Auf der Murrbahn rollen viele Züge – allerdings kein Fernverkehr. Das Stuttgarter Verkehrsministerium hat alle Beteiligten nun an einem Runden Tisch zum Thema versammelt.

Stuttgart/Backnang - Ein bisschen sei es gewesen wie in einem Klassenzimmer, sagt der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper. Am Montag hatten sich rund 30 Bürgermeister, Vertreter der Landkreise und Planungsverbände im Stuttgarter Verkehrsministerium versammelt. Es ging darum, Perspektiven für die Murrbahn zu erkunden. Wie berichtet, wird die Strecke seit rund zehn Jahren nicht mehr von Fernzügen durchfahren. Früher sei das anders gewesen, sagt der Backnanger OB: Da habe sogar der Orientexpress und der Fernzug von Paris nach Warschau in Backnang gehalten. Gegenwärtig machen nur noch Regionalzüge und S-Bahnen in der Murrmetropole Station.

 

Vor knapp zwei Jahren hatte die Deutsche Bahn Pläne verkündet, im Zwei-Stunden-Takt eine neue IC Linie von Zürich nach Nürnberg über die Murrbahn fahren zu lassen. Die Pläne wurde dann aber wieder fallengelassen, und die Vertreter der Deutschen Bahn wiederholten ihr Argument nun erneut: Mangelnde Wirtschaftlichkeit. Es habe jedoch, so vermeldet das Ministerium, bei allen anderen Gesprächsteilnehmern „der Wunsch nach einem echten Fernverkehr mit Halt in den größeren Städten geherrscht“. Vor allem Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental könnten die Nutznießer sein. Ein zusätzlicher Halt in Winnenden oder Waiblingen sei jedoch „aus technischen Gründen“ nicht möglich, hieß es in der Sitzung.

Zum Einstieg zwei Züge am Tag

Trotzdem schlug der Amtschef im Verkehrsministerium, Uwe Lahl, eine Art Einstiegsszenario vor. Demzufolge soll die Bahn zwei zusätzliche Fernzüge über die Murrbahn verkehren zu lassen. Der Vorschlag sei bei vielen Sitzungsteilnehmern auf Zustimmung gestoßen, heißt es seitens des Ministeriums. Nun sollen die Vertreter des Bundes dem Konzern die Idee näher bringen – der CDU-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Norbert Barthle, der auch den Wahlkreis Backnang vertritt, war bei dem Treffen ebenfalls dabei.

Das Problem der Murrbahn ist indes die Infrastruktur. „Die Eingleisigkeit ist der Flaschenhals“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, der ebenfalls an der Sitzung teilnahm. Zwischen Backnang und Schwäbisch Hall Hessental ist die Strecke eingleisig – und da dort künftig der Regionalzug im Halbstundentakt verkehren soll, wird es für Fernzüge auf der Strecke eng. Im Bundesverkehrswegeplan ist der Ausbau der Strecke zurzeit nur im „potentiellen Bedarf“ gelistet. Das Bundesverkehrsministerium solle daher überprüfen, ob sie nicht in den „vordringlichen Bedarf“ aufrücken kann, hieß es bei der Sitzung. Da sich solche Planungen indes bei der Bahn lange hinziehen können, stellte der SPD-Abgeordnete Gernot Gruber die Frage, ob er dies in seiner Abgeordnetenzeit „überhaupt erleben“ werde. Das sei bejaht worden, sagt Gruber.

Konflikt mit der Remsbahn

In der Frage des Ausbaus könnte ein weiterer Konflikt schlummern – nämlich mit der Remsbahn. Die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg dringen nämlich auf einen Ausbau der Jagstbahn, die durch Ellwangen (Ostalbkreis) führt und das eingleisige Nadelöhr für die Remsbahn in Richtung Nürnberg darstellt. Es sei zwar wichtig, dass beide Strecken im Bundesverkehrswegeplan aufrückten, sagt der Schienenkorridor-Vorsitzende, der Aalener Landrat Klaus Pavel, auf Anfrage. Allerdings finde er, dass die Remsbahnverlängerung mehr Fahrgastpotenzial habe – und deswegen künftig vorrangig mit Fernzügen versorgt werden müsse.