Die Pandemie hat der Veranstaltungsbranche stark zugesetzt. Die Firma b&b Eventtechnik aus Filderstadt-Sielmingen trotzt den Bedingungen und verbindet jetzt die reale mit der digitalen Welt.

Sielmingen - Tritt man durch die Tür des „Gate 22“ in Sielmingen, steht man direkt vor einem Desinfektionsmittelspender. Die Pfeile auf dem Boden weisen aus, in welche Richtung es zum Studio geht. Das Einbahnstraßensystem soll die Veranstaltungsteilnehmer lenken und die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus mindern. Nur durch ein solches Hygienekonzept besteht die Möglichkeit, dass hier Veranstaltungen stattfinden – mit mehreren Tausend Personen.

 

Dass dies trotz des Verbots von Großveranstaltungen aktuell möglich ist, liegt am Konzept der Eventlocation. Denn die Teilnehmer versammeln sich nicht alle vor Ort. Wegen der Beschränkungen können in der Veranstaltungsstätte nicht so viele Personen untergebracht werden. Gate 22 ist jedoch eine hybride Eventlocation, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens Sebastian Schäffler: „Gate 22 soll die digitale mit der realen Welt verbinden. Wir betreuen zum Beispiel 50 Mitarbeiter einer Firma vor Ort, haben aber zusätzlich die Möglichkeit, weltweit Mitarbeiter zuzuschalten.“

Investitionen mitten in der Krise

Diese digitale Lösung bietet das Unternehmen b&b Eventtechnik so erst seit ein paar Monaten an. Denn der Markt, auf dem sich das Unternehmen bewegt, ist während der Corona-Krise zusammengebrochen. Anfang März mussten die Geschäftsführer die mehr als 40 Beschäftigten in Kurzarbeit schicken. „Es hat uns mit voller Kraft getroffen. Prozentual sind wir von einer Auslastung von 110 Prozent auf null gefallen“, sagt Schäffler.

Der Traum von einer Expansion wurde dadurch vorerst auf Eis gelegt – der Vertrag für eine weitere Halle war jedoch schon unterschrieben. „Wir haben schnell gemerkt: Wir müssen etwas Neues aufziehen. Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, Geld zu investieren und eine Eventlocation zu schaffen.“

Mit der Investition mitten in der Krise war ein hohes wirtschaftliches Risiko verbunden: „Wir haben aber gesehen, dass wir etwas tun müssen, um den Mitarbeiterstab von über 40 Leuten weiter beschäftigen zu können.“

Gesagt, getan. Die Mitarbeiter des Sielminger Unternehmens haben innerhalb kürzester Zeit eine Eventlocation aus dem Boden gestampft. Dadurch, dass das Publikum nicht nur in den Sesseln im Studio live mit dabei ist, sondern auch vor dem PC die Veranstaltung verfolgt, stellt die Konzeption eine Herausforderung dar, sagt Schäffler: „Wichtig ist, dass wir nicht nur in Abläufen denken, sondern auch in Bildern. Wir müssen auch darüber nachdenken, was der Nutzer sieht.“

Wechsel von Szenarien

Um Abwechslung für den Teilnehmer zu Hause zu schaffen, ist ein Wechsel von Szenarien notwendig. Im 400 Quadratmeter großen Studio können Moderatoren auf der Bühne durch das Event leiten, in der Gesprächsecke können Interviews geführt werden, und auf einem Podest kann die Band den Teilnehmern einheizen. Damit nicht genug. Es stehen weitere Räume zur Verfügung, in die Workshops ausgelagert oder über Greenscreens Videos aufgezeichnet werden können.

Das macht es möglich, dass trotz des Verbots von Großveranstaltungen Produktpräsentationen oder Hauptversammlungen wieder vor Ort stattfinden und gleichzeitig digital Tausende von Teilnehmern eingebunden werden können. Doch was kommt nach Corona? Schäffler geht nicht von einem kurzfristigen Trend aus, sondern davon, dass die Digitalisierung weiter in die Unternehmen Einzug hält: „Viele Unternehmen haben zum Beispiel gemerkt, dass nicht jeder Mitarbeiter aus dem Ausland anreisen muss, sondern man sich das Geld sparen kann. Deswegen wird diese Art von Formaten Zukunft haben.“