Der Ditzinger Gemeinderat hält trotz Kritik an neuen Gebühren fest, die von September an gelten sollen. Er will die Diskussion allerdings fortführen. Der Gesamtelternbeirat der Kindertagesstätten lehnt das Modell ab.

Ditingen - Am Ende der Bürgerfragestunde sagte der Oberbürgermeister einen Satz, der die Komplexität umriss: „Wir versuchen, jedem Fall gerecht zu werden.“ Damit hatte er zwar die Wortmeldung einer Mutter zur Gebührenerhöhung der Kinderbetreuung nicht beantwortet. Aber er hatte ihr die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft der Verwaltung bei Härtefällen signalisiert – dann freilich nicht mehr in öffentlicher Gemeinderatssitzung.

 

Die Kinderbetreuung wird von Herbst an um neun Prozent teurer. Zudem entfällt die Geschwisterermäßigung bei gleichzeitiger Ganztagsbetreuung.

Gebühren künftig für zwölf statt für elf Monate

Künftig werden die Gebühren zudem für zwölf, nicht mehr nur für elf Monate berechnet. Hochgerechnet aufs Jahr kostet der Regelkindergarten für über Dreijährige bisher 94 Euro, von September an dann 102 Euro. Die Kinderbetreuung für Zweijährige kostet bei 30 Wochenstunden 132 Euro, ab September 144 Euro.

Von September an unterscheiden die Ditzinger zudem unter anderem auch nicht mehr zwischen einer Betreuung für unter Zwei- und unter Dreijährige in der Ganztagsbetreuung. Ein Jahr später, also ab September 2019, wird dann aber in der Ganztagsbetreuung differenziert zwischen den Altersgruppen unter und über drei Jahre. Ein interfraktioneller Arbeitskreis hatte dieses Modell erarbeitet.

Elternbeirat lehnt das Modell ab

Der Gesamtelternbeirat der Kindertagesstätten lehnt dieses neue Gebührenmodell ab. Die Gebühren seien weder „notwendig, noch sozial verträglich, von familienfreundlich ganz zu schweigen.“ Gleichwohl signalisierte der Elternbeirat, einer Neustrukturierung des etablierten Gebührenmodells grundsätzlich positiv gegenüber zu stehen. Aber es könne nicht sein, dass sich Arbeitnehmer mit mittlerem oder niedrigem Gehalt fragen müssten, ob sich die Arbeit überhaupt lohne – zumal in einer Stadt wie Ditzingen, die sich familienfreundlich nenne. Die Gesamtelternbeiratsvorsitzende warb im Rahmen der Bürgerfragestunde gar für eine Vertagung der Entscheidung. Sie bezog sich dabei auf den Umstand, dass die Gebührensatzung noch nicht vollständig ist.

Der Arbeitskreis wird sich auch über die Formen der Ermäßigung noch Gedanken machen. Daran ließen die Vertreter der Fraktionen in der Aussprache keinen Zweifel. Sie würdigten zudem den aus ihrer Sicht konstruktiven Diskussionsbeitrag der Elternvertreter. Diese sollen bei Bedarf an der Debatte im Arbeitskreis teilnehmen. Einen entsprechenden Antrag hatte der FDP-Rat Horst Ludewig gestellt. Er will den Arbeitskreis grundsätzlich beteiligen.

Die Ditzinger ändern das Gebührensystem grundlegend, um sich mittelfristig den Richtsätzen des Landes anzugleichen. Das hatte der als SPD-nah geltende Oberbürgermeister Michael Makurath angemahnt. Über viele Jahre ist er damit aber an der Mehrheit des Gemeinderats gescheitert.