Zwischen dem denkmalgeschütztem Empfangsgebäude und dem Neubau werden abschließbare Fahrradgaragen aufgestellt.

Ditzingen - Die Treppenanlage über die Bahngleise steht, um die Querung unter den Schienen temporär zu ersetzen. Schließlich wird die alte, schmale, dunkle und keineswegs barrierefreie Unterführung derzeit erneuert. Vor allem aber heller und weiter soll die neue Unterführung werden. So bedeutsam deren Bau ist – die Gleisunterquerung ist nur ein Projekt von vielen, das derzeit gleichzeitig auf dem Ditzinger Bahnhofsgelände vorangetrieben wird.

 

Zugleich werden zwei Geschäftshäuser mit je drei oberirdischen Geschossen sowie ein achtgeschossiger Bau realisiert. Das höhere Gebäude befindet sich in Richtung Gerlinger Straße und soll vorwiegend für Wohnraum genutzt werden. Auch Flächen für Gastronomie im Erdgeschoss sind vorgesehen. Zudem wird eine Tiefgarage mit insgesamt 76 Stellplätzen errichtet.

Parkraum für Fahrradfahrer

Wesentlich kleinteiliger wirkt in diesem Kontext ein Pilotprojekt, zu dem der Gemeinderat kurz vor der Sommerpause ohne Diskussion seine Zustimmung erteilt hat. Das Unternehmen Paul Wolff wird digitale Fahrradgaragen auf dem Bahnhofsgelände aufstellen.

Die 18 Boxen sollen ihren Platz zwischen dem neuen Bahnhofscenter und dem ehemaligen Empfangsgebäude erhalten. Verantwortlich ist dafür laut der Stadt das Mönchengladbacher Unternehmen, das auch in Ditzingen eine Niederlassung unterhält. Das nordrhein-westfälische Unternehmen ist vorwiegend für Einhausungen von Mülltonnen bekannt.

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Wie die Stadtverwaltung mitteilt, will das Unternehmen mit dem Pilotprojekt ein Aspekt zum Thema digitales Fahrradparken erproben. Ziel soll es sein, die Attraktivität der Fahrradnutzung und die Vernetzung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und durch die Nutzung von Medien wie dem Smartphone zu erleichtern.

„Mit der Idee, eine App als Prototyp in eine Fahrradgarage zu integrieren und damit die Bedienbar- und Erreichbarkeit der Fahrradgaragen zu erleichtern, kann die Stadt einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduzierung, zu autofreien Innenstädten und zur besseren Verknüpfung des Öffentlichen Personennahverkehrs an den Radverkehr leisten“, warb die Verwaltung für die Fahrradgaragen von Paul Wolff.

Dessen Ditzinger Zweigniederlassung entstand 1974. Dort befindet sich laut der firmeneigenen Internetseite ein Betonwerk zur Fertigung und Montage der Produkte für den süddeutschen Raum.

Mietbar per App

Die Firma liefert und stellt die Fahrradgaragen auf, kümmert sich um den Unterhalt und trägt die Kosten für die Aufstellung. Die Nutzer bezahlen die Miete direkt an das Unternehmen, 2,25 Euro für drei Stunden oder etwa 4,50 Euro pro Tag. In dem Betrag ist ein Versicherungsschutz enthalten. Nach dem Votum des Rats wird die Stadt den Vertrag mit dem Unternehmen nun auf ein Jahr abschließen.

Ein selten großes Bauprojekt in der Großen Kreisstadt

Das Vorhaben
Mittelfristig wird eine Fläche in der Kernstadt von Ditzingen umgestaltet, die 40 Fußballfelder groß ist. Der Bahnhof wird neugebaut, das denkmalgeschützte Empfangsgebäude bleibt erhalten. Eine Gastwirtschaft und der Lokschuppen sind abgerissen, der Omnibusbahnhof ist verlegt. Ein neues Bahnhofscenter und ein Parkhaus sind bereits entstanden, weitere Gebäude geplant.

Das Ziel
Der Bahnhof hat eine Scharnierfunktion zwischen Gewerbegebiet und Innenstadt. Zudem gilt das Areal als Entree in die Stadt, auch die Einzelhändler sollen deshalb davon profitieren. Andererseits ist im Gewerbegebiet ein Neuzuschnitt von Flächen geplant.

Die Umsetzung
Der Bahnhof liegt in einem Sanierungsgebiet. Das bedeutet, dass der Staat die Umgestaltung finanziell fördert. Bereits zu Beginn der Förderung vor elf Jahren lag der Gesamtförderrahmen des Großprojekts bei achteinhalb Millionen Euro. Die Stadt Ditzingen selbst trägt 40 Prozent dieser Summe, der Staat 60 Prozent.