Der Dirigent Kurt Masur ist am Samstag in New York gestorben. Er machte sich um die Musik und um die friedliche Revolution in der DDR im Jahr 1989 verdient.

Berlin / New York - Der Stardirigent Kurt Masur ist tot. Der langjährige Leipziger Gewandhauskapellmeister starb am frühen Samstagmorgen im Alter von 88 Jahren in einem Krankenhaus in Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut. Dies teilte die Sprecherin der New Yorker Philharmoniker, Katherine Johnson, der Deutschen Presse-Agentur mit. Die genaue Todesursache war zunächst nicht bekannt. Der Musiker litt seit Jahren an der Parkinson-Krankheit. Deutsche Vertreter aus Politik und Kultur würdigten Masurs Lebenswerk, ebenso wie die New Yorker Philharmoniker, bei denen er von 1991 bis 2002 wirkte.

 

Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte der Witwe Tomoko Sakurai-Masur in einem Schreiben: „Wir trauern um einen brillanten Musiker, einen großen Humanisten und einen engagierten Kosmopoliten.“ Als Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker, als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra und als Musikdirektor des Orchestre National de France habe er vielen Menschen überall auf der Welt unvergleichliche Musikerlebnisse geschenkt. Zudem würdigte der Bundespräsident Masur für seine Rolle während der Wendezeit. „Viele Menschen werden niemals vergessen, wie er sich im Herbst 1989 für grundlegende Veränderungen in der DDR, für die Freiheit der Menschen und die Demokratie eingesetzt hat.“

Masurs Beitrag zur friedlichen Revolution in der DDR

Der Dirigent, der von 1970 bis 1996 Kapellmeister in Leipzig war, gehörte im Herbst 1989 zu den Unterzeichnern des Aufrufes „Keine Gewalt“, mit dem Montagsdemonstranten und Staatsgewalt zum Dialog aufgefordert wurden. Bis zu seinem Tod war er Ehrendirigent in Leipzig. „Wir verlieren ein musikalisches Genie, einen faszinierenden Dirigenten von erstem Weltrang und einen großen Humanisten“, erklärte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).

Vizekanzler Sigmar Gabriel schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, Masurs Verdienste um die klassische Musik und sein Beitrag zur friedlichen Revolution würden nicht in Vergessenheit geraten.

Der Präsident der New York Philharmonic, Matthew VanBesien, sagte, der Tod von Masur habe „tiefste Trauer“ ausgelöst. In seiner Zeit bei dem Orchester habe Masur ein Vermächtnis gesetzt, das bis heute fortbestehe, so VanBesien. „Was wir lebhaft in Erinnerung behalten, ist Masurs tiefer Glaube an die Musik als Ausdruck von Menschlichkeit.“ Er erinnerte auch an Masurs „bewegende“ musikalische Arbeit nach den Terroranschlägen vom 11. September in New York. Masurs elfjähriges Wirken in New York sei eine der längsten Schaffenszeiten in der Geschichte der Philharmonie gewesen.

An Parkinson erkrankt

Die Parkinson-Krankheit machte Masur zuletzt schwer zu schaffen. Im Frühjahr 2012 brach er sich bei einem Auftritt in Paris das Schulterblatt. Ein Jahr später stürzte er in Tel Aviv und brach sich die Hüfte. Nach einer längeren Pause dirigierte er im September 2013 erstmals wieder ein Konzert: Auf der Insel Usedom wurde er mit dem Europäischen Kulturpreis ausgezeichnet. Auf der Bühne bedankte er sich damals mit den Worten: „Es gibt keine schwierigeren Momente, als Danke zu sagen für etwas, was man getan hat, weil man es tun musste.“

Die Beisetzung soll nach Angaben der New Yorker Philharmoniker im privaten Kreis stattfinden. Zudem soll es später eine öffentliche Gedenkveranstaltung geben.