Wir haben gesehen: „Das Recht, sich zu sorgen“ mit dem Team Ringelhahn und Voss aus Nürnberg.

Stuttgart - Die Handlung in zwei Sätzen: Eine Mutter wird ermordet. Ein Vater wird ermordet.

 

Zahl der Leichen: Zwei

Der Täter: War in beiden Fällen zunächst mal Opfer.

Die Opfer: Haben Partner beziehungsweise Partnerin so unter Druck gesetzt, bis sie von ihm beziehungsweise ihr erwürgt beziehungsweise erstochen wurden.

Die Seitenfigur: Kein Kind zu haben ist auch keine Lösung – die verwirrte alte Dame, die um ihren nie geborenen, jetzt von ihr vermissten Sohn trauert, kann nur, weil Kommissarin Ringelhahn sich um sie sorgt, loslassen.

Die Ermittler: Dagmar Manz und Fabian Hinrichs als Ringelhahn und Voss sind auch im zweiten „Tatort“ aus Franken eine Schau. Melancholiker mit zurückhaltendem Humor, hinter deren stillen Stirnen es brodelt. Ihre fränkischen Mitarbeiter bringen qua Dialekt und Naturell die nötige Bodenhaftung ein.

Subtext: Wenn ein Elternteil das andere tötet, leidet das Kind. Und: Menschen, die gerne an verblichenen Mitmenschen herumschnippeln, haben unter Umständen viel für Ästhetik übrig („Sehen sie die Herzklappe – so zart wie ein Rosenblatt“), aber vielleicht auch einen leichten Klaps.

Setting: Die Anatomie-Abteilung der Universität Würzburg kennt der Zuschauer nun, ob er will oder nicht, vom Seziertisch bis zum Mazerirbecken. Um den Frankenwald, der mit seinen dunklen Bäumen und verlassenen Gasthäusern aussieht wie aus Grimms Märchenbuch, wird er künftig einen großen Bogen machen.

Unser Fazit: Etwas zu viel Belehrung über das Innenleben, das Präparieren, das Beseitigen nicht mehr lebender Körper. Hätte eine andere als die hervorragende Schauspielerin Sibylle Canonica die Vorlesungen gehalten, wären sie wohl fürchterlich papieren gewesen.

Spannung: Selbst für Feinnervige erträglich. Was lobenswert ist, so können die auch mal „Tatort“ gucken.

Logik: Vorhanden, interessant um viele Ecken konstruiert.