Eine Ausstellung mit Bildern der Stuttgarter Fotografin ist im Ortsteil Hirschlanden eröffnet worden. Die Keltenstele, die dort gefunden wurde, ist in der Fachwelt viel beachtet. In das Bewusstsein der Ditzinger rückt sie erst nach und nach.

Ditzingen - Beim örtlichen Bäcker gibt es ihn süß und salzig, verdiente Stadträte erhalten die Nachbildung als Gabe überreicht; er steht in der Schule sowie als Skulptur in manchen Vorgärten. Er prangt auf den Fahnen an den Ortseingängen und selbstverständlich als Nachbildung am Fundort in Hirschlanden selbst: Der Hirschlander Krieger. Vor 50 Jahren waren die keltischen Überreste bei Bauarbeiten entdeckt worden, rund ein Jahr später wurde die lebensgroße Stele aus Stubensandstein ausgegraben. Sie gehört wohl zu den ersten lebensgroßen Figuren eines Menschen, die in Mitteleuropa um 500 vor Christus angefertigt wurden.

 

Jetzt wird der Figur eine Ausstellung gewidmet mit Fotografien der Stuttgarterin Rose Hajdu. Die Schau im Hirschlander Rathaus wurde am Mittwoch eröffnet. Die frühere Amtsfotografin des Landesdenkmalamtes zeigt den Krieger, wo er im Ort zu sehen ist. Sie zeigt atmosphärisch dichte Bilder und setzt die Miniaturen in einen ungewöhnlichen Kontext. Aufgereiht im Vorgarten zum Beispiel.

Lange war der Hirschlander Krieger in Ditzingen kaum beachtet. Doch das ändere sich langsam, meint die Ortsvorsteherin Barbara Radtke. Die Kelten waren bis weit in das 20. Jahrhundert als wildes, kulturloses Volk verschrien. Schließlich konnten sie nicht an der griechischen Lebensweise und Kultur teilhaben, weil sie weder schreiben noch lesen konnten. Für die Griechen waren sie deshalb schlicht Barbaren. Die Geschichtsschreibung übernahm die Bezeichnung, was das Bild vom Kelten bis in das 20. Jahrhundert bestimmt haben, berichtete der Stadtarchivar Herbert Hoffmann bei der Vernissage. Das änderte sich erst, als sich durchsetzte, dass Geschichte nie identisch mit der Quelle sei, die von dieser Geschichte zeuge, so Hoffmann.

„Mit zunehmender Tendenz“ dringe er ins Bewusstsein der Bürger, sagt auch Radtke. Gleichwohl scheut sie nicht den Vergleich mit dem Propheten, der im eigenen Land nichts gilt. Denn in der Fachwelt sei der Hirschlander Krieger schon lang ein Begriff, bestätigt Rose Hajdu. Das Original kam bald nach seiner Ausgrabung in das Württembergische Landesmuseum. Aktuell ist es in der Ausstellung „Die Welt der Kelten. Zentren der Macht - Kostbarkeiten der Kunst“ im Alten Schloss zu sehen. Seinen Fundort, den Grabhügel in Hirschlanden, ziert eine Nachbildung seitens des örtlichen Steinmetzes Stefan Machmer. Er will nächstes Jahr eine Sitzbank am Grabhügel gestalten. 2013 ist es 50 Jahre her, dass der Krieger ausgegraben wurde.

Die Fotoschau bildet den Auftakt mehrerer Veranstaltungen. Im Juni kommt die Ausstellung „Erde und Licht“, die zurzeit in Asperg zu sehen ist. Außerdem steht das Kinderfest im Zeichen der Kelten, neben einem Vortrag und einem Ausflug ist in der Kelten-Woche ein Kulturbeitrag der Theodor-Heuglin-Schule geplant.