Die Branche muss darauf achten, dass das Image des Diesel nicht noch einen stärkeren Schaden nimmt, meint Inge Nowak.

Stuttgart - Natürlich geht es beim Auto immer auch darum, die Insassen sicher von A nach B zu befördern. Für viele Fahrer ist dies jedoch nur noch die Minimalanforderung. Ihnen geht es auch darum, Spaß am Fahren zu haben – und damit vielleicht auch noch ihre Umwelt zu beindrucken. Der außerordentliche Erfolg, den Geländewagen in den vergangenen Jahren erlebt haben, ist sicherlich nicht nur, aber auch darauf zurückzuführen. Ähnlich verhält es sich mit der enorm gestiegenen Modellvielfalt, mit der die Branche den Nerv der individuellen Käufer treffen will. Vor allem die deutschen Premiumhersteller haben von diesen Entwicklungen in der Vergangenheit profitiert. Dies ist auch nicht zu kritisieren. Im Gegenteil, nicht nur den Belegschaften der Hersteller, der Volkswirtschaft kam dies zugute.

 

Doch das Prestigeprodukt Auto verliert seit einiger Zeit in bestimmten Bevölkerungsgruppen an Glanz. Verstopfte Straßen und Parkraumnot in Großstädten führen dazu, dass sich immer mehr junge Leute das Investitionsgut Auto nicht mehr leisten wollen oder können. Sehr zum Leidwesen der Hersteller, verzichten sie aufs Auto – und ziehen stattdessen Produkte wie Smartphones vor, die ihnen den Zugang in die sozialen Netzwerke und in die Welt des Internets eröffnen. Die Autoindustrie hält dagegen – indem sie beispielsweise Konsumelektronik ins Autos bringt. Auch mit Carsharing-Konzepten will sie punkten, um auch mit dieser Klientel ins Geschäft zu kommen. Letzteres steckt aber noch in den Kinderschuhen.

An der Technik liegt es nicht

Und nun erschüttert der Dieselskandal die Branche. Viele Selbstzünder verdrecken ihre Umwelt deutlich stärker als politisch zugelassen. Wohlgemerkt: Das liegt nicht an der Technik, sondern daran, wie die Technik eingesetzt wird. Es liegt daran, dass die Abgasnachbehandlung häufig schlicht abgeschaltet ist. Doch was passiert, wenn sich der derzeit negative Ruf dieses Antriebs verfestigt – und der zahlungskräftige Geländewagenfahrer stattdessen lieber E-Auto fährt? Kein Wunder, dass die Hersteller derzeit sehr auf das Image der Selbstzünder, die noch im vergangenen Jahr rund 50 Prozent der Neuzulassungen ausmachten, bedacht sind. Beim Diesel hat die deutsche Autobranche international einen Vorsprung. Bei Elektroautos aber hat sie Nachholbedarf.