Schnelles Sozialdrama: Im Stuttgarter Schauspiel findet der Regisseur Georg Schmiedleitner für Gerhart Hauptmanns „Weber“ starke Bilder für Elend, Ausbeutung und Klassenkampf.

Stuttgart - Es ist, neben Büchners ,,Woyzeck“, das berühmteste Sozialdrama der deutschsprachigen Literatur. Trotzdem wird es kaum noch gespielt. Am Thema kann es nicht liegen, denn die soziale Ungerechtigkeit, die Hauptmann in den ,,Webern“ beschreibt, wächst überall auf der Welt, auch in Mitteleuropa. Woran liegt es dann? Daran: das dialektal eingefärbte Stück über den schlesischen Weberaufstand von 1844 ist und bleibt historisch. Zu zeitverhaftet in der Konflikt- und Figurenzeichnung, sperrt es sich dagegen, ohne weitere Umstände für heutige Verhältnisse scharf gestellt zu werden. Im Stuttgarter Schauspielhaus versucht es der Regisseur Georg Schmiedleitner auch gar nicht. Er verzichtet auf inhaltliche Aktualisierungen und spielt Hauptmanns Klassenkampfstück in einer freilich radikal skelettierten Textfassung einfach nach – und holt die Gegenwart dann aber doch über starke, sinnfällige, wahrlich monumentale Bilder ins Theater: Bildertheater also, das im Wortsinne auf den Schultern der zerlumpten Webern ruht und sich über einem Bergmassiv von Blue Jeans erhebt. Starker Beifall nach schnellen neunzig Minuten auch für das geschlossen agierende Ensemble. Ausführliche Kritik folgt.