Anlässlich des Ortsjubiläums wird Schöckingen zu einer großen Galerie. Künstler haben sich dafür zusammengetan. Nach der Ausstellungseröffnung laden die Künstler nun regelmäßig in das bisher leer stehende Gebäude ein

Ditzingen - Das Motto der Ausstellung zum Ortsjubiläum hat die Künstler dazu eingeladen, sich auf eine weiter Reise zu begeben: „Heimat@Schöckingen.de“ lautet der Titel der Schau, die von morgen an in Schöckingen zu sehen ist. Doch die 15 Künstler, die entweder im Ditzinger Stadtteil leben oder dort arbeiten, schweifen nicht allzu sehr in die Ferne. Sie stellen Heimat, die in Zeiten der Globalisierung doch eine ganz andere Bedeutung haben kann, als es der traditionelle Heimatbegriff hat, auch nicht in Frage. Stattdessen befassen sich einige mit der Veränderung ihres direkten Umfelds, dem kleinsten und dörflichsten Stadtteil Ditzingens.

 

Ensemble war lange unbewohnt

Caritas Lewandowski etwa zeigt eine „Hommage an eine alte Kastanie“ und geht in „Die wundersame Verwandlung in Schöckingen“ auf die Veränderung in der Landwirtschaft ein: Kühe werden seltener, stattdessen sind immer mehr Reitpferde im Ort zu sehen – deshalb verwandelt sich die Kuh in ihrer Mischtechnik Schritt für Schritt in ein Reitpferd. Karl-Heinz Schwenk hingegen arbeitet mit dem Holz, das in Schöckingen beziehungsweise in dessen direktem Umfeld gewachsen ist. „Das Holz gehört zu Schöckingen dazu“, meint er. Gleichwohl darf das Material auch aus Ditzingen stammen, so etwa die Weide, die anlässlich der Arbeiten am Hallenbad fallen musste. Ob er für Stuttgart hingegen nur leise Ironie übrig hat? Eines seiner Werke jedenfalls heißt „Birkenkopf“.

Das Gehöft, das jetzt zur Galerie wird, war bis vor wenige Jahre bewohnt, seitdem stand es leer. Der Ortsvorsteher Michael Schmid suchte den Kontakt zu den Angehörigen, die das Ensemble den Kunstschaffenden überließen, so wie es die Bewohnerin zurückgelassen hatte: Bilder hängen an der Wohnzimmerwand, in der Küche steht das Tablett auf dem Tisch. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben – oder doch nicht? Ralf Ehring nämlich hat das Wohnzimmer subtil verändert, die Büffetuhr aus den 1960er Jahren hat dort weiterhin ihren Platz – wie nun auch das Laptop, auf dessen Bildschirm das Logo des sozialen Netzwerks Facebook, leuchtet. Wandanschlüsse und Steckdosen wurden erweitert – wer steckt in der multimedialen Welt heute nur ein herkömmliches Antennenkabel rein?

Profis und Laien gestalten die Räume

Professionelle Künstler haben in dem Gehöft mit Wohnraum, Stall und Keller ebenso ihre Ausstellungsfläche gefunden wie Laien. Vielfach arbeiten diese gegenständlich wie etwa Edeltraud Hermanutz – sie zeigt in ihren Aquarellen die „Schöckinger Blütenpracht“. Manche verwandeln ihre Arbeiten innerhalb einer Reihe ins Abstrakte, dritte wiederum lassen abstrakt das Material wirken und spielen wie Freya Lorenz mit den Ebenen, die der Blick vom Innenhof in den Gewölbekeller ermöglicht. Die einen verfremden den Raum, andere dekorieren ihn oder machen daraus etwas völlig Neues. Aber alle erfüllen sie das Haus auf ihre Weise wieder mit Leben.