Das Schicksal der beiden aus dem Tierpark Nymphaea in Esslingen entwendeten Amazonen Amy und Rico ist ungewiss. Der Dieb will die Tiere wohl selbst behalten oder zu Geld machen. Der ideelle Verlust der Vögel ist groß.

Esslingen - Der Diebstahl der beiden Papageien Amy und Rico hat bei Freunden des Esslinger Tierparks Nymphaea Entsetzen ausgelöst. Die Gelbstirn- und die Mülleramazone waren in der Nacht auf Montag, 25. Februar, aus ihrer Voliere entwendet worden. Die Polizei hat noch keine heiße Spur zu dem Täter. Über dessen Motiv kann laut Christoph Kässer, dem Sprecher des Tierparks, nur spekuliert werden. Entweder wolle der Dieb unbedingt solche Papageien selbst besitzen, oder aber die Tiere zu Geld machen.

 

Im Vergleich zu anderen Großpapageienarten sei der Wert von Amazonen deutlich niedriger, erklärt Christoph Kässer. Allerdings wiege der ideelle Verlust der beiden Tiere weitaus schwerer als der finanzielle. Der Diebstahl sei nicht nur tragisch für die beiden gestohlenen Vögel, sondern auch für die verbliebenen vier Tiere in dieser Voliere. Denn die Struktur in der Gruppe sei möglicherweise „zerstört und muss nun neu aufgebaut werden“. Zunächst hoffen die Verantwortlichen des Tierparks, dass sich die vom nächtlichen Überfall heimgesuchten und aufgeschreckten Tiere beruhigen, ehe sie die Grenzen innerhalb ihres Verbunds untereinander neu setzen könnten.

Der Täter muss geübt sein

Christoph Kässer geht davon aus, dass der Täter „schon etwas Übung“ im Fangen von Vögeln gehabt haben muss. Zwar seien die Papageien im Dunkeln ruhiger als am Tag. Doch der Dieb müsse einen Kescher oder zumindest ein Handtuch und einen gezielten Griff ins Genick der Amazonen genutzt haben, um diese einzufangen, ohne selbst von den spitzen und wehrhaften Schnäbeln verletzt zu werden.

Für nicht unwahrscheinlich hält Kässer die Theorie, dass Amy und Rico gezielt als Beute ausgesucht worden seien. Denn beide könnten sprechen, was dem Dieb möglicherweise bei einem Zoobesuch aufgefallen sei. In diesem Zusammenhang erinnert der Nymphaea-Pressesprecher an einen Fall von Vogel-Diebstahl in den 1970er-Jahren. Damals war der Beo Bianca aus dem Esslinger Tierpark entwendet worden. Er konnte seinen Namen sagen und die französische Nationalhymne pfeifen.

Laut der Polizei war der Täter vom Neckar her auf das Gelände des Tierparks gelangt, nachdem er ein Tor aufgebrochen hatte. Danach schnitt er in den Maschendrahtzaun der Voliere ein Loch und stahl die beiden etwa 35 Zentimeter großen Vögel. Im Gegensatz zum vorderen Bereich des Parks gebe es dort keine Kameraüberwachung, so Kässer. „Aber es scheint, als müssten wir das auch dort einrichten.“

Immer wieder werden Zoos von Dieben heimgesucht

Solche Diebstähle kämen im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen „sehr selten“ vor, sagt Andrea Kopp, eine Sprecherin der Behörde. Eher habe es die Polizei mit entwendeten Nutztieren wie etwa Schafen zu tun. Doch Beutezüge in Zoos sind keine Seltenheit. Im Jahr 2010 wurde beispielsweise aus der Stuttgarter Wilhelma ein Brillenpinguin gestohlen. Im Jahr 2015 erbeuteten Diebe ein Zweigseidenäffchen-Paar aus dem Dortmunder Zoo, womit die Zucht dort beendet war. Die Aufzählung könnte weit fortgesetzt werden. Geraubte Papageien in Krefeld, gestohlene Affen in Magdeburg, entwendete Bussarde in Berlin: Tierdiebe nehmen aus deutschen Zoos offenbar fast alles mit, was kreucht und fleucht.

Im Fall der beiden im Nymphaea-Park gestohlenen Amazonen haben sich schon einige Personen auf der Facebook-Seite des Kleinzoos gemeldet, die die Vögel gesichtet haben wollen. Doch dabei könnte es sich auch um Amazonen einer wilden Papageien-Kolonie handeln, die in Bad Cannstatt und Umgebung unterwegs ist.