Bei der wohl besten Party des Volksfestes spielen Lederhose und Dirndl keine Rolle, sondern Föhnwelle, Glitzeranzug, falsches Brusthaar. Dieter Thomas Kuhn entfacht mit Band beim Breuninger-Event im Göckelesmaier-Zelt einen irren Orkan der guten Laune.
Ob Breuninger verkauft wird und wenn ja, an wen, spielt in dieser Nacht überhaupt keine Rolle. Viel wichtiger ist den über 3000 Gästen im voll gestopften und im Schlager-Wahnsinn bebenden Göckelsmaier-Zelt, dass die Fashion- und Lifestyle-Kette mit der großen Stuttgart-Tradition immer liquide genug bleibt, um den Tübinger Schlagerbarden Dieter Thomas Kuhn Jahr für Jahr aufs Volksfest holen zu können. Wer am Montagabend dabei war, widerspricht nicht, wenn in der Zeitung steht, diese Party sei die allerbeste, die der Wasen in 17 Tagen zu bieten hat.
Nach zwei Tagen meldete Breuninger: Ausverkauft!
Es muss nicht immer Lederhose sein! Dieter Thomas Kuhn trägt auch kein Dirndl, als er ganz cool um Punkt 21 Uhr die Zeltbühne von Göckelesmaier betritt und schon vor dem ersten Ton einen Riesenjubel entfacht. Verkleidet ist die bekannteste Föhnwelle des Spaßuniversums trotzdem mit glitzernden Schlaghosen und Plateauschuhen – ganz so, wie es seine riesige Fangemeinde liebt und wie viele im Publikum selbst kunterbunt erschienen sind. Blumen, man sieht so viele Blumen in den Haaren. Bei Herrn Kuhn vermischen Kitsch und Kunst vortrefflich.
Auf dem Schwarzmarkt seien die Karten zu horrenden Preisen angeboten worden, hört man draußen vor dem Zelt. Breuninger hatte zwei Tage nach Vorverkaufsstart „Ausverkauft“ gemeldet. 119 Euro haben die Karten gekostet, inklusive Champagner, mehrgängigem Menü und Freimarken für weitere Getränke. Und was vor allem inklusive ist: ein nahezu orgiastisches Gefühl bei Dieter Thomas Kuhn zum Abheben!
„Ich will ein Haar von dir“, ruft ein Fan
Dieser lebensfrohe Mann, ein Ausbund an guter Laune, findet’s mit seiner Band richtig geil, an einem Ort, der fürs Partymachen bekannt ist, noch eine Schippe draufzulegen. Kuhn und die anderen Föhnwellen sind in Höchstform! Wow, das haut rein! So viel Power explodiert, dass man fürchtet, gleich zerfetzt es die Zeltdecke. Von „Über den Wolken“ über „Ich war noch niemals in New York“ bis zu „Vielen Dank für die Blumen“ und „Sag mir quando, sag mir wann“ – es fehlt nichts, was die Tübinger auf ihre ganz spezielle Weise fast noch besser spielen als das Original, zumindest im ekstatischen Gemeinschaftsgefühl eines ausgeflippten Publikums.
„Ich will ein Haar von dir“, ruft ein Fan – und der Schlagerstar zupft sich für ihn einen Büschel raus aus seinem Brusthaartoupet. Wahrscheinlich denkt er dabei, wie gut, dass die nur Haare wollen und kein Kind.
Sobald einer der 70er-Jahre-Hits erklingt, schwillt selbst bei der Ü 50-Generation ein Kreischen an, als jubele ein Teenie-Publikum einer pubertären Boyband zu. Aber auch auffallend viele junge, sehr textsichere Menschen sind im Publikum. Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben – für eine Liebe ist es nie zu spät! Rituale müssen sein: Wie gut, dass wie immer Betreuer „Holger“ mit einem Tablett auf die Bühne kommt und den Musikern den Ramazotti bringt.
Dieser Moment geht in die Fangeschichte ein
Der Name Holger klinge nicht gut, sagt Dieter, keine Eltern würden ihre Kinder heute noch Holger nennen. Deshalb spricht der Sänger diesen Namen des Ramazotti-Lieferanten französisch aus. Breuninger-CEO Holger Blecker, ebenfalls bei der Schlagerparty dabei, kann mit Recht nun erwarten, dass man seinen Vornamen künftig im Klang auch so schön verändert.
Der Volksfest-Auftritt der Föhnwelle ist einer jener Momente, die in die Fangeschichte eingehen werden. Wisst ihr noch, damals im Bierzelt bei „Ein Festival der Liebe?“ Ganz egal, wem Breuninger in einem Jahr gehört: Hauptsache auch unter den neuen Besitzern darf das Wasenzelt beim Volksfest 2025 dank Dieter Thomas Kuhn beben!