Nach dem Ausscheiden von Ronaldo, Messi oder auch Iniesta schlägt die Stunde für die nächste Generation: Talente gibt es viele – wer kann sich durchsetzen?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die großen Stars haben sich bei der WM im Achtelfinale verabschiedet – wobei es genau genommen seit Jahren ja nur zwei von dieser Sorte gibt: Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Zum Beleg: Die beiden teilten sich die vergangenen zehn Titel als Weltfußballer brüderlich mit je fünf Auszeichnungen. Dass nun mit Andres Iniesta noch ein Weltmeister vorzeitig gehen musste, der den spanischen Tiki-Taka-Fußball über eine Dekade lang mitgeprägt hat, passt ins Bild. Auch wenn er im Vergleich zu seinen beiden Konkurrenten aus der Primera Division mehr ein introvertierter Spielertyp ist, der sich vor Kurzem unter Tränen bei seinem Heimatclub FC Barcelona verabschiedet hat und seine Karriere nun in Japan ausklingen lässt. Wer tritt in die großen Fußstapfen?

 

Kylian Mbappé (19, Jahre, Frankreich, Paris St-Germain): Spätestens seit dem Achtelfinalauftritt gegen Argentinien – mit zwei Treffern und einer Vorarbeit – gilt der erst 19-Jährige als größtes Versprechen für die Zukunft. Wobei der Stürmer allein schon durch seine Ablösesumme von 180 Millionen Euro, die Paris St-Germain an den AS Monaco insgesamt bezahlt, verdeutlicht hat, welches Potenzial in ihm steckt. 18 Millionen Euro Gehalt soll der Angreifer seit seinem Wechsel jährlich kassieren. Seine kompletten WM-Prämien will der Jungstar gemeinnützigen Zwecken zukommen lassen. Damit sendet er ein Signal in Richtung seiner sozialen Einstellung (er stammt aus einem der problematischen Banlieues in Frankreich), was sich auch noch gut vermarkten lässt.

Hirving Lozano (22, Mexiko, PSV Eindhoven): Der Mexikaner ist den deutschen Fußballfans spätestens seit dessen Siegtreffer im WM-Auftaktspiel ein Begriff – und ein Star in seinem Heimatland. Das hat ihn auf den Wunschzettel des FC Barcelona gebracht. „Er war wie ein Biest“, erinnert sich sein Förderer Marco Garces. Ein Rebell auch außerhalb des Platzes, so dass er Trainer, Lehrer und selbst Psychologen in Atem hielt – wie jetzt seine Gegenspieler. Beim PSV Eindhoven entwickelte er sich ohne Anpassungsprobleme auf Anhieb zum Leistungsträger, mit 17 Toren und elf Vorlagen in seiner ersten Saison. Vielleicht ist die Stadt eben ein gutes Pflaster für Talente. Dort haben schon andere Profis den Grundstein ihrer Karriere gelegt – zum Beispiel ein gewisser Ronaldo.

Trent liegt im Trend

Trent Alexander-Arnold (19, England, FC Liverpool): Bei der WM muss der Rechtsverteidiger meist noch Kyle Walker den Vorzug lassen, doch allein schon die Nominierung kam überraschend. Nicht aber für seinen Trainer Jürgen Klopp, der schon vor Wochen gesagt hat: „Natürlich bin ich nicht Gareth Southgate, aber wenn er einen guten Rechtsverteidiger braucht, ist Trent sicher keine schlechte Wahl.“ Das waschechte Eigengewächs besticht durch seine Zweikampfstärke und Ballgewinne. Klopp: „Mental war er immer auf dem höchsten Level, nur physisch musste er noch stark reifen. Das hat er geschafft.“

Leroy Sané (22, Deutschland, Manchester City): Als Bundestrainer Joachim Löw im Trainingslager in Südtirol Leroy Sané aus seinem WM-Kader strich, schüttelten viele Experten den Kopf – vor allem in England, denn dort hatte der Ex-Schalker eine famose Saison hingelegt, überzeugte mit Tempo und Torgefahr, zehn Treffer in 32 Spielen bei Manchester City sprechen für sich, woraufhin er zum besten Jungprofi auf der Insel gewählt wurde. „Ist Deutschland verrückt?“, titelte jedenfalls der „Daily Mirror“. Im Nachhinein kann sich Sané als heimlicher Sieger fühlen, weil er nicht in das WM-Debakel involviert war. Seine Stunde wird noch schlagen für Deutschland – obwohl er auch einen französischen Pass besitzt. Doch im Nachbarland wäre der Konkurrenzkampf größer.

Paulinho (17, Brasilien, Bayer Leverkusen): Bundesligist Bayer Leverkusen unterhält seit Reiner Calmunds Zeiten hervorragende Kontakte nach Brasilien, die sich wieder einmal ausbezahlt haben. Jedenfalls machte der Werksclub das Rennen um Paulinho, eines der größten Talente des Landes, um das auch Englands Spitzenclubs gebuhlt haben. „Er ist ein junger, technisch versierter Spieler, der alles mitbringt, um erfolgreich zu sein“, schwärmte Paulinhos Landsmann Tita, einst der erste Brasilianer im Bayer-Dress. Bayer soll knapp 20 Millionen Euro für den dribbelstarken Linksaußen zahlen, der (wie sein Vorbild Philippe Coutinho) aus der Talentschmiede von Vasco da Gama in Rio stammt.