In Pyeongchang arbeiten 300 Zeitnehmer, sie werden von 350 geschulten Volunteers unterstützt. Ernst wird es für die Techniker an diesem Samstag, wenn die ersten olympischen Wettkämpfe beginnen.

Pyeongchang - Die beiden Räume, die einen traumhaften Blick auf die Aufsprunghügel der olympischen Schanze gewähren, sind vollgestopft mit Technik. Computer, Laptops, Bildschirme. Und Kabel. Am Boden, an den Wänden, auf den Tischen, unter den Tischen. Sie verbinden nicht nur Highspeed-Kameras, Windmesser und sensible Sensoren, sondern sind Teil eines hochkomplexen Netzes, ohne das kein sportliches Großereignis auskommt. Und das längst nicht nur Ergebnisse liefert. Sondern Daten über Daten. „Das ist der Lauf der Zeit“, sagt Pascal Rossier, Chef der Abteilung Sports Operations Service bei Omega, „deshalb haben wir in Pyeongchang ein vollintegriertes System aufgebaut – inklusive einer speziellen Software für jede der 15 Sportarten, Zeitmessung und grafischer Aufbereitung.“

 

Erstmals war das Unternehmen aus der Schweiz 1936 in Garmisch Partenkirchen für die Zeitmessung verantwortlich. Damals hatte der einzige Mitarbeiter 27 Stoppuhren dabei. Sonst nichts. In Pyeongchang arbeiten 300 Zeitnehmer, sie werden von 350 geschulten Volunteers unterstützt. Die Vorbereitung begann vor drei Jahren, vor zwölf Monaten wurden die ersten der 180 Kilometer Kabel verlegt, 15 Tage vor der Eröffnung rückten die Techniker in voller Stärke an. Die Ausrüstung wiegt 230 Tonnen, darunter 120 Anzeigetafeln. Was für ein Zeit-Aufwand! „Ohne uns“, sagt Rossier, „würde sich bei den Spielen nichts bewegen.“

Omega misst in jeder Sportart die Zeiten, registriert die Wertungen, erstellt Ergebnislisten, liefert diese an Kampfrichter, Organisatoren und Medien. Und sammelt überall spezielle Daten. In den Trikots der Eishockeyspieler ist ein Sensor eingenäht, der die Bewegung der Akteure aufzeichnet, die Zahl ihrer Ein- und Auswechslungen, ihre Zeit auf dem Eis. Im neuen Big-Air-Wettbewerb der Snowboarder liefert eine am Schuh befestigte Box Informationen über die Rotationsgeschwindigkeit, die Zahl der Umdrehungen und die Höhe der Sprünge, im Abfahrtslauf das Tempo an jeder Stelle der Strecke, dazu Höhe und Weite der Sprünge. Und in die Bobs eingebaute Sensoren geben Auskunft über Beschleunigung, Tempo, G-Kräfte und Kurvenwinkel. Doch besonders komplex ist die Aufgabe im Skispringen.

Auf der Schanze kommt es nicht nur auf die Sprungkraft und das Fluggefühl der Athleten an. Sondern auch auf Anlaufgeschwindigkeit, den Wind, die Noten der Kampfrichter und eine korrekte Weitenmessung (allein dafür sind acht Highspeed-Kameras im Einsatz). „So viele Komponenten zusammenzubringen, ist eine Herausforderung“, sagt Pascal Rossier und setzt sich an einen der zahlreichen Rechner.

Denn Omega leistet noch viel mehr. Hinter der Bindung ist bei jedem Springer eine nur wenige Gramm schwere Box angebracht. Sie liefert höchst interessante Daten, die auch den Trainern und Sportwissenschaftlern der Teams zur Verfügung gestellt werden. Das System zerlegt nicht nur den Bewegungsablauf der Springer in biomechanische Einzelbilder, die zeigen, ob der Absprung zehn Zentimeter zu früh oder zu spät erfolgte. Es zeichnet auch Absprungwinkel, Anstell- und Öffnungswinkel der Ski, deren Stabilität in der Luft sowie die vertikale und horizontale Geschwindigkeit im Flug und das Tempo bei der Landung auf – knapp 130 Kilometer pro Stunde bei Sprüngen von der Großschanze. „Viel mehr“, meint Pascal Rossier und lacht, „kann man nicht bieten.“

Ernst wird es für die Zeitnehmer an diesem Samstag, wenn die ersten olympischen Wettkämpfe beginnen. Rossier ist sicher, dass sein Team gut vorbereitet ist. Und auch technisch alles klappen wird – sämtliche Stromkreise sind durch Generatoren doppelt abgesichert, selbst wenn es einen kompletten Absturz gibt, bleiben alle Daten 30 Minuten lang per GPS gespeichert.