In Ludwigsburg hofft man, 2020 die kritischen Grenzwerte für Stickoxid zu unterschreiten – und so von Fahrverboten verschont zu bleiben. Die Deutsche Umwelthilfe ist überrascht – und prüft den Plan dazu.

Ludwigsburg - Von einem „Tag der Freude“ spricht der Oberbürgermeister Werner Spec (Freie Wähler). Seine Botschaft: Ludwigsburg schafft es ohne Fahrverbote. Bis Ende des nächsten Jahres sollen die Grenzwerte für Stickstoffdioxid in der Barockstadt unter den gesetzlichen Wert von 40 Mikrogramm fallen – das hat das Regierungspräsidium der Stadt nun schwarz auf weiß prognostiziert.

 

Spannend bleibt allerdings die Frage, ob der so genannte Luftreinhalteplan auch vor dem Verwaltungsgericht Bestand hat. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagt bei allen Städten, deren Luft zu viele Stickoxide aufweist, auf Fahrverbote. Sowohl das Regierungspräsidium als auch die Stadt sehen sich dafür gut gewappnet. „Wir sind extrem zuversichtlich“, sagt Werner Spec zu dem Verfahren, dessen Beginn noch nicht terminiert ist.

Jürgen Resch ist überrascht

Jürgen Resch, der Geschäftsführer der DUH, sagt dazu: „Wir werden den Luftreinhalteplan, die Maßnahmen und diese überraschenden Prognosewerte auf Plausibilität prüfen.“ Wichtig sei, dass der Grenzwert für Stickoxid im Kalenderjahr 2020 sicher eingehalten werde und alles Nötige dafür in Betracht gezogen werde.

Zugute kommt der Stadt, dass wegen der politischen Debatte immer weniger Diesel auf den Straßen sind: Seit 2017 ist die Zahl der zugelassenen Dieselfahrzeuge in Ludwigsburg von 103 000 auf 95 000 zurückgegangen. Im Ludwigsburger Rathaus wird seit einiger Zeit an dem „Green City Masterplan“ gebastelt, um Fahrverbote zu verhindern. Digitalisierte Ampeln, Elektrobusse im Stadtverkehr, Ausbau der Fahrradwege: Gut 30 Millionen Euro kommen von Bund, Land und Kreis.

Rund um die Messstelle wird viel getan

Da jedoch all dies eher langfristig wirkt, macht die Stadt alles, um die Luftbelastung rund um den Hotspot Friedrichstraße zu reduzieren. Denn hier steht die Messstelle des Landesinstituts LUBW. Nur der hier gemessene Wert von 51 Mikrogramm Stickoxid zählt vor Gericht.

Daher hat der OB nun ein neues Instrument ausgepackt: Ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern auf der Friedrichstraße. Lediglich auf 150 Metern, von der Kreuzung mit der B 27 bis zur Solitudestraße, wo die Messstelle steht.

So will das Matthias Knobloch aber, der neue Leiter des Fachbereichs Mobilität im Rathaus, nicht verstanden wissen: „Es geht darum, dass die Fahrzeuge an dieser Stelle am Berg langsamer anfahren und beschleunigen.“ Dazu kommen 20 Filterstationen von der heimischen Firma Mann + Hummel an der Friedrichstraße, die bis Ende des Jahres angebracht werden sollen. Diese können nicht nur Feinstaub, sondern auch Stickoxide ausfiltern. „Das funktioniert flächendeckend nicht, aber an diesem Hotspot“, betont Matthias Knobloch. Hier geht es also wirklich darum, die Werte schnell zu senken.

Für den Rest der Stadt sollen bis zum Jahresende alle Ampeln digitalisiert werden, um den Verkehr lenken zu können.