Endlich gibt es auch die zweite Staffel von „The Marveous Mrs. Maisel“ auf Deutsch: Rachel Brosnahan spielt die ulkige Midge Maisel, Tony „Mr. Monk“ Shalhoub ihren knurrigen Vater. Im Interview verraten die beiden und weitere Darsteller, was sie an den 1950ern lieben.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

London - Die Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ handelt von einer jüdischen Hausfrau, die sich in den 1950ern in New York als Stand-up-Comedian versucht. Für die erste Staffel gab es acht Emmys. Die zweite Staffel in von Freitag, 15. Februar, an englich auch auf Deutsch verfügbar und ist noch bissiger, frecher und witziger. Wir haben in London mit den Serienstars Rachel Brosnahan (Midge Maisel), Michael Zegen (Joel Maisel), Tony Shalhoub (Abe Weissman) und Marin Hinkle (Rose Weissman) über die Kunst des Komischen gesprochen.

 

Ms. Brosnahan, sind Sie im wirklichen Leben genauso komisch wie Midge Maisel?

Rachel Brosnahan Schön wär’s. Ich bin gar nicht gut im Witzeerzählen. Und vor den Szenen, in denen ich als Mrs. Maisel vor Publikum Auftritte habe, hatte ich beim Drehen immer panische Angst.

Michael Zegen Vor der Kamera und vor allem vor Publikum witzig sein zu müssen ist grausam. Ich musste ja auch in der allerersten Episode der Serie im Gaslight Café vor ein paar Leuten auftreten. Das war echt furchteinflößend.

Brosnahan Ja, so ging es mir auch.

Zegen Du hast da aber auch alles gegeben (lacht). Aber weil Mrs. Maisel im Verlauf der Handlung immer erfolgreicher wird, wird auch ihr Publikum immer größer.

Brosnahan Stimmt, in der zweiten Staffel muss ich in einem riesigen Saal auftreten. Da hatte ich fürchterlich Lampenfieber! Da saßen echte Leute im Publikum, Leute, die mich nicht kennen!

Zegen Leute, die nur wissen, dass sie gefälligst über dich lachen sollen.

Brosnahan Ja, nichts stärkt dein Selbstvertrauen mehr als ein Aufnahmeleiter, der vor deiner Szene herumrennt und den Statisten einbläut: „Vergesst nicht: Ihr müsst so tun, als ob ihr sie wirklich mögt, als ob ihr sie wirklich witzig findet!“

Ist für Schauspieler wirklich das Komische das Schwerste?

Brosnahan Für mich schon.

Marin Hinkle Ich habe zwölf Jahre lang in der Sitcom „Two and a half Man“ gearbeitet. Da haben wir immer fünf Tage lang geprobt, um dann vor Studiopublikum aufzutreten. Ich bin sehr froh, dass ich das nicht mehr machen muss. Da drehte sich alles darum, in Echtzeit einen Gag nach dem anderen abzuliefern. „The Marvelous Mrs. Maisel“ hält auch Stille aus; nicht alles, was man sagt, muss auf eine Pointe zusteuern.

Tony Shalhoub Es geht in „Mrs. Maisel“ überhaupt nicht darum, möglichst viele Lacher zu landen. Es geht hier nicht wirklich nur um Stand-up-Comedy. Die Serie ist mehr als eine Komödie. Es geht auch um ernste, schwergewichtige, schwierige und hochemotionale Themen: die Trennung von Midge und Joel zum Beispiel oder die schwierige Beziehung zwischen Midges Eltern. Wir spielen keine Witzfiguren, sondern wahrhaftige Charaktere. Wir müssen uns das Komische in der Serie immer wieder hart erarbeiten.

Und was haben Sie in „Mrs. Maisel“ über die 1950er Jahre gelernt?

Brosnahan Dass die Kleider umwerfend waren.

Zegen Und die Autos.

Shalhoub Ach ja, die Autos.

Hinkle Stimmt, die Autos damals waren sensationell.

Shalhoub Und es gab noch keine Handys und Computer. Ich empfinde es als Schauspieler, aber auch als Zuschauer als Befreiung, dass man in „The Marvelous Mrs. Maisel“ nicht ständig auf Bildschirme glotzt, nicht ständig das Klickklickklick der Tastaturen hört – und dass hier nicht jedes Problem einfach dadurch gelöst wird, dass du dein Handy nimmst und irgendwen anrufst oder auf Google Maps gehst. Ich finde es toll, dass wir uns in der Serie in einer Zeit befinden, in der es all diesen Nonsens noch nicht gab.

Brosnahan Ich habe viel darüber gelernt, wie Comedy in den 1950ern funktionierte. Damals spielten Comedians ja eine andere Rolle als heute. Es war zum Beispiel üblich, dass Stand-up-Comedians im Vorprogramm von Musikern auftraten.

Und man konnte sich nicht vorstellen, dass Frauen komisch sein können, oder?

Brosnahan Es ist zwar nicht so, dass das heute eine Selbstverständlichkeit ist, aber in den 1950er Jahren war die Idee einer Komikerin ein unerhörter Einfall. Frauen hatten gefälligst keine so lauten Stimmen zu haben. Sie hatten gefälligst nicht über Dinge zu reden, die unangenehm sein könnten. Aber genau das ist doch, worum es in Comedy wirklich geht. Comedians sollen uns herausfordern, der Welt einen Spiegel vorhalten, unbequeme Fragen stellen. Und das war etwas, das Frauen nicht tun sollten. Midge Maisel kämpft gegen diese Widerstände an. Die erste Staffel hat das nur angedeutet, in der zweiten wird das noch viel drastischer.

Mit welchen unbequemen Fragen muss sich Midge außerdem auseinandersetzen?

Brosnahan Midge muss feststellen, dass ihr Wunsch, als Stand-up-Comedian Karriere zu machen, die Beziehung zu all den Leuten um sie herum, ihre Familie, ihre Freunde, nachhaltig verändert. Außerdem lernt sie, wie die Realität dieses Entertainment-Jobs aussieht. In der ersten Staffel wirkt das Comedy-Business auf sie noch wie eine wunderbar neue und glänzende Welt – vor allem, weil Midge sich ja als Naturtalent erweist. Aber in der zweiten Staffel findet sie heraus, wie es tatsächlich zugeht in dieser Branche, was es wirklich heißt, Comedian zu sein. Comedy ist eine dunkle Welt, die weit nach oben, aber auch tief nach unten führt.

The Marvelous Mrs. Maisel

Darsteller In der Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ sind Rachel Brosnahan („House of Cards“), Tony Shalhoub („Mr. Monk“), Marin Hinkle („Two and a half Man“) und Michael Zegen („Boardwalk Empire“) in Hauptrollen zu sehen.

Macher Die TV-Serie, die Comedy und Drama vermischt, hat sich Amy Sherman-Palladino ausgedacht, von der die Serie „Gilmore Girls“ stammte.

Termin Die zehn Episoden der zweiten Staffel von „The Marvelous Mrs. Maisel“ sind von Freitag, 15. Februar, an auch in der deutschen Fassung bei Amazon Prime Video verfügbar.