Die Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz gründet eine IT-Kaderschmiede – ausgerechnet in einem alten Fabrikgebäude in Heilbronn. Dafür muss ein Gründerzentrum weichen.

Heilbronn - Die Dieter Schwarz Stiftung des gleichnamigen Lidl-Gründers siedelt eine französische IT-Kaderschmiede namens „42“ in Heilbronn an. Dabei hat er wohl nicht nur dem Allgemeinwohl zuliebe eine weitere Bildungsstätte nach Heilbronn geholt, die in Nachbarschaft liegt zu dem von ihr geschaffenen, finanzierten und stetig weiterwachsenden Bildungscampus.

 

Die „42“ bildet die hoch qualifizierten IT-Fachkräfte aus, wie sie auch die Schwarz-Unternehmungsgruppe braucht. Nachdem im Frühjahr bekannt wurde, dass sie nicht nur als Anbieter von Lebensmitteln und Waren, sondern auch von IT-Lösungen auf den Markt will, war klar, welchen Sinn die Ansiedlung von „42“ in Heilbronn macht. Die Erweiterung des Handelskonzerns zum IT-Anbieter ist schon weit fortgeschritten.

Stackit heißt der Unternehmenszweig, der die so genannte Schwarz-Cloud, so mutmaßten Branchenblätter, nicht nur zur Konkurrenz für Amazon, sondern auch zu einem weiteren Umsatzbringer des Konzerns machen soll. Als künftige Kunden hat man sich den Mittelstand ausgeguckt, bisher sind es nur Lidl und Kaufland. Für die neue Kaderschmiede hat die Stadtverwaltung sogar das Gebäude des viel gelobten Gründerzentrums Innovationsfabrik Heilbronn (IHF) an die Schwarz-Stiftung verkauft.

Es war kein Immobilien-Deal der üblichen Art. Die IHF agiert durchaus erfolgreich seit 1998 in den Hallen der früheren Maschinenfabrik Weipert, als ein vor allem von der Stadt gefördertes Domizil für Start-ups. Den stimmungsvollen und lieb gewordenen Standort wollte man im Heilbronner Rathaus zunächst nicht klag- und lautlos abgeben, hat sich inzwischen aber der Macht des Faktischen gebeugt.

Das Gebäude kehrt zur Familie zurück

Die Schwarz-Stiftung bot als neues Domizil für das Start-Up-Zentrum einen Neubau an anderer Stelle an. Beim Kauf des Gebäudes der ehemaligen Weipert’schen Maschinenfabrik, ging es für die Schwarz-Stiftung aber nicht nur um einen passenden Standort für IT-Kaderschmiede. Der emotionale Aspekt ist unübersehbar. Denn die Ehefrau von Dieter Schwarz stammt aus der Unternehmerfamilie Weipert. Das erklärt wohl auch, warum man sich so sehr auf den Erwerb dieses Gebäudes versteift hatte.

Der imposante Backsteinbau aus der vorletzten Jahrhundertwende wäre, wenn es 1974 nicht zum Konkurs gekommen wäre, nicht aus dem Familienerbe Weipert gefallen und damit später an die Stadt gegangen. Dieter Schwarz hat seiner Heimatstadt bei der Ernennung zum Ehrenbürger versprochen, alles für sie zu tun. Das ist in der Stadt sichtbar: In der Heilbronner SLK-Klinik gibt es inzwischen einen Franziska-Schwarz-Hörsaal, finanziert aus Privatmitteln, im Bundesgartenschau-Stadtteil Neckarbogen entsteht gerade die zweite Josef-Schwarz-Schule mit Schwerpunkt Naturwissenschaft.

Wohin kommt das Bild von Jeff Bezos?

Auch deren Abgänger werden interessant für die „42“. Der Bedarf ist groß: So baut die Schwarz-Gruppe im nahen Bad Friedrichshall auf acht Hektar einen riesigen Campus für bis zu 5000 IT-Arbeitsplätze des Unternehmens.

Heilbronn wird nun der erste deutsche Standort der 2013 in Paris gegründeten gemeinnützigen IT-Schule der Gruppe. In knapp einem Jahr soll es mit den ersten 150 Studenten losgehen. Die Ausbildung ist kostenlos, die Auslese streng, nur die Begabtesten („anders, innovativ, revolutionär“) werden aufgenommen.

Das Gründerzentrum in der alten Weipert’schen Fabrik bot auch der Kreativwirtschaft einen Platz. Und für ein Wandbild von Amazon-Chef Jeff Bezos. Was wohl mit diesem geschehen wird?