Auf Twitter und in Sandra Maischbergers Talkshow wird darüber diskutiert, ob Großunternehmen und Superreiche mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sollten.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Der schwer reiche Drogerie-Chef Dirk Roßmann hat sich in Sandra Maischbergers Talkshow geläutert gezeigt: nach der Lektüre des neuesten Buchs von US-Autor Jonathan Safran Foer „Wir sind das Klima“ sei ihm klar geworden, dass jeder etwas tun müsse, um die Umwelt zu retten. Er sei zwar schon 73, dennoch wolle er nicht Däumchen drehen angesichts der für den Menschen dramatischen Entwicklungen des Klimas, sagte er. Daraufhin bot Roßmann an, auf seiner Internetseite 25 000 Exemplare des Foer-Buchs verschenken zu wollen, damit noch mehr Menschen wach gerüttelt würden: „Vor ein paar Monaten habe ich auch noch anders gedacht!“ Ihm sei beispielsweise klar geworden, dass ein Tag, an dem jeder in Deutschland kein Fleisch essen würde, so viel CO2 eingespart werde wie bei 75 Milliarden nicht gefahrenen Autokilometern. Er habe daraufhin auch schon Politikern und Dax-Chefs das literarische Sachbuch von Jonathan Safran Foer zukommen lassen. Das seien insgesamt nochmal 2000 Exemplare gewesen.

 

Forderungen gegenüber Reichen und Unternehmen

Roßmann zeigt sich damit willens, sein Vermögen – Experten schätzen, dass ihn die gesamte Aktion mit Buchpreiskosten und Porto um die 500 000 Euro gekostet haben dürfte – auch für die Rettung des Klimas einzusetzen. Zumindest in für ihn überschaubarem Rahmen – Roßmanns Vermögen wurde 2016 vom Forbes-Magazin auf 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Aktivistin Carola Rackete ging in Maischbergers Talkshow noch weiter in ihren Forderungen gegenüber Reichen und Unternehmen: Sie will, dass Unternehmen, die wissentlich der Umwelt und dem Klima schaden, künftig gerichtlich verurteilt werden. Damit sind Unternehmen gemeint, die beispielsweise Erdöl und Gas fördern. Rackete sprach von einem „Ökozid“, er sei „ein Verbrechen an der Menschheit“.

Wirtschaftliches Wachstum vs. Klimaschutz

Carola Rackete, die im Sommer bekannt wurde als Kapitänin des Flüchtlingsschiffs Sea Life, hat sich mittlerweile der radikalen Protestgruppe Extinction Rebellion angeschlossen und gab sich auch bei Maischberger ernst und dramatisch: Sie könne nicht verstehen, weshalb 74 Prozent der Länder das Pariser Klimaabkommen brechen, das sei „ein Skandal“. Widersprochen wurde der Aktivistin von FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg, die glaubt, nach wie vor brauche es bei allem Klimaschutz auch „wirtschaftliches Wachstum“. Auf Twitter ist Carola Rackete wie immer für ihren Auftritt stark angegangen worden.

Bei dem Kurznachrichtendienst hat sich derzeit auch eine Diskussion darüber entsponnen, wie gerechtfertigt es ist, dass sich in den USA Schwerreiche, wie zuletzt nun auch Bill Gates, offensiv gegen die Ideen einer Reichensteuer von Demokratin Elizabeth Warren aussprechen. Warren würde die Mehreinnahmen maßgeblich in ihre ehrgeizigen Ziele beim Klimaschutz investieren wollen. Bill Gates hatte zuletzt getwittert, er sei schon bereit, mehr zu bezahlen, aber dass am Ende kaum was übrig bleibt, sehe er nicht ein. Warren bot an, dem zweitreichsten Mann der Welt ihre Reichensteuer noch einmal zu erklären, seither trendet der Hashtag #BillGates bei Twitter, wo sich Nutzer zum Teil empört zeigen:

Der Autor und Journalist Stefan Aust, der auch in Maischbergers Talkshow zu Gast war, sprach von einer „Klima-Hysterie“, die überall ausgebrochen sei und die Fronten verhärte. Drogerie-Chef Rossmann widersprach: „Das hat mit Glauben nichts zu tun.“ Man könne sich nicht hinstellen und behaupten, 97 Prozent der Klimaforscher seien Idioten.