Am Mittwoch hat die Grüne Jugend in den Keller Klub zu einer Diskussion zum Thema "Endstation Freiraum - Mehr Platz für Subkultur" diskutiert.

Stuttgart - Walter Ercolino hat sich für diesen Abend vorgenommen weder das Wort Berlin noch Stuttgart 21 zu sagen. Fast wird das sogar klappen, nur manchmal ist die Rede von der Stadt mit B oder "diesem Projekt". Walter Ercolino ist DJ und Veranstalter und Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen für die Kommunalwahl. Am Mittwochabend saß er zusammen mit seinem Parteikollegen und ebenfalls Kandidaten Björn Peterhoff auf der Bühne des Keller Klubs. "Endstation Freiraum - Mehr Platz für Subkultur" war das Thema der Diskussionsrunde, zu der die Jungen Grünen geladen haben. Moderator war Michael Setzer.

 

"Die Grünen haben in Stuttgart ja ein Imageproblem", steigt Setzer charmant in die Diskussion ein. Viele Flächen für Konzerte und Ausstellungen seien weg gefallen, Stichwort Röhre, Clubs hätten geschlossen. "Aber ihr zwei habt die Eier und tretet im Kommunalwahlkampf an", sagt er weiter, was wollen sie tun, würden sie gewählt werden?

Die Schranken für eine Cluberöffnung senken

Das erste Thema ist gleich eines, das in dieser Woche neu hochgekocht ist: Contain't. Wie auch wir berichtet haben, befüchten die Künstler schon bald das ehemalige Güterbahnhofsgelände in Bad Cannstatt räumen zu müssen - noch bevor das Areal richtig in Betrieb genommen wurde. "So etwas geht mir gegen den Strich", sagt Peterhoff, "eigentlich bräuchte man viel mehr solcher Flächen." Er habe sich schon dafür stark gemacht, dass das Thema auf Bürgermeisterbene gehoben werde. "Jetzt müssen wir abwarten."

Das nächste Thema sind Konzertflächen. Setzer nennt Stuttgart eine "Undergroundstadt" und meint damit, dass viele Bands, die gerade dabei sind bekannt und erfolgreich zu werden, erst einmal in Stuttgart spielen. In kleinen und familiären Konzerträumen, im Keller Klub oder im Goldmark's. "Das nächste Mal hast du ein Problem", sagt er. Wird die Band bekannter und will vor einem größeren Publikum spielen, vor 600 Gästen, dann wird es in Stuttgart immer schwieriger. "Es gibt tolle Bands, die uns dadurch entgehen." Die beiden Kandidaten der Grünen möchten die Schranken senken einen Club zu eröffnen, wie auch immer das am Ende aussehen soll. Vielleicht könnte man etwas an der Stellplatzverordnung machen. "Das Amt für ordentliche Öffnung ist Schuld", schreit eine aufgebrachte Dame aus dem Publikum auf die Bühne. Und viele haben wenn schon nicht das Kapital dann doch wenigstens jetzt einen Namen für ihren Club, wenn sie mal einen eröffnen.

Clubkultur ist auch Kultur

Zwischennutzung, das Wort, das an dem Abend alle meiden wollen, genauso wie Berlin, Stuttgart 21 und auch Subkultur, weil ja alles irgendwie einfach Kultur ist, sei zwar gut aber auch nicht die Lösung für alles. "Zwischennutzung, das ist als würdest du knutschen, aber nur bis jemand Geileres kommt", sagt Setzer. Zwischennutzung, das sei kein Allheilmittel - aber besser als Leerstand, sagen die Kandidaten.

Und dann dürfen die beiden auch noch ein wenig Wahlkampf machen: Man müsse generell langfristiger denken. Clubkultur und Subkultur steigere die Lebensqualität einer Stadt, macht sie lebenswerter und hole Studenten nach Stuttgart. "Clubkultur ist auch Kultur", sagt Ercolino, "da braucht es mal einen im Gemeinderat, der das vorbringt." Dann werde die Stadt auch lebendiger und bunter.

Und wenn alles nix hilft, dann vielleicht der Vorschlag von Setzer: "Man sollte das Rathaus anmalen, das ist so hässlich."

Die nächste Diskussionsrunde ist am Freitag, 18 Uhr, im Schocken. Organisiert vom Klubkollektiv und mit Kandidaten sämtlicher Fraktionen auf dem Podium.