Die Eltern müssen für das Leihgerät unterschreiben, anschließend geht es in Kleingruppen zur Einweisung in die Handhabung der iPads. Doch nicht alle Eltern können genug Deutsch, um die Details zu verstehen. Ein kleines Mädchen und seine Mutter haben gleich zwei Geräte in der Hand, eines für die kranke Schwester. Das Mädchen besucht die Vorbereitungsklasse, kommt aus Rumänien. Es übersetzt für die Mutter. Ein Neuntklässler ist mit seinem Papa gekommen. Freut er sich über das schicke Gerät? Na ja, es bedeute ja vor allem Arbeit, aber es sei schon besser, als mit dem Handy von daheim zu arbeiten, meint der Schüler. Hilft ihm der Papa dabei? „Eher nicht – der kennt sich mit iPads nicht so aus“, sagt der Neuntklässler.
Zehntklässlerin: „Da haben die echt Steuergelder für was Gutes ausgegeben“
Rejan Ali, Klassensprecherin der 10 a, hat ihr Gerät schon vor zwei Wochen bekommen und sich eine stylishe graue Filzhülle als Schutz für das gute Stück besorgt: „Es funktioniert einwandfrei und es macht Spaß, damit Hausaufgaben zu machen. Ich hab den Umgang damit sehr schnell gelernt, weil ich auch ein iPhone daheim hab“, sagt sie. Hintergrund auswählen, Passwort vergeben und die Apps draufladen, darunter die Plattform Moodle und das Übersetzungsprogramm Leo – fertig. Hausaufgaben hochladen über Moodle sei kein Problem. Nur wie man den elektronischen Schreibstift lädt, habe sie erst nicht gewusst. Youtube habe ihr da weitergeholfen. „Hätte ich das schon im März gehabt, wäre ich froh gewesen“, meint die Schülerin im Blick auf den Fernunterricht. Und: „Da haben die echt die Steuergelder für was Gutes ausgegeben.“
Auch Schulleiterin Koterbicki ist froh und dankbar über die Geräte, die man nun für ein Schuljahr an die Schüler ausleihe. Die Stadt hat die Geräte an den allgemeinbildenden Schulen nach deren Anteil an Bonuscard-Kindern verteilt. Aber nicht alle Eltern hätten sich das iPad abgeholt. „Diese Geräte verleihen wir dann an andere Schüler – zunächst aus unseren Abschlussklassen“, so Koterbicki. Ziel sei, dass jedes Kind ein Endgerät habe. Das solle ermöglichen, den Unterricht wie im Stundenplan vorgesehen auch dann fortzusetzen, wenn eine Klasse oder ein Lehrer in Quarantäne sei. Dann eben digital, als Videokonferenz. „Das wollen wir ausprobieren“, sagt die Schulleiterin. Ein Stufenplan soll dazu beitragen, dass das gut klappt. Dazu gehöre auch eine hausinterne Fortbildung, die für alle Lehrer verpflichtend sei. Dabei gehe es auch um den Umgang mit Plattformen wie Moodle und Big Blue Button. Dazu gehöre aber auch, den Gebrauch des iPads mit den Schülern zu üben: erst im Klassenzimmer, dann als Fernlernunterricht von zuhause.
Verhandelt wird über eine Bildungsflatrate für zehn Euro pro Monat
Doch es gebe auch noch Hürden. „Sorgen macht uns das WLAN-Netz, das an den Schulen nicht gleichermaßen gut vorhanden ist“, sagt die geschäftsführende Schulleiterin. Über ihre eigene Schule sagt sie: „Wir haben in vielen Räumen WLAN.“ Aber sie habe noch keinen Überblick darüber, wie es bei den Schülern daheim mit der WLAN-Anbindung aussieht. „Den holen sich die Klassenlehrer gerade“, so Koterbicki. Laut Schulverwaltungsamt laufen derzeit Verhandlungen zwischen dem Bundesbildungsministerium und Telekommunikationsanbietern über eine Bildungsflatrate für zehn Euro pro Monat für alle Schüler. Es gebe auch Überlegungen, bedürftigen Kindern einen kostenlosen Internetzugang zu verschaffen.
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Lob gibt es von der Schulleiterin an die Stadt, die zwei Mitarbeiterinnen vorbeigeschickt habe, um die iPads, die bereits zuvor zentral programmiert worden sind, vollends einzurichten. Bei fast 400 Geräten könne das ein Lehrer nicht nebenher machen. Die Zeiten hätten sich halt geändert im Vergleich zu früher, da es gerade mal einen Computerraum zu betreuen galt. Allerdings steige damit auch der technische Bedarf an Unterstützung. „Wenn um 8.30 Uhr der Videochat beginnt und das nicht funktioniert, wen ruf ich dann an?“, fragt sich Koterbicki. Gemeinsam mit ihren Schulleiterkollegen sei sie zum Schluss gekommen: „Gut wäre, wenn die Schulen einen technischen Support vor Ort hätten.“ Etwa IT-Spezialisten, bei denen klar geregelt sei, für welche Schulen sie zuständig sind.
Bisher arbeiten im Service Desk des Schulverwaltungsamts fünf Schul-IT-Experten im Schichtbetrieb und sind während der Unterrichtszeit über eine Hotline erreichbar. Mit dem Vor-Ort-Einsatz an Schulen werden dann externe Dienstleister beauftragt, mit denen es Verträge gebe.