Gesamtkirche und Wagenhallen-Künstler wollen in den kommenden Jahren gemeinsam ein Konzept für eine ganzjährige Nutzung im Sinne der Stadtranderholung erarbeiten, ohne dadurch mit bestehenden Waldheimen zu konkurrieren.

S-Ost - Für das idyllisch im Wald gelegene Waldheim Frauenkopf mit seinem weitläufigen Areal soll innerhalb der nächsten zehn Jahre ein neues Nutzungskonzept erarbeitet werden. Dafür hat die Evangelische Gesamtkirchengemeinde das seit einigen Jahren leer stehende Waldheim für weitere zehn Jahre vom Land gepachtet – und es an die Wagenhallen GmbH & Co. KG, vertreten durch Stefan Mellmann als einem der drei Wagenhallen-Geschäftsführer, untervermietet. Mellmann habe eine Hausmeisterfunktion und halte die Gebäude instand, teilte die Kirchenpflegerin Sonja Schürle auf Anfrage mit. Das neue Konzept solle nicht in Konkurrenz zu anderen Waldheimen stehen, so Schürle. Gleichzeitig ist aber die einzige dort im Außenbereich zulässige und genehmigte Nutzung die der Stadtranderholung.

 

2013 war das Waldheim der Kirche zu teuer

Die Waldheime sind in Stuttgart ein hochsensibles Thema und gerade auch die Geschichte des Waldheims Frauenkopf hat im Stuttgarter Osten vor einigen Jahren für Diskussionen, Verärgerung und Enttäuschung gesorgt. Sonja Schürle, die erst seit einem Jahr Kirchenpflegerin ist, und auch die ganz neue Ost-Bezirksvorsteherin Charlotta Eskilsson erlebten die Nachwirkungen in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Die Gründe für diese Emotionalität liegen auch in der Vorgehensweise der Gesamtkirchengemeinde bei der Schließung des Waldheims Frauenkopf.

Das evangelische Waldheim Frauenkopf war eines der ältesten Waldheime der Stadt. Es wurde 1922 gegründet, im Jahr 2012 war dort das 90-jährige Bestehen gefeiert worden – ohne dass eine mögliche Schließung angedeutet worden war. Allerdings hatte die Gesamtkirchengemeinde schon einige Jahre vorher damit begonnen, Kosten-Nutzen-Analysen für alle ihre Immobilien zu erstellen. Ziel für die Waldheime war, Konzepte für einen Ganzjahresbetrieb hinzubekommen. Im Fall des Waldheims Frauenkopf wäre das allerdings nur mit erheblichen Investitionen in die maroden Gebäude möglich gewesen. Die erforderlichen rund zwei Millionen Euro waren der Gesamtkirchengemeinde damals allerdings zuviel gewesen. Deswegen wurde der immer über zehn Jahre laufende und sich ohne Kündigung automatisch verlängernde Pachtvertrag mit dem Land im Jahr 2013 gekündigt.

Seit der Schließung immer wieder Gerüchte

Als die Waldheim-Mitarbeiter und die Eltern der auch in dem Jahr mehr als 600 Waldheimkinder mitten in den Waldheimferien davon erfuhren, war die Überraschung und dann auch die Empörung groß. Die Helfer und Mitarbeiter wollten das Waldheim retten, die Eltern sowieso, die SPD Stuttgart-Ost engagierte sich ebenso wie viele andere. Aber vergebens – mit den Waldheimferien 2013 ging die Frauenkopf-Ära zu Ende.

Seitdem steht das rundum weiträumig eingezäunte Waldheimareal leer, ist abgesperrt und unzugänglich. Allerdings gab es auch immer wieder Gerüchte. Spaziergänger und Anwohner vom nahen Stadtteil Frauenkopf meldeten sich 2016 in der Redaktion und wollten wissen, was denn im einstigen Waldheim passiere, weil sie dort regelmäßig Menschen sähen. Andere wollten erfahren haben, dass dort Geflüchtete untergebracht werden sollten. Das war allerdings nur ein Gerücht ohne jeden Wahrheitsgehalt. Zu hören war allerdings schon 2016, dass die Wagenhallen-Betreiber ein Auge auf das Waldheim-Gelände geworfen haben sollten – und dort auch schon aktiv waren.

Eine Idee: kunsttherapeutische Betreuung

Seit dem eigentlichen Ende des Pachtvertrags am 31. März 2014 hatte die Gesamtkirchengemeinde den Vertrag mit dem Land immer nur um jeweils ein Jahr verlängert. Wäre er endgültig ausgelaufen, hätte die Kirche die Gebäude abreißen müssen, was viel Geld gekostet hätte. Jetzt wurde wieder ein Pachtvertrag über zehn Jahre vereinbart. Im Bezirksbeirat gab es angesichts der neuen Entwicklung sowohl kritische Stimmen in Richtung Gesamtkirchengemeinde, als auch positive Unterstützung zum Beispiel in Richtung einer denkbaren künftigen kunsttherapeutischen Betreuung von Kindern – was allerdings vermutlich auch nur in entsprechend sanierten Gebäuden möglich wäre.