Wer glaubt, die Niederlage bei der Freiburger Oberbürgermeisterwahl gründe allein in der Arroganz des Amtsinhabers Dieter Salomon, der irrt. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf.

Stuttgart - Für die Grünen kommt es knüppeldick: erst die Koalitionskrise in Stuttgart, dann die Pleite des Vorzeige-Realos Dieter Salomon in Freiburg. Die Ökohauptstadt Deutschlands schickt ihren grünen Oberbürgermeister in die Wüste. Was für eine Schmach!

 

Salomon ist nicht irgendjemand. Er galt bisher als Reserve-Kretschmann: der potenzielle Nachfolger des Ministerpräsidenten – wie geschaffen, dessen grün-schwarzes Erbe fortzuführen. Salomon fügte sich bestens ins bürgerliche Rollenmodell der Kretschmann-Ära. Er verstand sich mit der CDU so gut, dass darunter die Glaubwürdigkeit bei den eigenen Leuten litt. Es mag ja sein, dass Salomon als südbadischer Provinzkönig mit der Zeit die Bodenhaftung verlor. Aber das Desaster ausschließlich mit dem herben Charme des Amtsinhabers zu erklären, greift dann doch zu kurz.

Transformation der Grünen hat wohl ihre Grenzen erreicht

Es scheint so, als ob die Transformation der Grünen in eine CDU mit Faible für den Insektenschutz ihre Grenzen erreicht hat. Grüne und Christdemokraten werden nicht nur in Freiburg darüber nachdenken, ob sie ihr Verhältnis neu bestimmen müssen.

Salomons Schicksal dürfte übrigens auch dessen Stuttgarter Kollegen Fritz Kuhn nahegehen. Der ist kein Raubauz wie der Freiburger. Aber die Bilanz seines bisherigen Schaffens ist dünn.