Die 36-jährige finnische Regierungschefin Sanna Marin steht nach einem Partyvideo unter Druck. Auch viele deutsche Politiker zeigen sich solidarisch – und ein Tanz-Video von Annalena Baerbock wurde wieder hervorgeholt.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin steht nach der Veröffentlichung eines Party-Videos unter Druck. Von vielen deutschen Politikern, besonders, aber nicht nur seitens der Grünen, erfährt die 36-jährige Regierungschefin nun aber eine Welle der Unterstützung.

 

So twitterte die grüne Europa- Politikerin Hannah Neumann: „Brave Mädchen kommen in den Himmel, rockende überall hin.“ Dazu postete sie neben einer Solidaritätserklärung ein einige Jahre altes Video, das sie selbst, Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock und zwei weitere Frauen zeigen soll, wie sie ausgelassen zu dem Song „If you wanna be my lover“ von den Spice Girls tanzen.

Aber auch Politiker aus den Reihen der FDP stärken Marin den Rücken. Bundesjustizminister Marco Buschmann sagte im TV: „Schlimmer als Politiker mit Lebensfreude sind doch Politiker mit verkniffenen Gesichtern, die freudlos durchs Leben gehen.“

Allerdings stehen auch schwerere Vorwürfe wie Drogenkonsum im Raum. Sanna Marin wies diese entschieden zurück. "Ich habe keine Drogen genommen und habe daher auch kein Problem damit, einen Drogentest zu machen", sagte die Politikerin am Donnerstag vor Journalisten in Helsinki. Kurz zuvor waren in Online-Netzwerken die Videos geteilt worden, die Marin beim ausgelassenen Feiern mit einer Gruppe von Menschen zeigen. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll sie inzwischen einen Drogentest gemacht haben, das Ergebnis wird in einigen Tagen erwartet.

Alkohol ja, Drogen nein

Die Videos seien privat, sie seien an privaten Orten aufgenommen worden, erklärte Marin. "Ich habe einen Abend mit Freunden verbracht", fügte sie hinzu. Die Regierungschefin ergänzte, dass auf der von ihr besuchten Party Alkohol getrunken worden sei - bestritt jedoch, Drogen genommen zu haben oder Zeugin des Drogenkonsums anderer geworden zu sein.

Der Abgeordnete Mikko Karna von der Zentrumspartei, einem von Marins Koalitionspartnern, erklärte am Donnerstag auf Twitter, es wäre "klug", wenn sich Marin freiwillig einem Drogentest unterzöge.

Antti Lindtman, Fraktionsvorsitzender von Marins Sozialdemokratischer Partei (SDP), sagte auf einer Konferenz seiner Partei am Donnerstag, die Regierungschefin habe die Unterstützung seiner Fraktion. "Ich sehe kein großes Problem darin, dass sie bei einer privaten Veranstaltung mit Freunden tanzt", sagte er. Was den Drogentest betreffe, so sei es  Marins Sache, "das zu beurteilen", fügte Lindtman hinzu.

Marin ist die jüngste Ministerpräsidentin in der Geschichte Finnlands. Bei ihrem Amtsantritt 2019 war sie mit 34 Jahren die jüngste Regierungschefin der Welt. Sie war bereits vor Auftauchen des Videos wegen in ihrem Amtssitz abgehaltener Partys unter Beschuss geraten. 

Es wird bereits das nächste Party-Video diskutiert

Im Dezember 2021 war bekannt geworden, dass Marin eine Nacht lang durchgetanzt hatte, obwohl sie Kontaktperson eines positiv auf Covid-19 getesteten Menschen war. Laut einer damaligen Umfrage im Auftrag des finnischen Fernsehsenders MTV3 waren zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass Marins Party-Ausflug "ein schwerer Fehler" gewesen sei.

Die Meldungen um die Feierfreude Marins reißen unterdessen nicht ab. In sozialen Medien verbreitet sich derzeit ein weiteres Party-Video, das die Regierungschefin eng tanzend mit einem finnischen Popstar in einem Nachtclub in Helsinki zeigen soll. Laut der britischen „Daily Mail“ habe sich Sanna Marin auch hierzu bereits in finnischen Medien geäußert: Die verheiratete Politikerin könne „nichts Unangemessenes“ auf den Aufnahmen erkennen.