In den kurzen Episoden der Serie „Just push Abuba" wird das Berliner Hipsterleben durch den Kakao gezogen. Eine Dreier-WG nimmt via Internet Übernachtungsgäste auf. Ein Besuch in der ZDF-Mediathek lohnt.

Berlin - Das nächste Mal, keift die wütend davonstapfende Zukunftserfinderin aus Silicon Valley via Smartphone irgendein armes Assistentlein an, wolle sie in Berlin wieder ein richtiges Hotelzimmer. Und kein so ein Dreckloch bei irgendwelchen Verlierern. Das Dreckloch – eine via Internet und App angebotene WG-Schlafgelegenheit – ist Schauplatz der Comedy-Serie „Just push Abuba“. Fast möchte man sagen: Diese kleine Bude ist eine Petri-Schale für all die vielen Moden, Spleens und Nöte der Hipsterkultur.

 

Abuba, dieser Name eines längst Verzogenen steht noch auf dem Klingelschild der Wohnung, deren Untermieter nun selbst untervermieten. Toni (Anton Weil), Lucia (Elli Tringou) und Joon (Joon Kim) sind jung und brauchen das Geld, weshalb hinter einem Vorhang eine Matratze auf einer Europalette auf Besucher wartet. Im Netz kommen Komfort und Privatsphäre besser rüber, was Toni aber nicht daran hindert, energisch auf 5-Sterne-Bewertungen zu drängen.

Untypisch jung

Äußerlich kann Toni als entspannter Lebenskünstler durchgehen, aber in ihm flitzt ein opportunistisches, chancenhungriges Aufsteigerwiesel umher. Jeden Gast baggert Toni um Karrierehilfe an, den berühmten Psychologen ebenso wie die unbekannte Filmemacherin. Was ihn so sympathisch macht: Er ist in seiner Orientierungslosigkeit so hilflos wie ein Spiegel, der reflektieren muss, was vor ihn tritt, und sich seine Oberfläche nicht aussuchen kann.

Sehen Sie hier die erste Folge „Fucklab Honey“:

„Just push Abuba“ ist im Fernsehlabor „Quantum“ des ZDF entwickelt worden. Von dort kamen auch schon andere für die Mainzer untypisch junge Serien: „Familie Braun“ und „Lerchenberg“. Die WG-Satire ist als Webformat entwickelt worden. Die ersten sechs Folgen sind bereits in der Mediathek des Senders und auf Youtube zu sehen, und nun gibt es einen Mini-Marathon im Fernsehen selbst: alle siebenundvierzig Minuten am Stück in der Nacht von Montag auf Dienstag.

Traumziel Gästeliste

Zugegeben, der „Tatortreiniger“ etwa liefert bei allem Humor großartige Menschenporträts, feine Milieustudien und oft einprägenswert hintersinnige Dialoge. Da kann „Just push Abuba“ mit seinen Gags und Karikaturen nicht mithalten. Lustig ist das trotdzem immer, und in gar nicht so seltenen Momenten trifft es aktuelle Spinnereien wie die Fliegenklatsche den Moskito. Manchmal sind kopfschmerztreibender Irrsinn und schamloser Alltag sowieso ein und dasselbe – wie im Kult um die Berliner Beschallungspinte Berghain, die es geschafft hat, den Leuten einzureden, ihre Türsteher seien die Verteilagenten himmlischen Glücks und irdischen Prestiges.

Berghain-Fieber pur bricht aus: Bei den Matratzenvermietern sagt sich ein Mensch mit dem Kunstnamen JNobyl an, der demütig umschwänzelt wird. Angeblich ist er der Aufleger des Abends im Club aller Sehnsüchte. Ja, er verspricht, Lucia und Tony auf die Gästeliste zu setzen! Sie kommen aber trotzdem nicht rein. Die erste Erklärung – „Die haben uns für Touristen gehalten!“ – weicht dem Verdacht, einem Betrüger aufgesessen zu sein. Was mag der mittlerweile in der Wohnung anstellen?

Englisch zum Grinsen

„Just push Abuba“, in dem Youtube-Stars Gastrollen haben, hat noch viel Stoff für weitere Folgen. Und gute Chancen auf viele Klicks aus dem Ausland von Menschen, die vorhaben, übers Netz eine private Schlafgelegenheit in Berlin zu buchen. Online-Zimmervermietungen könnten den Link zur Serie als volkskundliche Erst-Info anbieten. In der multikulturellen WG wird untereinander und erst recht mit den Gästen Englisch gesprochen. Da hört man in jedem Satz den Wunsch dieser Hipster mitschwingen, ihrer vermeintlich unhippen Herkunft zu entkommen. Schon das kann einen zum Grinsen bringen.

Alle sechs Folgen der Serie sind bereits in der ZDF-Mediathek und auf Youtube abrufbar. Um 0.15 in der Nacht vom 16. auf den 17. April 2018 sind sie für Linear-TV-Fans auch mal am Stück im ZDF zu sehen.