Zeugen schildern vor dem Landgericht in Stuttgart einen blutigen Disco-Abend. Einige Aussagen widersprechen sich jedoch.

- Das ärztliche Attest, das an diesem Vormittag im Landgericht Stuttgart verlesen wird, zeugt vom blutigen Ende eines Disco-Besuchs. Von Frakturen ist die Rede, von Knochenbrüchen und Schädelverletzungen. Am Rand sitzen die beiden wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung Angeklagten, doch auch beim zweiten Gerichtstermin schweigen die 18- und 23-Jährigen zu der ihnen zur Last gelegten Tat.

 

Jetzt werden die Zeugen vernommen, um ein genaueres Bild vom Tathergang zeichnen zu können. Die Aussagen allerdings widersprechen sich häufig, es sind einige Monate seit den Vorfällen vergangen. „Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern“, wiederholt ein Zeuge im Laufe der Anhörung mehrmals.

Ein Mitarbeiter der Discothek hat die polizei verständigt

Bessere Aussagen kann ein anderer Zeuge machen – jener Mann, der damals auch die Polizei alarmiert hatte. Es handelt sich um einen Mitarbeiter der Discothek im Remsecker Teilort Aldingen. Er habe am frühen Abend zunächst eine harmlose Rangelei beobachtet, berichtet der Zeuge. Diese habe er mithilfe von weiteren Disco-Besuchern schlichten können. Allerdings habe das Opfer zu diesem Zeitpunkt schon Verletzungen am Kopf gehabt. Danach, so berichtet der Zeuge weiter, habe er sich mit dem verletzten Mann unterhalten und ihm empfohlen, ins Krankenhaus zu fahren, worauf dieser aber verzichtete – und weiter feierte. „Ich hatte das Gefühl, dass für ihn die Sache damit erledigt war“, sagt der Zeuge. Worum es im Streit ging, will er nicht mehr wissen.

Doch offensichtlich war die Auseinandersetzung lange noch nicht vorbei: denn später habe er beobachtet, wie der am Kopf verletzte Mann die Discothek verließ, um nach Hause zu gehen – auf seinem Weg allerdings nicht weit gekommen sei, da er unweit des Eingangs von einer Gruppe von vier bis fünf Männern angegriffen worden sei. Diese hätten ihn nicht mehr nur mit der Faust, sondern auch mit Teleskopstöcken derart traktiert, dass das Opfer zu Boden ging. Ein herbeieilender Kumpel sei ebenfalls mit dem Schlagstock angegriffen und verletzt worden. Der Zeuge berichtet weiter, wie er die Polizei verständigt und das lauthals kundgetan habe. „Erst als die gemerkt haben, dass ich das ernst meine und gleich die Polizei kommt, haben die von ihnen abgelassen“, berichtet er vor Gericht.

Die Angeklagten sind im Juli vergangenen Jahres verhaftet worden. Beide haben geringfügige Vorstrafen. Auch wenn keiner der Zeugen eine Aussage zum Zustand der Beteiligten in der Disco-Nacht machen kann: die beiden Angeklagten haben laut ihren eigenen Angaben einschlägige Erfahrungen mit Drogen. Vor ihrer Verhaftung hätten sie regelmäßig Kokain, Cannabis, der 23-Jährige außerdem fast täglich Ecstasy konsumiert. Der 18-Jährige ist zudem während der Untersuchungshaft wegen eines Rauschgiftdelikts verurteilt worden. Der Prozess wird am 28. Februar fortgesetzt.