Der Ditzinger Gemeinderat genehmigt die Pläne des türkisch-islamischen Kulturvereins. Zuvor wird heftig diskutiert, auch über einen möglichen Einfluss des türkischen Staates.

Gehört der Islam zu Deutschland? Muss eine Moschee zwingend ein Minarett haben? Und stellt es nicht ein Problem dar, wenn sich 400 Männer zum Gebet versammeln, es aber nur einen Bruchteil an Parkplätzen rund um das Gelände geben kann? Die Diskussion im Gemeinderat wurde grundsätzlich, ehe das Gremium mit 17 zu fünf Stimmen für den Bau der Moschee an der Siemensstraße hinter der Aral-Tankstelle stimmte. Drei Räte hatten sich der Stimme enthalten. Bauen will der türkisch-islamische Kulturverein.

 

Oberbürgermeister verweist auf das Gesetz

Die CDU hatte die Diskussion eröffnet. Während Christian Rombold die Verkehrssituation hinterfragte, störte sich sein Fraktionskollege Konrad Epple am geplanten Minarett. 400 Männer beim Freitagsgebet, aber nur 20 Tiefgaragenplätze, wie die Planungen vorsehen, war Rombold deutlich zu wenig. Er befürchtet ein „Verkehrschaos“ bei den Freitagsgebeten.

Epple wiederum störte sich am geplanten – 20 Meter hohen – Minarett, besonders wenn dies zum Gebetsruf genutzt würde. Zudem wollte Epple geklärt wissen, ob der türkische Staat nicht durch finanzielle Unterstützung Einfluss nehme. Manfred Grossmann (Freie Wähler) führte an, „grundsätzlich ähnliche Probleme wie die Kollegen“ zu haben. Wenn die Moschee an dieser Stelle aber funktioniere, sehe er hingegen die Vorteile für die Stadt und würde deshalb zustimmen.

Minarett soll nicht zum Gebetsruf genutzt werden

Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) hielt den Räten entgegen, dass die Verkehrssituation sich im Vergleich zu heute nicht ändern werde, weil sich die bisherige Moschee des Vereins nur wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinde. Grundlage für die Genehmigung sei die Landesbauordnung. Er verwies auf das Grundrecht der Religionsfreiheit – und dass sich die Frage, woher das Geld stamme, deshalb nicht stelle. Zumal der Staat zudem zur Neutralität verpflichtet sei. Auch wenn er keinen Anlass zum Zweifel an der Aussage des Kulturvereins habe, dass das Minarett nicht zum Gebetsruf genutzt werde, könne die Stadt sich dies auch verbriefen lassen. Sie ist Verkäuferin des Grundstücks.

Seit einem Jahrzehnt auf der Suche

Bald zehn Jahre sucht der türkisch-islamische Kulturverein in Ditzingen eine neue Bleibe und damit auch einen Bauplatz für eine Moschee. Mehrere Standorte in der Gesamtstadt waren in dieser Zeit geprüft und wieder verworfen worden. Der Fachausschuss für Technik und Umwelt hatte dem Gemeinderat vergangene Woche empfohlen, dem geplanten Standort an der Siemensstraße, hinter der Aral-Tankstelle, zuzustimmen. Auf der 800 Quadratmeter großen Grundstücksfläche ist ein Sakralbau mit erkennbarem Minarett geplant. An den zweigeschossigen Hauptgebetsraum mit Kuppel schließt sich nördlich ein Flachdachgebäude mit drei Geschossen und Staffelgeschoss an. Im westlichen Bereich des Flurstücks, zwischen den beiden Gebäuden, ist das 20 Meter hohe Minarett vorgesehen.

Bisher genutztes Gebäude soll abgerissen werden

Das Gebäude sieht 470 Gebetsplätze im zweigeschossigen Sakralbau vor, in dem dreigeschossigen Gemeindezentrum befinden sich ein Veranstaltungsraum sowie die Wohnung des Imam. Der Hauptzugang soll dann über die Schuckertstraße erfolgen. Die Baukosten belaufen sich auf rund 3,15 Millionen Euro.

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Bisher befinden sich die Gebetsräume in einem Mehrfamiliengebäude wenige Meter entfernt, jenseits der Siemensstraße. Sowohl die 1984 im Ort gegründete türkisch-islamische Gemeinde als auch die Stadtverwaltung haben aber ein Interesse an der Umsetzung der nun genehmigten Pläne. Die Stadt kauft die Wohnungen in dem Gebäude, in dem sich die jetzige Moschee im Eigentum des Vereins befindet, nach und nach auf, um es für die Verbreiterung der Straße und die Neuordnung des Gewerbegebiets abzureißen.