Diego Maradona Fan aus Fellbach Gott lebt weiter

Diego Armando Maradona empfängt den Fellbacher Marcelo Sessa im Jahr 2008 in seinem Haus in Buenos Aires. Foto: Privat

Der Fellbacher Marcelo Sessa ist in Fußball-Angelegenheiten schon viel herumgekommen. Zweimal hat er auch Diego Armando Maradona getroffen.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Gott ist tot. „Das ist Diego, unser Gott“, hat Marcelo Sessa einmal bei einem Besuch in seiner damaligen Wohnung in Fellbach gesagt. Diego Armando Maradona schaute auf dem Hintergrund des Laptop-Bildschirms im Hause Sessa entsprechend erhaben drein. Vor einer Woche ist der argentinische Volksheld mit 60 Jahren einem Herzinfarkt erlegen.

 

Kevin Sessa durfte sich ausgelassen freuen

Aber der Fußball fliegt trotz der Trauer um den vielleicht Begabtesten, der sich jemals seiner annahm, weiter über kurz geschorenes Grün. Und an manchen Orten fliegt er in einer Weise, die den Trauernden hilft, den Schmerz zu bewältigen. Kevin Sessa, jüngster Sohn der Fellbacher Fußball-Familie mit argentinischen Wurzeln, hat einen wunderbaren Fußballnachmittag hinter sich. Mit seinen Teamgefährten des 1. FC Heidenheim entließ er am Sonntagnachmittag die Gäste des Hamburger SV, bis dahin Zweitliga-Tabellenführer, in die zweite Saisonniederlage. Nach einer Unachtsamkeit des Hamburger Torstehers Sven Ulreich, früher beim VfB Stuttgart, bestand Christian Kühlwetter mit seinem dritten Treffer in der 90. Spielminute auf den 3:2-Sieg der Gastgeber. Kevin Sessa, erneut von Anfang bis Ende der Begegnung im Mittelfeld auf dem Posten, durfte sich ausgelassen freuen. Und mit dem 20-Jährigen war am Sonntag auch der Papa, 49, glücklich. „Kevin ist viel gelaufen. Er war fix und fertig. Aber das war sehr gut, wir sind natürlich zufrieden“, sagte Marcelo Sessa, der die Begegnung daheim in Fellbach am Fernseher verfolgte, weil die Profis zwar trotz der Covid-19-Pandemie spielen dürfen, allerdings ohne Zuschauer. Selbst der Vater, ansonsten ein Vielfahrer in Fußball-Angelegenheiten, muss nun zu Hause bleiben.

Marcelo Sessa hat mit seiner Familie auch Lionel Messi kennengelernt

Mit seinen Söhnen ist er ganz schön herumgekommen. Nicolas, 24, war davor in Aalen und in Aue, jetzt ist er beim Drittligisten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag. Dominic, 26, der Älteste, hielt sich seiner Lieblingssportart wegen vor der Rückkehr zum SV Fellbach beim SSV Reutlingen auf. Und die gesamte Familie Sessa war ziemlich regelmäßig in hellblau-weißen Fanutensilien auf der Welt unterwegs, um die argentinische Nationalmannschaft zu unterstützen. Der Familienvater kann darüber 1000 Geschichten erzählen, Fotos illustrieren die Erinnerungen. Marcelo Sessa hat mit seiner Familie zahlreiche Fußballgrößen seines Heimatlandes kennengelernt. Auch und nicht zuletzt Lionel Messi. Mit dem Superstar hat Marcelo Sessa, der zu jener Zeit ab und an auch für den argentinischen Verband arbeitete, etwa bei der Weltmeisterschaft 2006 in Frankfurt geplauscht. „Er ist sehr nett, als er mich gesehen hat, hat er sich gefreut und gefragt, wie es mir geht und wie es den Kindern geht“, sagte Marcelo Sessa damals.

Besuch in Villa Devoto

Doch ganz vorne, gar noch vor Lionel Messi, stand und steht bei ihm Diego Armando Maradona. Zweimal hat er den Nationalheiligen persönlich getroffen. 1994 im Rahmen eines Freundschaftsspiels der Argentinier in Kroatien. „Ich hatte Gänsehaut, ich war so nervös, als ich ein Foto gemacht habe, dass ich gezittert habe“, berichtete Marcelo Sessa, der seit 1990 in Fellbach lebt, unserer Zeitung darüber. 14 Jahre später, 2008, auch davon zeugt ein Foto, hat er den Weltbesten und Weltmeister 1986 in dessen Villa in Villa Devoto besuchen dürfen, einem Stadtteil der Kapitale Buenos Aires. Mit jungen Klassefußballern, die er als Betreuer in Argentinien begleitete – auch bei jenem Ausflug zum namhaftesten Landsmann.

„Immer wieder habe ich meinen Kindern erzählt, was Diego für eine Bedeutung hat“, sagt Marcelo Sessa. Seine Kinder haben offenbar gut zugehört. Sie sind Fans von Lionel Messi, klar. Aber auch von Diego Armando Maradona, obschon der sein letztes Spiel als Profi vor mehr als 23 Jahren absolviert hat. Kevin Sessa war an jenem 25. Oktober 1997 noch gar nicht geboren. Dennoch ist sein Spitzname beim 1. FC Heidenheim, wie kann es anders sein: „Diego“. Gott lebt in erhabener Weise natürlich weiter. Nicht allein in der Iglesia Maradoniana, zur quasi religiösen Anbetung des Unsterblichen Ende der 90er Jahre in Argentinien entstanden. Er lebt in den Erinnerungen und Erzählungen weiter. Etwa in jenen von Marcelo Sessa.

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