Dieselkrise und Kartellvorwürfe – aber Matthias Müller zeigt sich als Automanager, der allem Anschein nach den Ernst der Lage nicht verstanden hat.

Stuttgart - VW-Chef Matthias Müller hat kein großes Talent, den reuigen Sünder zu geben. Vor einem Jahr auf der Automesse in Detroit löste er reichlich Irritationen aus, als er einem amerikanischen Radioreporter auf die Frage nach dem Abgasbetrug von VW antwortete: „Wir haben nicht gelogen. Wir haben nur zunächst die Fragen nicht verstanden.“ Als Müller später klar wurde, dass solche Ausflüchte bei den US-Behörden überhaupt nicht gut ankamen, versuchte er die Äußerungen in einem zweiten Interview zurechtzurücken.

 

Vielleicht war er gereizt nach der Schelte von Umweltministerin Barbara Hendricks

Beim Dieselgipfel in Berlin rutschte Müller erneut eine Äußerung heraus, die ihn als Automanager erscheinen lässt, der den Ernst der Lage nicht verstanden hat. Vielleicht war er gereizt, weil Umweltministerin Barbara Hendricks zuvor von unternehmerischem Versagen gesprochen hatte. Der VW-Chef stellte jedenfalls klar, dass er die von vielen Kritikern als zweiten Schritt nach dem Software-Update geforderte Nachrüstung der technischen Hardware kategorisch ablehnt. „Wir halten es im Grunde genommen für ausgeschlossen, Hardware-Nachrüstungen vorzunehmen, einmal wegen des Aufwands, aber auch, weil die Wirkung fragwürdig ist“, dozierte Müller und fügte hinzu: „Ich möchte meine Ingenieure gerne zukunftsorientiert arbeiten lassen und nicht rückwärtsgewandt an Motoren, die zehn und 15 Jahre alt sind.“

Für den Grünen-Politiker Cem Özdemir grenzt eine solche Sturheit an Unverschämtheit. Ausgerechnet derjenige, der den Dieselskandal verursacht habe, lehne die Nachrüstung ab. „Offensichtlich hat er den Schuss nicht gehört“, schimpfte Özdemir in einem Interview.