Vom 4. bis zum 14. April richten Forscher einige der größten Radioteleskope der Welt auf ein Schwarzes Loch im Herzen unsere Galaxis. Wenn alles klappt, könnten sie die ersten direkten Bilder von diesen rätselhaften Himmelsobjekten machen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Cambrigde/Stuttgart - Gibt es Schwarze Löcher? Bald wird es die Menschheit wissen, ob diese rätselhaften Phänomene im Universum wirklich existieren und wie ihre Umgebung aussehen könnte. Mit einem weltumspannenden Netzwerk von Radioteleskopen wollen Forscher von diesem Dienstag (4. April) an erstmals ein Bild von einem Schwarzen Loch machen.

 

Das Event-Horizon-Teleskop soll bis zum 14. April wiederholt auf zwei Schwarze Löcher im Zentrum der Milchstraße gerichtet werden. Teilnehmende Teleskope stehen unter anderem am Südpol, in Chile, Spanien und den USA. Ein Versuch im vergangenen Jahr war gescheitert, in diesem Jahr sind aber neue leistungsstarke Teleskope mit am Start.

Auf der Suche nach Sagittarius A*

Ein Ziel ist das rund 26 000 Lichtjahre entfernte, etwa 4,5 Millionen Sonnenmassen schwere Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie, dem die Astronomen den Namen Sagittarius A* gegeben haben. Bei gutem Wetter könnte ein Bild entstehen, das einen schwarzen Kreis mit einem hellen Ring zeigt. Der Ring stellt Gas und Staub dar, die von dem Loch extrem beschleunigt und schließlich verschlungen werden. Bis das Bild veröffentlicht werden könnte, vergehen allerdings Monate, da die Auswertung der riesigen Datenmenge sehr aufwendig ist.

Keine Fotos im herkömmlichen Sinne

Das Ergebnis der Beachtungen werden indes keine Fotos im herkömmlichen Sinne sein, wie sie etwa das Hubble-Weltraumteleskop von einem Stern oder einen Planeten aufgenommen hat. Sagittarius A* liegt verborgen hinter dunklen Staubwolken, die einen direkten Schnappschuss unmöglich machen.

Schwarze Löcher haben eine so große und extrem komprimierte Masse, dass selbst das Licht ihnen nicht zu entkommen vermag. Sie bleiben darum schwarz und es ist kaum möglich, sie direkt zu beobachten. Deshalb rücken die Wissenschaftler dem Himmelsobjekt auch mit Radioteleskopen zu Leibe. Nicht das Schwarze Loch selbst sendet Radiowellen aus, sondern die Materie, die von ihm hineingezogen wird.

Die Forscher werden die aus der Umgebung Schwarzer Löcher ausströmenden Jets energiereicher Teilchen (senkrecht von einem Himmelsobjekt ins Weltall ausgestoßene Gasströme) untersuchen. So werde es möglich, „zusätzlich zu den Jets auch ein direktes Bild der Schwarzen Löcher aufzunehmen“, heißt es auf der Homepage des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie.

Der Todesschrei der Planeten

Die Forscher zielen auf den sogenannten Ereignishorizont ab, die Grenze um ein Schwarzes Loch, über die hinaus Licht und Materie unausweichlich aufgesaugt werden. In dem Moment, in dem Materie diese Grenze überquert, gibt sie der Theorie zufolge intensive Strahlung ab, die sich registrieren lassen könnte. Aus diesen Daten sollte sich ein Bild rekonstruieren lassen.

Wenn Materie oder Gaswolken in die Anziehungskraft eines Schwarzen Lochs geraten und für immer verschwinden, stoßen sie eine intensive Strahlung aus, die man mit Hilfe von Radioteleskopen messen kann. Forscher nennen dieses letzte Aufbäumen „Todesschrei“. Im Oktober 2003 hatten Astrophysiker vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching diesen „Schrei“ erstmals live beobachtet.

Das Event-Horzion-Projekt

Internationales Teleskop-Netzwerk

Das 30-Meter-Teleskop des Instituts für Radioastronomie im Millimeterbereich in der spanischen Sierra Nevada, einer von der Max-Planck-Gesellschaft mitfinanzierten Einrichtung, nimmt als einzige Station in Europa an der Beobachtungskampagne teil. Aber selbst das leistungsstärkste Teleskop würde nicht ausreichen, um Sagittarius A* sichtbar zu machen.

Deshalb bedienen sich die Experten der Technik der Interferometrie. Bei dieser Methode werden mehrere Radioteleskope auf der ganzen Erde im Rahmen des Event-Horizon-Projekts miteinander vernetzt und auf ein Schwarzes Loch gerichtet.

Golfball auf dem Mond

Mit dem Event-Horizon-Teleskop (EHT) werde ein Teleskop simuliert, das dem Umfang der Erde entspreche, heißt es vom beteiligten Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. „Je größer das Teleskop, desto feinere Details lassen sich beobachten.“

Die maximale Winkelauflösung des weltumspannenden Radioteleskops liegt demnach bei 26 Mikro-Bogensekunden. „Das entspricht der Größe eines Golfballs auf dem Mond oder der Breite eines menschlichen Haares, gesehen aus 500 Kilometern Entfernung“, so die Forscher.

Selbst wenn es auch diesmal nicht klappen sollte mit einer schönen Aufnahme, können die Astronomen weiter hoffen: Vom Jahr 2018 an werde ein weiteres Observatorium in das EHT-Projekt einsteigen, hieß es vom Bonner Max-Planck-Institut: NOEMA, ein Observatorium in den französischen Alpen. „Mit seinen zehn hochempfindlichen Antennen wird NOEMA das leistungsfähigste Teleskop des Verbunds auf der nördlichen Hemisphäre sein.“ http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.erste-aufnahme-eines-schwarzen-lochs-jaeger-der-schwarzen-loecher.5f72f7c6-e9a8-4999-be6c-76fa3454f578.html