Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)


Der Neckar-Pavarotti


Bis zuletzt hat Siegfried Zaiß seinen älteren Bruder entweder mit dem Vornamen gerufen oder ihn nur liebevoll "den Dicken" genannt. Zaiß hatte noch andere Spitznamen. Der Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel sagte "die Cannstatter Nachtigall" zu ihm, sein Freund Erich Brodbeck bezeichnete ihn sogar als "Neckar-Pavarotti".

Auf der Bühne blühte Dieter Zaiß auf. Dass er nicht nur singen, sondern auch schauspielern konnte, zeigte er beim Mundarttheater in seiner Weinstube, einmal spielte er sogar einen Engel. Seine letzten öffentlichen Auftritte hatte Zaiß im "Cannstatter Oberamt". Am 13. Oktober, drei Tage nach dem Volksfest auf dem Wasen, hat er am Vormittag noch mit seinem Bruder Siegfried den Abbau des Weinzeltes überwacht. Am Abend war er bei der Probe seines geliebten Gesangvereins Harmonie, wie immer am Mittwoch. Alles schien in Ordnung zu sein. Er hielt eine Rede als Vorsitzender, man sang gemeinsam, danach ging es an den Stammtisch in der Weinstube, die Dieter Zaiß' "Wohnstube" war, wie es sein Bruder Siegfried Zaiß sagt.

Dann setzte das Herz aus. Dieter Zaiß sollte nicht mehr aufwachen. Am Montag ist er im Alter von 66 Jahren im Krankenhaus gestorben. "Die Stimme eines Freundes ist für immer verstummt", schreiben die Cannstatter Kübler. Am nächsten Montag findet in der Cannstatter Stadtkirche die Trauerfeier statt.