Ditzingen hat einen Prozess angestoßen, um ein Konzept für die Entwicklung des Ortes zu erstellen. Sie ist damit nicht allein – doch eine Besonderheit gibt es.

Wie soll die Stadt in zehn Jahren aussehen? Wie wollen ihre Bewohner leben? Und was fehlt ihnen heute? Welche neuen Themen werden noch zu wenig berücksichtigt? Was könnte, was sollte verbessert werden? Mit derlei Fragen befassen sich derzeit viele Kommunen. Die Antworten münden in einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept, kurz Isek. Letztlich geht es im Kern immer darum, wie jahrzehntealte, aber nicht mehr tragfähige Strukturen einer Gesellschaft erneuert werden können, bei zugleich geringer werdenden Ressourcen: Die finanzielle Situation der Kommunen ist schlechter, langjährige Helfer und Mitstreiter ziehen sich altersbedingt zurück. Die Kommunen ringen um Lösungen, wie das Beispiel Ditzingen zeigt. Die Stadt besteht aus vier Teilorten, die Infrastruktur wird deshalb – bewusst – mehrfach vorgehalten, ob Büchereien oder Verwaltungsstellen. Das kostet – und zwingt an anderer Stelle zunehmend zum Sparen.

 

Was ist Isek ? Das integrierte Stadtentwicklungs- und Klimaanpassungskonzept, kurz Isek, führt unterschiedliche Aspekte zu einer Gesamtstrategie zusammen. Das Konzept dient bei künftigen Entscheidungen als Richtschnur. Auch Einzelentscheidungen orientieren sich im Zweifel daran, ganz gleich, ob es dabei um soziale oder wirtschaftliche Fragen oder aber um Fragen des Klimaschutzes geht.

   

Was ist der konkrete Anlass für Isek? In dem Strategiepapier werden getroffene Entscheidungen, bereits existierende Konzepte zu Teilbereichen der kommunalen Planung – wie etwa Verkehr – sowie die Bürgermeinung kombiniert. Vor allem mit dem Argument, bestehende Teiluntersuchungen darin zusammenführen zu wollen, begegnete die Verwaltung kritischen Nachfragen aus dem Gemeinderat, als Isek beschlossen werden sollte. Manche Räte hatten auf schon vorliegende Ergebnisse verwiesen und die Notwendigkeit einer neuerlichen Untersuchung hinterfragt. Letztlich beauftragte der Rat das Büro Internationales Stadtbauatelier mit der Organisation. Das Büro verantwortete auch die Untersuchung des Status quo. Diese bildet die Basis aller Überlegungen.

Was sind die bisherigen Ergebnisse? In der Bürgerbeteiligung wurden mehrere Schwerpunktthemen herausgearbeitet: Gesellschaft verknüpfen, die Identität wahren, die Verkehrswende vorantreiben, die Innenstädte vom Verkehr entlasten und dadurch die Lebensqualität erhöhen, Offenheit für die Digitalisierung.

Was das im Fall der zu verknüpfenden Gesellschaft bedeutet, zeigte sich im Isek-Forum. In der Stadthalle war laut der Verwaltung der Wunsch nach mehr Begegnungsstätten und Treffpunkten geäußert worden. Zudem sollte das Miteinander, auch generationsübergreifend, gestärkt werden. Es gebe bereits viele Orte im städtischen Raum, die als Treffpunkte und Aufenthaltsbereiche genutzt werden, ebenso zahlreiche Jugendtreffpunkte und Sportstätten, Parks und Spielplätze, die über alle Ortsteile verteilt sind. Im Forum wurde eine „Ditzinger Route“ diskutiert, ein Themenpfad zur Vernetzung von Ditzingen mit Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen.

Gibt es Kritik? Die Bürger waren während Corona aufgerufen, sich an Online-Foren zu unterschiedlichen Themen einzubringen. Außerdem fand dann ein Forum in der Stadthalle statt. Allein die Online-Foren brachten allerdings nicht die große Beteiligung, welche die Verwaltung erhofft oder gar aus Erfahrungen der Vergangenheit erwartet hatte. In die Stadthalle waren im Mai vergangenen Jahres rund 50 Ditzinger gekommen. Ob es an Corona lag oder ob die geringe Beteiligung eine generelle Entwicklung ist, da sie laut der Stadt auch in anderen Kommunen zu beobachten sei, ist offen.

Aus der Bevölkerung kam in einer Bürgerfragestunde zu Beginn einer Gemeinderatssitzung zudem die Frage auf, ob und wie ernsthaft dieser Prozess – und vor allem die Bürgerbeteiligung – angelegt sei. Schließlich seien ebenso die Ziele der Verkehrsentwicklung beschlossen wie die Maßnahmen zur nachhaltigen Verkehrsentwicklung. „Der Prozess ist ernsthaft angelegt“, entgegnete der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos). Er betonte, dass die Verwaltung an der Bürgermeinung interessiert sei. Diese würde in das Gesamtkonzept ebenso einfließen wie alle bereits beauftragten Teilkonzepte. Allerdings sei klar, dass die Entscheidung letztlich immer beim Gemeinderat liegen werde.

Wie geht es weiter? In der Verwaltung und vor allem den Teilorten wird an den Themen weitergearbeitet. Ziel ist laut der Verwaltung, alle Ergebnisse im Winter zusammenzuführen und auf dieser Basis in konkreten Handlungsfeldern, Maßnahmen und Prioritäten weiterzuentwickeln. Diese werden in einem ersten Entwurf eines integrierten Stadtentwicklungskonzepts dokumentiert. Im Frühjahr sollen diese Ergebnisse im Rahmen eines weiteren Isek-Forums vorgestellt werden. Der Isek-Bericht soll laut der Verwaltung bis Sommer nächsten Jahres vorliegen.