Axel Ngonga (34), gebürtig aus Kamerun, ist Informatikprofessor und Lehrstuhlinhaber für Data Science an der Universität Paderborn seit April 2017. Er machte mit 14 Abitur an der École public francophone de Buea, ging mit 15 Jahren nach Leipzig zum Studium der Informatik und Physik im Nebenfach
27.03.2018 - 14:57 Uhr
Stuttgart – Axel Ngonga, gebürtig aus Kamerun, ist Informatikprofessor und Lehrstuhlinhaber für Data Science an der Universität Paderborn seit April 2017. Die Digitalisierung sieht der 34-Jährige als Chance für Afrika. -
Herr Ngonga, welche Chancen bietet digitale Technik für Afrika?
Viele Länder Afrikas sind Boomländer, ein gutes Beispiel ist Nigeria, wo ein im weltweiten Vergleich sehr hoher Zuwachs an Digitalisierungsmöglichkeiten existiert. Ich meine damit etwa die Verbreitung von Smartphones und Internetzugängen. Die Chancen sind eindeutig da, und sie werden genutzt. Es gibt neue wirtschaftliche Modelle – etwa das „digital money“, bei dem man über SMS Gegenstände erwerben oder Banking betreiben kann.
Sehen Sie in Ihrer Heimat Kamerun direkte Folgen der Digitalisierung?
Ich wohne seit fast 20 Jahren nicht mehr im Kamerun. Aber man sieht einen Vormarsch der neuen Technologien überall. Vor zehn Jahren war es schwierig, einen Internetzugang zu bekommen, jetzt hat jedes Kind ein Smartphone oder kennt jemanden, der ein Smartphone besitzt. Man sieht es auch daran, wie Studierende in Afrika jetzt lernen – das hat sich durch die Digitalisierung enorm verändert.
Sie forschen über Big Data – ist das ein relevantes Thema für Afrika?
Es ist wegen der wachsenden Bevölkerung ein extrem wichtiges Thema. Ein gutes Beispiel ist der Gesundheitsbereich, in dem unsere Forschung helfen könnte, Krankheiten eines Tages besser zu bekämpfen – das geht nur mit Big Data. Ein Anwendungsbeispiel ist die Krebsforschung und die Suche nach gezielten Therapien anhand der massiv vorhandenen Patientendaten. Ein zweites Beispiel ist das geplante Teleskop Square Kilometre Array in Südafrika, das größte Radioteleskop der Welt. Es wird Datenmengen produzieren, die zu den größten gehören, die die Menschheit je gesehen hat. Big Data ist in keinster Weise an einen Ort gebunden.
Woran forschen Sie jetzt?
Ich setze mich mit der semantischen Arbeit an Big Data auseinander. Die Grundidee besteht darin, intelligente datengetriebene Algorithmen zu bauen. Die unterscheiden sich von den klassischen Algorithmen insofern, als sie das Gelernte in natürlicher Sprache ausdrücken können. Unser Ziel ist es, dass Mensch und Maschine eines Tages in einer neuen Art und Weise zusammenarbeiten. Maschinen haben eine bestimmte Intelligenz, sie können viele Daten sehr schnell verarbeiten. Menschen haben eine kognitive Intelligenz und können mit wenigen Daten sehr interessante Theorien schaffen. Bringen wir die beiden Formen der Intelligenz zusammen, kommen wir zu schnelleren und effizienteren Lösungen.
Wie würden die Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit in Afrika aussehen?
Es wäre deutlich schwieriger, an Ressourcen heranzukommen. Ich brauche jede Menge Server – meine Arbeitsgruppe hat welche für etwa eine Viertelmillion Euro. An solch einen Betrag heranzukommen wäre in Afrika kompliziert. Auch würde es lange dauern, solch ein Team aufzubauen, wie ich es an der Universität Paderborn habe – wir sind rund 40 Leute aus gut zehn verschiedenen Nationen.