Der Industrieverband hält die Umrüstpläne für ausreichend. Doch ob die Erstattung reicht, ist unklar.

Stuttgart - Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, sieht die deutschen Hersteller für die Verkehrswende gut aufgestellt. Es bedürfe dafür keiner „Innovationspeitsche“ zur Entwicklung alternativer Antriebe, wie einst der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gemutmaßt hatte. Der VDA-Präsident sagt: „Wir haben verstanden, es geht um saubere Luft.“ Zum Auftakt des 5. Fachkongresses „Stadt der Zukunft – Zukunft der Stadt“ unserer Zeitung in der Sparda-Welt, bei dem es um Mobilitätskonzepte für die Zukunft ging, hob Mattes die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung hervor. Hiesige Unternehmen seien in vielen Bereichen Marktführer.

 

Der VDI hält die Klimaziele für fraglich

Mattes warnte jedoch vor dem Verlust von bis zu 50 000 Arbeitsplätzen bei einem zu raschen Transformationsprozess. Schließlich entstünden neue Berufsfelder, dafür müssten Mitarbeiter gefunden und das angestammte Personal fortgebildet werden. Der Kohlendioxidausstoß von Neuwagen soll nach dem Willen der EU-Staaten von 2020 bis 2030 um 35 Prozent sinken. Dafür müsste der Anteil an E-Fahrzeugen von unter drei auf 30 bis 40 Prozent steigen. Es sei fraglich, ob diese Zielwerte erreicht werden können. Das hänge maßgeblich davon ab, wie schnell alternative Antriebe von den Kunden angenommen werden. Genauso wichtig sei jedoch der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Der VDA-Präsident hält das von der Industrie angebotene Paket für Besitzer von Dieselfahrzeugen, denen Fahrverbote drohen, für ausreichend, es müsse aber besser kommuniziert werden. Mattes warnt, alle Hersteller für die Vergehen Einzelner in Sippenhaft zu nehmen.

Der künftige Daimler-Chef Ola Källenius nannte bei der StZ-Veranstaltung einen Betrag von 2400 Euro, den der Stuttgarter Konzern für eine Nachrüstung biete. Das sind nach Schätzungen etwa 80 Prozent der Kosten. Andere Hersteller stehen dem Projekt skeptisch (Opel) bis ablehnend (BMW) gegenüber. Bei VW wird bezweifelt, dass eine Nachrüstung überhaupt zeitnah möglich ist. Das sehen die Nachrüster anders.

Das Tempo der Politik entscheidet über den Preis mit

Ob die Kalkulation von Daimler aufgeht, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schnell die Politik handelt. Für die Hardwarenachrüstung bei privaten Pkw werde das Ministerium bis Anfang nächsten Jahres die nötigen „technischen Vorschriften für Hardware-Nachrüstungen“ erarbeiten, wie Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) nach der Kabinettssitzung in Berlin sagte.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, betonte beim Kongress, Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum benötigten zusätzliche Verkehrsinfrastruktur. Der Bund investiere dafür 2018 14,2 Milliarden Euro.