Der Dieselgipfel in Berlin hat keine großen Fortschritte zur Bewältigung der Vertrauenskrise gebracht. Es braucht dazu mehr als nur Software-Updates für die Motoren, kommentiert der StZ-Autor Michael Maurer.

Stuttgart - Gemessen daran, dass es hier um nichts weniger als die Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit einer der Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft ging, fallen die Ergebnisse des Dieselgipfels in Berlin mager aus. Ein bisschen Nachrüstung per Software-Update hier, ein paar Absichtserklärungen dort und noch ein Fonds, über den Pläne für alternative Mobilitätsformen vor allem in den Ballungsräumen finanziert werden sollen – das war’s denn auch schon. Vielleicht war es aber auch vermessen, von diesem Gipfel aus Wirtschaft und Politik mehr zu erwarten. Vielleicht steht er ja für den Beginn eines Prozesses, der zu mehr Transparenz, mehr Ehrlichkeit und saubereren Fahrzeugen führt.

 

Doch das sind bloße Hoffnungen. Die Realität ist ernüchternder. Denn es ist nach wie vor nicht erkennbar, dass sowohl die Konzerne als auch die Politik angemessen auf die gewaltigen Probleme reagieren. Und damit sind noch nicht einmal die Herausforderungen durch den Umstieg auf die E-Mobilität und andere Zukunftsthemen gemeint, die aus der globalen Entwicklung der Märkte resultieren. Die Betrügereien bei den Diesel-Motoren, die Schummeleien bei den Grenzwerten, die unselige Allianz von Politikern und Autobossen, wenn es um den Schutz der Autoindustrie geht – das sind die selbst verschuldeten, aktuellen Probleme, die gelöst werden müssen.

Die Autokonzerne müssen sich in Zukunft an Recht und Gesetz halten sowie Vorschriften ernst nehmen, anstatt ständig Umgehungslösungen zu suchen. Die verantwortlichen Politiker und Regierungen müssen ihren Kontrollauftrag erfüllen und dürfen die zweifellos berechtigte Sorge um einen enorm wichtigen Wirtschaftszweig nicht in Kumpanei ausufern lassen. Mit einem Software-Update der Motoren ist es dabei nicht getan. Es braucht ein Update des Selbstverständnisses von Unternehmen und Politik.