In einem Pflegezentrum in Ditzingen bringen drei Ehrenamtliche den Bewohnern Freude. Sie tun dies gemeinsam, aber doch jeder auf seine ganz individuelle Art.

Ditzingen - Jeder hat seine Rolle gefunden, jeder auf seine Weise. Bernhard Zink etwa legt Rudi die Brillenschlange an diesem Nachmittag nur selten aus der Hand. Der geformte, orangefarbene Luftballon mit der Brille auf der Nase dient der Kontaktaufnahme mit den Senioren im Pflegenzentrum Haus Guldenhof. Rudi ist vorlaut, frech und forsch. Zink hat zwar Rudi, aber wie Stephanie Uhle und Susanne Zohni hat er sich auch eine rote Nase aufgesetzt. Sie ist fester Bestandteil der Kostümierung, wenn das Clown-Trio im Guldenhof in Hirschlanden einmal im Monat ehrenamtlich auftritt.

 

Die rote Nase ist ein wichtiges Utensil

Die Nase ist wichtig, für alle drei. „Man ist jemand anderes“, sagt die 46-jährige Uhle, „ohne Nase kann man die Senioren nicht anfassen“. Die Nase, so klein das Requisit ist, hilft in eine andere Rolle zu schlüpfen und die Zurückhaltung abzulegen – um, bei allem Respekt für die Bewohner und Mitarbeiter, Freude auf die Etagen des Alten- und Pflegeheims zu bringen. Nach einem Aufruf in der Zeitung – der Förderverein des Guldenhofs hatte vor sieben Jahren Clowns gesucht – hatten sich Zink und Uhle gefunden. Zwei Jahre später kam Zohni dazu.

Seitdem ist das Trio von Ebene zu Ebene im Haus unterwegs. Sie machen gemeinsam Spaß, auch das. Vor allem aber übernimmt jeder seinen Part. Hier ein Hallo, dort ein lustiger Spruch. Doch Zeit ist auch für die ruhigen Momente. Zohni geht auf eine Dame zu, die abseits an einem Tisch sitzt. Man kennt sich inzwischen, es sind Beziehungen entstanden. Und so bleibt die 47-Jährige zwar kostümiert, aber der Clown kann eben auch anders: still sein, zuhören, seine Lustigkeit für einen Moment ablegen. Am Ende streichelt der Clown kurz über den Unterarm der Seniorin, ganz gleich ob mit oder ohne rote Nase.

Unterschiedliche Charaktere

Drei Clowns, drei Rollen: das unterscheidet sie von den Krankenhausclowns. Die haben meist eine Bühne, ob sie ein Zimmer umwandeln oder im Foyer auftreten. Dieses Prinzip funktioniere in einem Pflegezentrum nicht, sind sich die drei einig. Zu unterschiedlich ist ihr Publikum: Während die einen sie beobachten, blicken andere still auf den Boden, wieder andere können dem Gewusel im Saal nicht folgen. Die drei, zu Beginn von einem Krankenhausclown gecoacht – zogen ihre Schlüsse daraus. Nun betreten sie zwar gemeinsam die Etage, sind dann aber bald einzeln unterwegs. „Wir konnten uns finden“, sagt Uhle. Die Fördervereinsvorsitzende Yvonne Kejcz habe ihnen freie Hand gelassen. Eine ältere Dame muss immer wieder schmunzeln beim Anblick von Bernhard Zink. Sie kenne ihn schon von Kindesbeinen an. An anderer Stelle waren zuvor die Luftballons geflogen. Die Seniorin freut sich, jedes Mal aufs Neue, gesprochen hat sie noch nie.

Märchen in Erinnerung rufen

Alle drei treibt die selbe Motivation an, nämlich Abwechslung ins Haus zu bringen. „Heute war ein schöner Tag, der Clown muss wieder kommen“ – diese Sätze hörte der 58-jährige Zink einstmals nach einem Auftritt in einem Behindertenheim. Inzwischen ist die rheinische Frohnatur auf vielen, auch großen Bühnen aufgetreten. Als Clown Bernie ist er zudem regelmäßig für einen guten Zweck in Hirschlanden unterwegs. Aber diese Sätze blieben ihm doch eindrücklich in Erinnerung. Sie treiben ihn weiterhin an. An diesen Sonntagnachmittag steht Zink an einem Tisch im Guldenhof und ruft Märchen in Erinnerung. Er erzählt die Geschichten, am Ende sind Rotkäppchen, Froschkönig und das tapfere Schneiderlein in den Köpfen präsent.

Wenn die Clowns nach diesem Nachmittag den Guldenhof verlassen, sind sie erfüllt von den Reaktionen. Und doch sind sie auch still. Wer weiß schon, wen man das nächste Mal nicht mehr sehen wird? „Man lebt bewusster“, sagt Zink. „Man nimmt sich selbst nicht so wichtig“, fügt Uhle an.