„Ewig anders“ ist ein Projekt in Ditzingen, das sich mit der letzten Ruhestätte befasst. Die Trauerkultur wandelt sich und damit eine zentrale innerstädtische Fläche.

Warum soll man sich mit dem Tod befassen? Warum in eine Trauergruppe? Nur zwei Fragen, die der Gruppe „Ewig anders“ immer wieder begegnen, doch mit dem, was die Frauen und Männer antreibt, nichts zu tun haben. „Eine Trauergruppe – das könnten wir gar nicht leisten“, sagt Erika Pudleiner. Harald Orlamünder pflichtet ihr bei. „Wir sind aus einem Projekt der Kulturregion entstanden“, sagt er. Aspekte der Kunst und des gesellschaftlichen Miteinanders waren die Ausgangspunkte, keineswegs aber Therapie.

 

Ein Quell der Ruhe in der Stadt

Die Gruppe „Ewig anders“ befasst sich mit dem Wandel in der Trauer- und Bestattungskultur, damit verbunden dem Wandel auf den Friedhöfen. Die Flächen werden zunehmend zur innerstädtischen Grünfläche, weil es immer weniger Erdbestattungen gibt.

An anderer Stelle des Friedhofs entstehen stattdessen Urnenwände, an denen Grabschmuck – Pflanzen, Kerzen, Erinnerungsgegenstände – nicht erlaubt ist. In Großstädten wird der Friedhof deshalb zunehmend parkähnlich – und entsprechend so von der Bevölkerung genutzt: ein Quell der Ruhe in der Natur, an dem Kunst und Kultur durchaus ihren Platz haben können.

All diese Veränderungen in der Gesellschaft spielten mit rein, als sich die Bürger im Rahmen eines Festivals der Kulturregion Stuttgart 2018 zusammenfanden. Bei dem Produktionskunstfestival „Drehmoment“ sollte es in Ditzingen um Friedhofs- und Trauerkultur gehen. Der Gemeinderat war eingebunden, mit der Künstlerin Maike Sander entwickelte sich dann das Thema und noch im Rahmen des Festivals legte die Gruppe eine Fläche auf dem Friedhof der Kernstadt an.

Die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft sollten die Fläche prägen. Für die Luft steht nun seit geraumer Zeit ein hoch aufragendes Windspiel in Form eines stilisierten Engels am Rand der Fläche. Für die Erde steht ein Hügelbeet, als Raum der Erinnerung und für letze Blumengrüße und Objekte. Für Wasser wird ein Quellstein stehen. Die Stadträte bewilligten dafür vor wenigen Wochen rund 1550 Euro.

„Pflanzen Sie mit“ – mit diesen Worten lädt die Gruppe zur Beteiligung ein, oder aber Trauernde, dort zu pflanzen, was an der Urnenwand eben nicht mehr möglich ist.

Die Gruppe lädt in den Projektraum ein

Der Quellstein wird den Garten der Erinnerung vervollständigen. Was das erreichte Ziel für die Gruppe bedeutet, ist offen. Man denke von Projekt zu Projekt, heißt es. Auch Ute Schmiedt, Mariette und Stefan Machmer, der Steinmetz gehören zu deren festen Kern, die wenngleich in der Marktstraße präsent, immer noch mit Vorurteilen aufräumen muss.

Selten betrete jemand den dienstags für jedermann offenen Raum in der Marktstraße 24. Gleichwohl sagt Orlamünder auch, die Gruppe sei im Ort bekannt und werde wahrgenommen – auch wenn sie in der Verwaltung „nicht so aufgeschlossen“ seien, wie es die ehemalige, langjährige SPD-Stadträtin Erika Pudleiner formuliert.

Von Projekt zu Projekt zu denken, bedeutet nicht, dass die Gruppe nicht Ideen habe. Ideen, mit denen sich die Gruppe weiterhin einbringen könne bei einem Thema, das eben längst nicht nur Trauernde betrifft, sondern die Gesellschaft und damit einen gesamten Ort.

Die Grenzen des eigenen Tuns kennen

Das wäre zum Beispiel die geschichtsträchtige Speyrer Kirche, ein Kleinod im Ort, das nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Das, erzählt Pudleiner, habe der frühere Kulturamtsleiter den Räten nahe gelegt. Zuletzt haben sie einen Tierfriedhof in Kornwestheim angeschaut, um sich unverbindlich über ein Thema zu informieren, das andernorts längst umgesetzt wird.

Laut Harald Orlamünder sind die Ditzinger die einzigen aus dem Festival der Region, die noch aktiv an ihrem Thema arbeiten. Das bestärkt sie auch in dem, wie sie etwas tun – oder eben nicht. Die Ehrenamtlichen kennen ihre Grenzen. Mit Friedhofsplanung etwa befassten sie sich nicht. Denn Landschaftsarchitekten, sagen sie, seien sie nicht.