Rund 1000 Fahrverbotsgegner zogen am Samstag von der Neckarstraße zum Schlossplatz. Damit bekommt die wöchentliche Veranstaltung wieder mehr Schwung.

Stuttgart - Ein Herr in gelber Weste, der die U 14 entert, inspiriert mehrere junge Männern zu eifrigem Informationsaustausch. Selbst ein Adventskranz verursache deutlich mehr Feinstaub als ein Diesel, entrüstet sich einer. Das Ziel der Männer: Die allwöchentliche Diesel-Demo, die von den Veranstaltern vom Neckartor zu einem Marsch zum Schlossplatz verlegt wurde.

 

Der Platz zwischen Heilmannstraße und Neckarstraße erstrahlt in Gelb. Rund 1000 Teilnehmer, deutlich mehr als vergangene Woche, haben sich hier am frühen Samstagnachmittag versammelt, um gegen Dieselfahrverbote zu demonstrieren. Gerade macht der Stuttgarter Handwerksmeister Sepp Haag seinem Unmut am Rednerpulr Luft. Es gehe nicht, dass Politik immer zu Lasten des kleinen Mannes gemacht werde. Der Mann berichtet von einem Auszubildenden, der wegen der Fahrverbote Schwierigkeiten habe, zur Arbeit zu gelangen. Sein Nachredner prangert die Ökohysterie an, an der Deutschland leide. Das Feindbild ist klar: Kretschmann und die Grünen.

Kurz darauf setzt sich die Pro-Diesel-Kundgebung erstmals in Bewegung. Der Demonstrationszug führt über die Urbanstraße zum Schlossplatz. „Wir wollen damit noch sichtbarer werden“, kommentiert Veranstalter Ioannis Sakkaros diese Entscheidung, die auf positive Resonanz stößt. Diesel-Befürworter aus verschiedenen Lagern sind seinem Aufruf gefolgt.

CDU-Bezirkbeirätin in gelber Weste

Vertreter der AfD-nahen Gewerkschaft Zentrum Automobil sind anhand der Westenaufschrift auszumachen, Thomas Rudolph und Marion Kauck, beide CDU-Bezirksbeiräte im Stuttgarter Osten sind gekommen, letztere in Warnweste. Heinrich Fiechtner, der im Wortgefecht mit einem Ordner darauf besteht, nicht zur AfD mehr zu gehören, ist ebenfalls an der Spitze des Zuges anzutreffen.

Zwar hat Sakkaros den Slogan „Wir sind hier, wir sind laut, weil man unsern Diesel klaut“ ausgegeben, die „Grüne raus!“-Rufe allerdings überwiegen – auch bei der Kundgebung auf dem Schlossplatz, wo das „Bündnis vernünftige Verkehrspolitik“ ebenfalls eine Kundgebung angemeldet hat. Zwei Dutzend Demonstranten stehen bereit, als die Sakkaros-Demo eintrifft.

Veranstalter sieht erste Erfolge

Weitere Reden sind zu hören. Der Adventskranz, der übrigens als urbane Legende gehandelt wird, wird nicht erneut als Beispiel herangezogen. Dafür geht es um die Belastung durch Staubsauger im Eigenheim und Computer am Arbeitsplatz, für die andere Feinstaub-Grenzwerte gelten.

Sakkaros hat erste Erfolge zu vermelden. So dürften Pendler nun wieder mehr Parkhäuser anfahren. Der Initiator der Diesel-Demo hofft auf weitere Zugeständnisse, vor allem aber auf weiteren Zulauf für die kommenden Samstage.