Bosch entschädigt Betroffene in den USA im Dieselskandal mit gut 300 Millionen Euro; VW muss weitere 1,1 Milliarden Euro zahlen.
Trotzdem kann Bosch den Fall in den Vereinigten Staaten noch nicht abhaken.

Stuttgart - Bei der rechtlichen Aufarbeitung des Dieselskandals in den USA haben Volkswagen und Bosch eine weitere Hürde genommen. Der für Zivilklagen zuständige Richter Charles Breyer hat den vor einigen Monaten ausgehandelten Vergleich genehmigt. VW muss weitere gut 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) für Umrüstung, Rückkäufe und Entschädigungen von 88 500 Dieselautos der Marken VW, Audi und Porsche mit einem 3-Liter-Motor einplanen. Damit summieren sich die Zahlungen der Wolfsburger auf insgesamt mehr als 24 Milliarden Euro.

 

Bosch hatte Anfang Februar mit den Klägern einen Vergleich im Umfang von 327,5 Millionen Dollar (304 Millionen Euro) ausgehandelt, der nun von US-Richter Breyer gebilligt wurde. Diese Summe beinhaltet Entschädigungszahlung für alle von den Manipulationen betroffenen Diesel-Fahrzeuge in den USA – also insgesamt rund 570 000 Pkw mit 2- und 3-Liter Motoren. Bosch hat VW die Software geliefert, mit der die Abgaswerte später manipuliert wurden. Der Zulieferer hat stets betont, dass der ausgehandelte Kompromiss kein Schuldeingeständnis sei. Endgültig abhaken kann der Stuttgarter Konzern die Affäre in den USA damit aber noch nicht. Denn 675 Geschädigte – das sind weniger als 0,01 Prozent aller Geschädigten – haben Widerspruch gegen den Vergleich eingelegt. Sie können nun selbst den Klageweg beschreiten. Dies könnte ein langwieriger Prozess werden. Auch in einigen anderen Ländern wie Kanada sind in dem Zusammenhang noch Zivilklagen gegen Bosch anhängig.

Strafrechtliche Ermittlungen laufen

Darüber hinaus laufen noch strafrechtliche Verfahren in den USA – und auch in Deutschland. Hierzulande ermittelt die Staatsanwaltschaft seit einiger Zeit wegen Verstrickungen in die Abgasaffäre gegen unbekannte Mitarbeiter bei Bosch. Zudem laufen nach mehreren Strafanzeigen Vorermittlungen gegen Bosch-Chef Volkmar Denner.

Der VW-Vergleich für die 3-Liter-Maschinen sieht vor, dass Autos mit einer älteren Motorengeneration zurückgekauft werden, später entwickelte Motoren einer zweiten Generation sollen mit einer neuen Software die Vorschriften erfüllen. Die Autobesitzer erhalten darüber hinaus je nach Modell eine Entschädigung zwischen rund 7000 und 16 000 Dollar (6440 und14700 Euro). Der Rückruf kann bei VW, Audi und Porsche aber erst beginnen, wenn die technischen Lösungen von den US-Behörden genehmigt worden sind. Die Kosten des Vergleichs übernimmt weitgehend Audi, weil die VW-Tochter diese Motoren entwickelt hat. Alle drei Marken haben den Verkauf von Dieselautos in den USA gestoppt.