Auch an Esslingen ging die Spanische Grippe Ende des Jahres 1918 nicht vorbei: Seiten voller Traueranzeigen füllten die Eßlinger Zeitung. Doch viel Aufhebens wurde um die Opfer der Pandemie nicht gemacht. Zu dramatisch waren die Zeiten am Ende des Ersten Weltkriegs, beim Übergang von der Monarchie zur Republik.

Esslingen - Eugen Hagenlocher. Oskar Grün. August Diehl. Felix Eisele. Hugo Fritton. Eugen Berner. Adolf Pfeiffer. Erwin Schaal. Alle noch keine 30 Jahr alt. Gefallen. Verschüttet. Gasvergiftet. Den Heldentod gestorben. Auf dem Feld der Ehre. Fürs Vaterland. Ein Monogramm in Form eines Eisernen Kreuzes ziert ihre Todesanzeigen in der Eßlinger Zeitung vom September 1918. Es sind nur einige von vielen, die bis auf die Namen fast gleich lauten. Wenige Wochen später, November 1918, sind es noch mehr Tote, noch mehr Traueranzeigen, ganze Seiten gefüllt damit. Manche tragen nach wie vor das Krieger-Kreuz, nur die Worte lauten anders: Zwar immer noch gestorben an der Front, in treuer Pflichterfüllung, fürs Vaterland – nun aber nach „kurzer, schwerer Krankheit“ oder „an Lungenentzündung“. Und neben Soldaten wie Richard Zimmermann, Willy Schütze oder Eugen Luz, alle Anfang 20, finden sich jetzt auch etliche Zivilisten in den Trauerspalten: der Malermeister Wilhelm Schwilk (44 Jahre alt), die 38-jährige Maria Maxa, die kleine Anna mit ihren 14 Monaten, die zwölfjährige Berta, Friedrich Seybold (33), Anna Friesch (26), als Senior Johannes Georg Schweizer mit 77 und viele andere. Allesamt annonciert als Opfer der „kurzen, schweren Krankheit“, die ungewöhnlicherweise vor allem Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren dahinraffte; und das meist recht rapid binnen acht Tagen, nach Symptomen wie Schüttelfrost, Fieber, Schnupfen und Reizhusten. Eine erhöhte Sterblichkeit in der Stadt Esslingen hat Iris Sonnenstuhl-Fekete, Archivarin des Stadtarchivs, unlängst nach einer Sichtung der damaligen Sterberegister ermittelt. Demnach starben bei einer Einwohnerzahl von rund 37 000 Menschen 811 Esslingerinnen und Esslinger im Jahr 1918 – deutlich mehr als 1917 mit 629 und 1919 mit 561 Toten.