Die Serie von Navidiebstählen beschäftigt nicht nur die Polizei, auch für die Werkstätten bedeutet sie viel Arbeit. Opfer berichten, dass sie mehrere Autohäuser abklappern mussten, um einen Reparaturtermin zu bekommen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Donnerstag ist der ungewöhnlichste Tag dieser Woche gewesen: Es war der einzige Tag, an dem die Polizei keine Navidiebstähle aus BMW-Fahrzeugen melden musste. Am Freitag war es wieder wie an den Tagen zuvor: Diebe hatten in der Nacht fünf Autos aufgebrochen, im Süden, im Westen und in Vaihingen. „Es ist echt dramatisch und nimmt ein ungeahntes Ausmaß an“, sagt Ronald Wehrstein, Aftersales-Leiter der BMW-Niederlassung Stuttgart. In seinem Haus bekommt er täglich den Frust der Autobesitzer mit, aus deren Fahrzeug das Navigationssystem ausgebaut wurde. Seit Wochen hält die Serie an. Die Taten laufen alle ähnlich ab: Die Täter schlagen eine Seitenscheibe ein, öffnen das Auto und bauen das System „Navi Professional“ aus.

 

„Wenn ein Abschlepper einen Wagen auf den Hof fährt, bei dem eine der Dreiecksscheiben eingeschlagen ist, dann denken wir immer ,Nicht schon wieder!’“ sagt Ronald Wehrstein. Das Gerät selbst habe einen Preis von rund 1000 Euro. Die Reparaturkosten könnten aber je nachdem, wie der Täter bei der Arbeit gewütet hat, zwischen 4000 und 12 000 Euro liegen. Neben dem materiellen Schaden haben die Besitzer auch den Ärger und den Schrecken. So ein Stuttgarter, der am Dienstag früh die schlechte Nachricht auf dem Weg zum Bahnhof erhielt: „Meine Freundin hatte mich zum Zug gebracht, kam kurz vor sechs Uhr zurück nach Feuerbach und sah, wie die Polizei an meinem Auto stand“, berichtet der BMW-Fahrer. Für ihn begann dann die Suche nach einer Werkstatt: „Es ist nicht einfach, einen Termin zu bekommen. Erst mal bin ich abgeblitzt. Auch Mietwagen sind zurzeit Mangelware.“

Vor der Reparatur muss die Versicherung alles abklären

„An den Wartezeiten sind nicht wir schuld, es dauert einfach, bis die Arbeit der Versicherung abgewickelt ist“, entgegnet Ronald Wehrstein von BMW. Man könne die Reparatur nicht jeden Mitarbeiter machen lassen, das müssten spezialisierte Elektriker sein, die das Ersatzgerät an den Kabelbaum wieder anschließen. Fünf bis sechs Mitarbeiter seien in den Stuttgarter BMW-Häusern darauf spezialisiert, zwei Fahrzeuge pro Tag könnten die Leute pro Haus wieder herstellen. Die Polizei nahm vergangene Woche zwei Täter fest, die aus Litauen stammen. Die Herkunft ist eine Parallele zu einer Serie vor vier Jahren: Damals hatte es eine Tätergruppe auf Navigationssysteme von Mercedes Benz abgesehen, auch in jenem Fall führten die Spuren nach Litauen. Dort gibt es offenbar einen Markt „Aber ganz verstehe ich das nicht. Die hochwertigen Fahrzeuge der Fünfer- und Siebenerreihe haben das System drin. Die einzige Erklärung ist, dass sie in anderen Fahrzeugen das kleinere mit dem größeren System ersetzen wollen.“ Die teuren Autos seien nicht serienmäßig, aber größtenteils mit Alarmanlagen ausgestattet. „Die Täter stört es offenbar nicht, sie gehen das Risiko ein, bemerkt zu werden.“

Die BMW-Besitzer hoffen, dass die Polizei bald weitere Fahndungserfolge vorzuweisen hat. Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe eingesetzt, die „mit Hochdruck“ an den Fällen arbeite, beteuert ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Die Unsicherheit der Autobesitzer mindert das im Moment noch nicht: „Jetzt lass ich das reparieren, vielleicht stiehlt es mir dann aber in der nächsten Nacht wieder einer“, sagt das Feuerbacher Opfer der Navidiebe.