Uwe Ochsenknecht und seine Kollegen machen „Die Udo Honig Story“ über Uli Hoeneß sehenswert. Aber über die dramaturgischen Schwächen der Sat-1-Komödie können auch die engagiertesten Schauspieler nicht hinwegtäuschen.

Stuttgart - Echte Zeitverschwendung sind die filmischen Eigenproduktionen von Sat 1 bloß in Ausnahmefällen; unter den Höhepunkten eines Fernsehjahres tauchen sie allerdings auch nur selten auf. Immerhin macht sich der Sender seit einiger Zeit mit Filmen zu aktuellen gesellschaftspolitisch relevanten Themen verdient: Aus Aufstieg und Fall des Karl Theodor zu Guttenberg wurde eine großartige Satire („Der Minister“, 2013), aus der Wulff-Affäre ein packendes Politdrama („Der Rücktritt“, 2014). Nur bedingt geglückt ist die Komödie über die Schlecker-Pleite („Die Schlikkerfrauen“, 2014).

 

An deren Stil knüpft nun auch „Die Udo Honig Story“ an, ein gleichfalls nicht rundum gelungener Film über Uli Hoeneß. Unbedingt sehenswert ist jedoch Uwe Ochsenknecht. Er versucht zwar nur in Ansätzen, den früheren Präsidenten des FC Bayern zu imitieren, kommt ihm aber gerade physiognomisch verblüffend nahe.

Das komödiantische Potenzial des Stoffes steht dagegen ebenso außer Frage wie seine Dramatik, weshalb sich ZDF und Sat 1, die sich im vergangenen Jahr einen Ausstrahlungswettlauf in Sachen Schlecker geliefert haben, diesmal prima ergänzen. Denn im Gegensatz zu Sat 1 hat das ZDF das Leben des Bayern-Bosses als Dokudrama erzählt. Gerade bei den biografischen Details gibt es zwischen den beiden Filmen zwangsläufig große Übereinstimmungen; hier wie dort werden die entsprechenden Ereignisse als Rückblende erzählt.

Die Geschichte beginnt mit dem Antritt der Strafe

Bei Sat 1 wird der Kicker in diesen Szenen von Wilson Gonzalez Ochsenknecht verkörpert, was etwas irritiert, weil er seinem Vater zwar sehr, dem jungen Hoeneß aber überhaupt nicht ähnelt. Davon abgesehen könnte man meinen, die Sender hätten sich abgesprochen: „Der Patriarch“ endet mit der Urteilsverkündung, „Udo Honig“ beginnt mit dem Antritt der Strafe. Sehr zur Freude des Gefängnisdirektors (Heiner Lauterbach) beginnt Honig umgehend, die anstaltseigene Metzgerei zu rationalisieren, sodass die Wurstproduktion im Nu Gewinne abwirft. Eher dem Genre des Gefängnisfilms geschuldet sind dagegen die regelmäßigen Zusammenstöße mit einem Schläger, eine Rolle, die Martin Feifel fast unterfordert.

Der Regisseur Uwe Janson hat das Drehbuch wie schon beim „Schlikker“-Film gemeinsam mit David Ungureit geschrieben. Autorin der ebenfalls von Janson inszenierten Guttenberg-Satire war Dorothee Schön, und damit ist der Unterschied benannt: Dialogisch und dramaturgisch ist „Der Minister“ zwei Klassen besser. Ähnlich wie „Die Schlikkerfrauen“ endet „Die Udo Honig Story“ eher kraftlos, obwohl das Drehbuch dem Titelhelden ein fulminantes Comeback verschafft. Eher eine Geschmacksfrage ist dagegen der pointillistische Erzählstil: Janson und Ungureit setzen Farbtupfer an Farbtupfer; die einen sind greller, die anderen dezenter. Die oftmals nur kurzen Episoden sind durchaus amüsant, aber ein durchgängiger Handlungsfluss entsteht auf diese Weise nicht, zumal die kleinen und großen Ereignisse unverbunden nebeneinander stehen: nächtlicher Freigang für ein heimliches Treffen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten, Besuch der Mitstreiter vom Verein, wiederholte Zwiegespräche mit dem Zellengenossen (Max von Thun), der als leidenschaftlichen Fan die Rückblenden einleitet, diverse Begegnungen mit dem Knastcapo (Feifel).

Am ehesten würden noch die Sitzungen mit der Anstaltspsychologin (Shadi Hedayati) zum roten Faden taugen, aber dafür ist die Figur als Gegenpart zu schwach. Wohl auch deshalb ist der Film anders als die ZDF-Produktion kein packendes Psychogramm eines Machtmenschen geworden, sondern eher das Porträt eines Kaufmanns, dessen Leben ein stetiges Geben und Nehmen ist.

Die Schauspieler bereiten Vergnügen

Ein mittleres bis großes Vergnügen ist allerdings die Riege der namhaften Darsteller. Ochsenknecht und Lauterbach, das legendäre „Männer“-Duo, spielt hier zum ersten Mal seit zwölf Jahren wieder direkt miteinander. Eine echte Besetzungsüberraschung ist Hannes Jaenicke als Lichtgestalt Franz Kaiser, dessen gewichtige Miene selbst banalsten Phrasen („Das Leben ist rund“) die Bedeutung buddhistischer Weisheiten verleiht. Großen Spaß macht auch die liebevolle und kontrastreich konzipierte Ausstattung, die durch viele kundige Details erfreut. Als guter Regisseur begeht Janson nicht den Fehler, sie allzu ostentativ in den Vordergrund zu rücken, so dass man sie selbst entdecken kann. Im Anschluss zeigt Sat 1 die Dokumentation „Uli Hoeneß – Der Millionenspieler“.