Im Sommer 1963 schreibt eine junge Frau einen Brief nach Stuttgart. Ihr Verlobter ist bei der Flucht aus der DDR erschossen worden. Die Welt soll davon erfahren. Sie ahnt nicht, dass sie in die Stadt schreibt, in der der Täter vor Gericht stehen wird. Was ist vor 60 Jahren geschehen?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Eine Stadt „richtig im Westen“, ganz weit weg von der DDR, sollte es sein. Dorthin wollte Bettina Schirmer die Nachricht vom Tod ihres Freundes Peter Reisch schicken. Die Welt sollte wissen, wer der junge Mann war und dass der 19-Jährige an den Folgen des Kopfschusses gestorben war, der am 5. Juni 1962 seine Flucht in den Westen beendet hatte. 500 Meter vor dem Ziel. Im Westfernsehen hatte es über diesen dramatischen Grenzzwischenfall geheißen, es sei nicht bekannt, was aus dem jungen Mann geworden sei. „Tot ist er“, wollte Bettina Schirmer laut rausschreien. „Ich habe dieses Unrecht nicht ausgehalten.“ Die damals 19-Jährige weiß, dass dieser Tod mehr ist als ein privates Unglück.