Bei den Seepferdchen bringt der Mann das Kleine zur Welt. Foto: dpa

Wer sagt eigentlich, dass Kinderkriegen Frauensache sein muss? Seepferdchen würden das wahrscheinlich für ein ziemlich absurdes Klischee halten. Denn diese exzentrischen Fische führen nicht nur eine ungewöhnlich enge Paarbeziehung, die erst mit dem Tod eines Partners endet. Sie haben auch die klassischen Geschlechterrollen getauscht und überlassen dem Vater das Gebären des Nachwuchses.

Das Projekt Jungenaufzucht beginnt mit einem Paarungstanz, an dessen Ende die werdenden Eltern Bauch an Bauch im Wasser schwimmen. Dabei übergibt das Weibchen eine Schnur aus Eiern an seinen Partner, der sie in seiner Bauchtasche verstaut und dort befruchtet. Die kleinen Seepferdchen sind in dieser Tasche vor Gefahren geschützt und werden mit allem versorgt, was sie zum Wachsen brauchen. Sie schwimmen in einer Flüssigkeit, die mit der Zeit dem Meerwasser immer ähnlicher wird. Erst wenn sie weit genug entwickelt sind, wirft sie der Vater aus dieser behaglichen Kinderstube hinaus. Von da an sind sie auf sich selbst gestellt.

Die Regenbogenfamilie: Bartgeier

Wenn die Pinguinküken schließlich schlüpfen, haben ihre Väter seit 120 Tagen nichts mehr gefressen und zwölf bis 15 Kilo Gewicht verloren. Als letzte eiserne Reserve würgen sie ein nährstoffreiches Sekret aus, um den ersten Hunger des Nachwuchses zu stillen. Das aber muss reichen, bis die Weibchen nach zwei Monaten endlich zurückkommen. Erst dann können sich auch die völlig entkräfteten Väter auf den Weg zum Meer machen.

Der Mütterliche: Seepferdchen

Der Mütterliche: Seepferdchen

Bei den Seepferdchen bringt der Mann das Kleine zur Welt. Foto: dpa

Wer sagt eigentlich, dass Kinderkriegen Frauensache sein muss? Seepferdchen würden das wahrscheinlich für ein ziemlich absurdes Klischee halten. Denn diese exzentrischen Fische führen nicht nur eine ungewöhnlich enge Paarbeziehung, die erst mit dem Tod eines Partners endet. Sie haben auch die klassischen Geschlechterrollen getauscht und überlassen dem Vater das Gebären des Nachwuchses.

Das Projekt Jungenaufzucht beginnt mit einem Paarungstanz, an dessen Ende die werdenden Eltern Bauch an Bauch im Wasser schwimmen. Dabei übergibt das Weibchen eine Schnur aus Eiern an seinen Partner, der sie in seiner Bauchtasche verstaut und dort befruchtet. Die kleinen Seepferdchen sind in dieser Tasche vor Gefahren geschützt und werden mit allem versorgt, was sie zum Wachsen brauchen. Sie schwimmen in einer Flüssigkeit, die mit der Zeit dem Meerwasser immer ähnlicher wird. Erst wenn sie weit genug entwickelt sind, wirft sie der Vater aus dieser behaglichen Kinderstube hinaus. Von da an sind sie auf sich selbst gestellt.

Die Regenbogenfamilie: Bartgeier

Die Regenbogenfamilie: Bartgeier

Bei den Bartgeiern ziehen auch mal zwei Kerle zusammen das Küken groß. Foto: Steinert

Zwei Väter statt einem? Auch diese Variante des Familienlebens kommt im Tierreich durchaus vor. Solche schwulen Paare haben zum Beispiel dem Bartgeier den Weg zurück in die Alpen erleichtert. Schon seit den siebziger Jahren versucht die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, den einst ausgerotteten Greifvogel dort wieder anzusiedeln. Dazu aber brauchten die Naturschützer genügend Jungvögel als Auswilderungskandidaten. Also brachten sie Geier aus verschiedenen Zoos zwecks Paarbildung zusammen. Da sich das Geschlecht junger Bartgeier aber nur schwer feststellen lässt, landeten dabei schon einmal zwei Männchen in einem Käfig – und fanden Gefallen aneinander. Das wiederum erwies sich als äußerst hilfreich für den Artenschutz. Denn normalerweise zieht ein heterosexuelles Geierpaar nur ein Küken pro Saison auf. Nimmt man ihm aber das Ei weg und schiebt es einem Männerteam unter, lässt sich der Bruterfolg verdoppeln: Das um seinen Nachwuchs gebrachte Weibchen legt einfach ein neues Ei. Und das schwule Paar zieht sein Adoptivkind genauso erfolgreich auf wie eine konventionelle Geierfamilie.

Der Desinteressierte: Afrikanischer Elefant

Der Desinteressierte: Afrikanischer Elefant

Elefantenbullen kümmern sich nicht um den Nachwuchs. Foto: dpa

Die Savanne ist voller Casanovas. Da braucht eine Elefantenkuh nur mit einem speziellen Ruf ihre Paarungsbereitschaft zu signalisieren – schon eilen aus Kilometern Entfernung interessierte Bullen herbei. Der magnetische Lockruf des anderen Geschlechts wirkt allerdings höchstens ein paar Tage. Denn fürs Familienleben haben männliche Elefanten wenig Sinn. Dabei brauchen die kleinen Dickhäuter enorm viel Fürsorge und eine jahrelange Ausbildung, bis sie allein zurechtkommen. Diese Aufgabe aber bleibt allein den Müttern und deren Gefährtinnen überlassen. Die Bullen tauchen nur zur Paarung bei der Herde auf und gehen anschließend wieder ihrer Wege. Ihren Alltag verbringen manche als Einzelgänger, andere schließen sich zu lockeren Junggesellengruppen zusammen. Hauptsache kein Familienstress!

Nach dieser Devise scheinen auch die Männchen vieler anderer Arten zu handeln. Gerade unter Säugetieren sind passionierte Väter eher die Ausnahme als die Regel. Während sich zum Beispiel etwa 90 Prozent aller Vogelmännchen in irgendeiner Form um ihren Nachwuchs kümmern, liegt die Quote in Säugetierkreisen nur bei fünf bis zehn Prozent.

Der Adoptivvater: Schimpanse

Der Adoptivvater: Schimpanse

Freddy hat den kleinen Victor adoptiert. Foto: dpa

Victor kann schon eine echte Nervensäge sein. Sobald sein erwachsener Artgenosse Freddy an einer Frucht knabbert, streckt der kleine Schimpanse seine gierigen Hände danach aus. Er klammert und zerrt und bettelt, bis das große Männchen ihm gutmütig den Leckerbissen überlässt. Dabei ist Freddy, der im Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste lebt, nicht einmal mit dem kleinen Plagegeist verwandt. Trotzdem hat er sich des verwaisten Jungtiers angenommen und steckt nun viel Zeit und Energie in dessen Aufzucht. Er trägt es auf dem Rücken herum, pflegt ihm das Fell und hämmert ihm harte Nüsse auf.

Diese Beobachtung hat Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig verblüfft. Zwar kommen Adoptionen auch bei vielen anderen Arten vor. Meist sind das aber Fälle, in denen ein Weibchen sein eigenes Jungtier verloren hat und seine Fürsorge stattdessen auf ein fremdes richtet. Bei Schimpansen aber werden auch Männchen immer wieder als Pflegeväter aktiv. Und das, obwohl sie eigentlich ziemliche Machos sind, die sich nicht einmal groß um ihren eigenen Nachwuchs kümmern.