Vier Mitarbeiter sollen im neu geschaffenen Amt die Digitalisierung in Sindelfingen vorantreiben.

Sindelfingen - Im Sindelfingen der Zukunft kann man flächendeckend die Fußball-Weltmeisterschaft auf seinem Handy oder Tablet verfolgen, weil es überall schnelles Internet und freies WLAN für alle gibt. Die Müllabfuhr kommt nicht mehr zu festgelegten Terminen, sondern dann, wenn die heimische Abfalltonne voll ist und dies dem Abfallwirtschaftsbetrieb meldet. Von der Innenstadt aus gelangt man mit autonom fahrenden Bussen zum Shoppen ins Breuningerland. Und im Rathaus gibt es längst keine Drucker mehr. Die ganze Verwaltung arbeitet komplett digital.

 

Das sind die Zukunftsvisionen des Stephan Retter, des Leiters des neu geschaffenen Amts für Digitalisierung im Sindelfinger Rathaus. Er soll die Stadt in die digitale Zukunft führen. Viel Arbeit liegt vor ihm und seinen drei Mitarbeitern. Seit ein paar Wochen ist das Team nun aktiv und hat schon mehr als 80 potenzielle Projekte ausgemacht. Einige Themen stellte Retter nun bei einer Auftaktveranstaltung dem Lenkungsausschuss für Digitalisierung vor. Dieses Gremium aus Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen und Parteien soll die Arbeit des neuen Amts begleiten. Passenderweise fand die Veranstaltung in der Galerie statt – wo die Räte zunächst einen Blick in die Schau „Material 4.0“ werfen durften. Auch sie beschäftigt sich mit der Digitalisierung.

Künftig sollen Bauanträge online bearbeitet werden

Retter spricht gerne vom Amt 13. „Denn die Abkürzung des offiziellen Namens Amt für Digitalisierung erinnert zu sehr an eine Partei.“ Drei Themenfelder benannte er: die Digitalisierung der Verwaltung sowohl für interne Prozesse – Stichwort papierlose Büros – als auch für externe Dienstleistungen. So solle es für die Bürger bald möglich sein, viele Dinge online zu erledigen. Denkbar wäre beispielsweise die digitale Bearbeitung von Bauanträgen, sagte Retter.

Dem zweiten Themenfeld gibt Retter den Titel „Zusammenleben“. Darunter fallen zum Beispiel die Digitalisierung der Schulen, alle Themen rund um Soziales und Gesundheit, aber auch Kooperationen, zum Beispiel mit Hochschulen.

Der dritte Schwerpunkt des Amts 13 ist die Schaffung einer digitalen Infrastruktur für die verschiedenen Bereiche. Ein Thema ist beispielsweise der Verkehr. Konkret zum Beispiel autonom fahrende Busse im Stadtverkehr. Dabei will das Amt 13 eng mit Unternehmen und Hochschulen kooperieren. „Wir sind ein Technologiestandort und haben Weltfirmen vor Ort, die bei diesem Thema führend sind“, sagte der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer. Er nannte das Mercedes-Benz-Werk, in dem „momentan eine komplett digitale Produktionsfabrik entsteht“.

Als Standort solcher Unternehmen sei es wichtig, dass die Stadt bei der digitalen Zukunftsplanung mit anderen Kommunen mithalten könne – wegen des Wettbewerbs um Unternehmen und Bürger. „Wir wollen die Digitalisierung aktiv gestalten“, betonte Vöhringer. Ein wichtiges Ziel sei, die bisher unterversorgten Gebiete in der Stadt, beispielsweise die Viehweide, mit schnellem Internet auszustatten.

Einen die Digitalisierung betreffenden eher kritischen Blick in die Zukunft warf der Journalist Hans-Arthur Marsiske. Er sprach auf Einladung der Stadt in einem Gastvortrag über die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und deutete auch an, welche Risiken deren Entwicklung für die Menschen haben könnte.