwas zu seiner Motivation sagen“, hieß es.

Das Gespräch wurde indes kurzfristig „aus terminlichen Gründen“ abgesagt. Erst im März hat man wieder etwas zu dem Thema gehört – allerdings nicht bei einem Pressegespräch, sondern im Gemeinderat. Da erfuhren die Stadträte zu ihrer Überraschung, dass die großzügige Spende nun doch nicht ganz so groß ausfallen soll. „Auf Wunsch des Zuwendungsgebers“, hieß es in der Vorlage der Verwaltung, sollten „die Geldflüsse geändert und aufgeteilt“ werden. Die Spende solle demnach 15 Millionen Euro betragen, zehn Millionen hingegen sollten als Sponsorengelder fließen. Der feine Unterschied: Wie in solchen Fällen üblich, seien damit „gewisse Pflichten“ für den Empfänger verbunden. Einen entsprechenden Vertrag habe die Stadt mit Marguerres Firma bereits Ende 2018 geschlossen. Das Unternehmen beanspruche ein Namensrecht für den großen Saal der Stadthalle, ein Belegungsrecht der Räume an mehreren Tagen im Jahr, Kartenkontingente für besondere Konzerte, Werbung auf Eintrittskarten und vieles mehr. „Es war eine ziemlich lange Liste von Verpflichtungen“, verrät ein Ratsmitglied. Die Rechte sollten auf 25 Jahre vergeben werden, für den Streitfall sei als Gerichtsstandort die Schweiz vorgesehen.

Die großen Fraktionen lehnen eine Stellungnahme ab

Angesichts dessen wurde das Thema in den nicht öffentlichen Teil der Sitzung verlegt. Da soll es hoch hergegangen sein. „Stadthallenumbau: Geld gegen Namen?“ titelte die Lokalzeitung. Die Räte selbst haben den OB – dem Vernehmen nach einmütig – beauftragt, „auszuloten, was noch geht“, um die Verpflichtungen der Stadt etwas abzumildern. „Wir können nur noch schauen, dass man das Schlimmste verhindert“, bemängelte die Vertreterin der Bunten Linken. Die Sprecher der großen Fraktionen lehnten auf Anfrage jede Stellungnahme zu dem Thema ab. Man wolle warten, was der OB erreiche, hieß es bei der SPD. „Von mir hören sie nichts“, sagte der Fraktionschef der CDU. „Es wurden uns schon rechtliche Schritte angedroht.“